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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Minutenschnelle vor unseren Augen auf. Da bleiben nur ein paar große Gräten übrig. Wir müssen ihn so nahe wie möglich ans Ufer locken. Und wenn ich ihn heraushole, müssen Sie mit dem Beil die an ihm hängenden Piranhas abschlagen. Das wird gefährlich, Senhor.«
    »Versuchen wir es, Gilberto.«
    »Darf ich später Ihr Skelett verkaufen?«
    »Es steht Ihnen zur freien Verfügung.«
    Gilberto nickte und peitschte mit dem Bambusspeer das Flußwasser nahe den Mangroven auf. Es hörte sich an, als wenn von einem Kaiman ein großes Büschel Mangrovenblätter in den Fluß gerissen worden war. Marco griff nach Gilbertos Arm.
    »Da kommt er«, flüsterte er. »Er ist gut über zwei Meter lang. Warten Sie, bis er wieder hochkommt. Der Arapaima hat seine Schwimmblase zu einem lungenähnlichen Organ umgebildet, mit dem er Luft aufnehmen kann und so unabhängig ist vom schlechten, oft sauerstoffarmen Wasser. In Abständen von zehn bis fünfzehn Minuten muß er an die Oberfläche kommen und Luft einpumpen.«
    »Der Zoologe.« Gilberto lächelte. »Darauf warte ich ja. Wenn er hochkommt, wissen wir genau seinen Standort. Jetzt ist er weg, aber er schwimmt auf uns zu. Das Geräusch hat ihn neugierig gemacht.«
    Sie saßen auf dem dicken Mangrovenast, der in den Fluß hinauswuchs, und warteten. Der Bambusspeer lag stoßbereit in Gilbertos Hand.
    Plötzlich schoß der Riesenleib des Arapaima aus dem Wasser und klatschte ebenso schnell wieder in den Fluß zurück. In die Stille des Regenwaldes knallte der Aufprall wie ein Schuß aus einem Gewehr. Gleichzeitig stieß Gilberto zu. Die harte Bambusspitze drang gleich hinter dem Kopf tief in den Fisch ein und schien einen Nerv getroffen zu haben, der ihn lähmte. Er tauchte nicht weg. Sein großschuppiger, heller Leib, der sich zur Schwanzspitze hin rötlich färbte, trieb auf dem Wasser, nahe den Mangroven.
    »Runter!« schrie Gilberto. Marco faßte nach dem Beil in seinem Gürtel. »Wir müssen schneller sein! Die Piranhaschwärme sind noch nicht da. Los!«
    Sie sprangen gleichzeitig in den Fluß, warfen sich fast auf den Arapaima und zogen ihn ans Ufer. Es ging wirklich um Sekunden. Sie waren schon im seichten Wasser, als die ersten Hundertschaften der Todesfische sich mit weit aufgerissenem Maul auf den Fisch stürzten und mit ihren messerscharfen spitzen Zähnen aus dem Schwanzteil Stücke herausrissen.
    »Noch einen Meter, Senhor!« keuchte Gilberto. Der Schweiß lief ihm in Strömen über Gesicht und Körper. »Schlagen Sie zu! Hauen Sie den Schwanz ab.«
    Marco hob das Beil hoch über seinen Kopf und schlug mit aller Kraft, zu der er fähig war, zu. Und tatsächlich gelang es ihm, den Schwanz des Fisches mit diesem Schlag abzuspalten. Sofort stürzten sich alle Piranhas auf dieses blutende Stück. Abertausende schienen es plötzlich zu sein. Das Wasser schäumte von den hochschnellenden und zubeißenden Raubfischen. Mit einem verzweifelten Ruck zog Gilberto den Körper des Arapaima aufs Land. Noch immer hingen Todesfische daran, rissen Fleischstücke aus ihm und zappelten dann auf dem Boden. Marco erschlug sie und schleuderte ihre Körper in den furchtbaren Wirbel aus Wasser, Piranha-Leibern und zerfetzter Beute.
    Gilberto ließ sich neben dem Arapaima auf den Boden fallen, streckte die Hand aus, nahm Marcos Beil und hieb damit den Kopf des Fisches ab. Der lange, glitzernde Leib zuckte noch mehrmals.
    »Das … das glaubt uns keiner«, keuchte er und warf sich neben dem Riesenfisch auf den Rücken. »Senhor, wenn ich ein gläubiger Mensch wäre, würde ich jetzt sagen: Da hat Gott uns wirklich geholfen.«
    Marco betrachtete den Fisch und fuhr sich dann mit beiden Händen über das Gesicht.
    »Ist das nicht ein bißchen viel für ein Frühstück?«
    »Und für den Abend. So lange hält er sich. Wir werden auf Vorrat essen. Soviel Glück haben wir nicht täglich!« Gilberto nahm sein Messer, schuppte einen Teil des Fisches, vom Mittelstück, ab und schnitt zwei große Stücke aus dem festen, weißen Fleisch. »Jetzt ein Feuerchen, und wir haben ein exzellentes Mittagessen.«
    Sie schlugen ihr Lager hinter den dicken Mangrovenästen auf, zündeten ein Feuer an, warteten, bis nur noch glühende Asche übriggeblieben war, und legten dann die großen Fischstücke, umwickelt von großen, grünen Blättern, in die Glut. Gilberto war während des Wartens den Fluß hinaufgegangen, um nach einem Pfefferstrauch zu suchen, mit deren Schoten er den Fischbraten würzen wollte.
    Er kam nach

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