Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel
Geschöpfen der Luft haben – zeigen sich nur selten, aber in Albany sind sie trotzdem sehr verbreitet. Es gibt unterirdische Verbindungen zwischen den Seen und auch zum Meer hin.«
»Wahnsinn.« Fasziniert blickte Darian ins Wasser und hoffte, die Seeschlange noch einmal zu sehen. »Mia, denkst du, Nessie kam einst von Albany nach Schottland?«
Unsicher hob Mia die Schultern. »Das mag sein. Vielleicht gab es in früherer Zeit eine Überschwemmung, und das Portal lag unter Wasser, und so ist diese ›Nessie‹ hinübergelangt.«
»Oder es existiert ein zweites Portal, das unter Wasser liegt«, überlegte Darian und war von diesem Gedanken fasziniert. »Vielleicht taucht sie deshalb nur hin und wieder im Loch Ness auf.«
»Wer weiß.« Mia amüsierte sich über seine beinahe schon kindliche Begeisterung für die vielen, für Darian ungewöhnlichen und magischen Wesen dieser Welt. Aber sie konnte es verstehen, denn die Welt jenseits des Portals war ihr, bis auf wenige Ausnahmen, sehr nüchtern erschienen, und für Magie hatte dort kaum jemand Sinn gehabt.
»Kommt jetzt, wir müssen weiter«, drängte Tagilis.
Nur wenig später sahen sie in der Ferne eine Gruppe von grobschlächtigen Waldtrollen, doch die grünlich grauen Wesen, die teilweise tödlich scharfe Hauer im Gesicht hatten, kümmerten sich nicht um die Menschen, sondern waren offenbar versorgt. Sie schleppten ein ganzes Reh und mehrere Schafskadaver mit sich.
»Die haben sie wieder irgendwelchen Bauern gestohlen«, meinte Atorian missbilligend.
Mia sah das etwas weniger streng. »Auch Trolle wollen den Winter gut überstehen. Von irgendetwas müssen sie leben.«
»Dann sollen sie Wild jagen.« Atorian blickte den Trollen hinterher, und man sah ihm deutlich an, dass er diese gerne verfolgt und zur Strecke gebracht hätte.
»Wild durften sie ja bisher den hohen Herrn von Northcliff zufolge auch nicht jagen«, entgegnete Mia herausfordernd. »Also, welche Wahl bleibt ihnen dann denn noch?«
»In ihren Bergen im Osten bleiben und uns Menschen in Ruhe lassen.«
»Im Osten gibt es aber kaum noch Wald, und daher auch wenig Wild, was den Zwergen zu verdanken ist …«
»Jetzt hört doch auf zu streiten«, griffTagilis kopfschüttelnd ein. »An sich ist unser Land groß genug für alle Wesen, wenn sich die Völker nur mit mehr Toleranz begegneten.«
»Wenn ein Troll mich fressen will oder meine Ernte zerstört, hat meine Toleranz Grenzen«, beharrte Atorian stur.
Darian legte Mia, die schon wieder den Mund zu einer Entgegnung öffnete, eine Hand auf den Arm, und sie schwieg, zumal nun auch die ersten Gebäude in Sicht kamen.
Ilmor, das aus einer Ansammlung von größtenteils armseligen Baracken bestand – Darian erinnerten sie unwillkürlich an eine Geisterstadt in einem alten Western –, duckte sich in den Schatten eines mächtigen Berges, der sich schneebedeckt in den Himmel erhob. Eine schlecht ausgebaute Straße führte durch die Stadt und verlor sich dann in den südlichen Hügeln. Viel Betrieb herrschte bei diesen kalten Temperaturen nicht. Hier und da stand ein Pferd vor einem der hölzernen Gebäude angebunden, und ein geduckter Mann eilte um eine Hausecke herum, seine Kapuze weit ins Gesicht gezogen. Es schien, als wolle er nicht erkannt werden. Ansonsten schritt nur der Wind als einsamer Gast durch die leeren Gassen.
»Ein einladender Ort«, stellte Tagilis mit einem leichten Grinsen fest, als aus einem Gebäude, über dem ein Bierkrug aufgemalt war, ein offensichtlich volltrunkener Gast auf die Straße geworfen wurde, der sich kurz darauf lautstark übergab.
Langsam und mit ihren Händen an den Waffen, wanderten sie durch die Hütten, die dicht an dicht standen. Die meisten Gebäude schienen Tavernen zu sein, aus denen häufig Geschrei ertönte, auf einigen Gebäuden hingegen prangten Gemälde von Damen von zweifelhaftem Aussehen. Aus den Gassen hinter den Gebäuden drang teilweise bestialischer Gestank.
»Sollen wir uns aufteilen?«, schlug Atorian vor.
Mia zuckte die Achseln. »Irgendein Betrunkener wird vielleicht für einen weiteren Krug Bier bereit sein, zu erzählen, ob es in der Nähe einen Zugang zum Unterreich gibt. Aber«, und ihre Stimme nahm einen warnenden Unterton an, »Darian, sei vorsichtig, falls du einen Dunkelelfen triffst. Sie sind ohnehin schon ein gefährliches Volk, aber diejenigen, die sich in dieser Stadt aufhalten, sind angeblich die schlimmsten von allen und werden selbst von ihrem eigenen Volk
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