Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel
wissen.
»Kein Vertreter eines anderen Volkes darf die Städte der Dunkelelfen betreten, es sei denn, er hat jemanden, der für ihn bürgt.«
»Und Bas’Akir will dieser Bürge sein?«, hakte Darian nach, dann nickte er zu dem schweigsamen Mann hinüber. »Versteht er unsere Sprache nicht, oder will er nicht mit uns sprechen?«
»Doch, er versteht sie«, antwortete nun Bas’Akir mit einem eigenartigen, hart klingenden Akzent, »aber er benutzt sie nicht gerne. Und nein, ich lege keinen Wert darauf, mit euch zu sprechen.«
»Sag einfach, was du willst, und treib keine Spielchen mit uns.« Es war deutlich spürbar, wie gereizt Mia war.
»Waren dein Vater oder deine Mutter ein Dunkelelf?« Bas’Akir schien sie mit Blicken zu durchbohren, und Mias Augen begannen gefährlich zu funkeln.
»Mein Vater, er schändete meine Mutter«, presste sie mit hasserfüllter Stimme heraus. Ihre Gesichtszüge verhärteten sich noch mehr, während sie Bas’Akir fixierte.
»Wie war sein Name?«
»Das weiß ich nicht.«
»Denk nach, es ist wichtig«, beharrte der Dunkelelf.
Mia starrte ihn wütend an, dann zuckte sie die Achseln. »Kurz vor ihrem Tod, als ich meine Mutter noch einmal sah, sprach sie einen Namen, Ziravan oder so ähnlich. Ich weiß nicht, ob es sein Name war, vielleicht hat sie ihre schrecklichsten Momente noch einmal durchlebt, bevor sie starb.« Scharf wie Messer waren Mias Worte, doch Bas’Akir schien sich davon nicht beeindrucken zu lassen.
»Vom Blute der ’Avan, das macht mir Hoffnung«, murmelte er und sah die Nebelhexe dann eindringlich an. »Ich gehe davon aus, dass sein Name Zir’Avan ist. Du entstammst einer angesehenen und einflussreichen Familie. Wir werden so lange es geht unerkannt reisen, aber wenn es zu einer gefährlichen Situation kommt, müssen wir den Namen deines Vaters nennen, und er wird für dich sprechen.«
Mit zwei Schritten war Mia bei Bas’Akir. »Mein Vater kennt mich nicht einmal, und diese dreckige Kreatur wird ganz sicher nicht ›für mich sprechen‹, nachdem er sich an meiner Mutter vergangen hat.«
Doch auch diese harten Worte schienen den Dunkelelfen nicht zu stören. Er streckte seine langen Beine aus, die in fleckigen Wollhosen steckten, und meinte gelassen: »Du bist von seinem Blute, also wird er für dich sprechen. Wir Dunkelelfen haben einen Ehrenkodex, an den wir alle gebunden sind.«
»Ehrenkodex!« Mia sah aus, als würde sie gleich Feuer speien, und Darian hielt sie am Arm fest, bevor sie auf Bas’Akir losgehen konnte. Dann runzelte sie die Stirn. »Was hatte das wir zu bedeuten?«
»Ich werde euch begleiten«, stellte der Dunkelelf fest, als wäre dies eine lange beschlossene Sache, »im Gegenzug dafür wirst du von deinem Vater verlangen, dass er für mich spricht, denn dann kann ich zurück in die Unterwelt.« Bei den letzten Worten hatte seine harte, kalte Stimme einen beinahe sehnsuchtsvollen Klang angenommen. Aber nun war Mia völlig außer sich. »Mein Vater hat meine Mutter vergewaltigt«, schrie sie ihn an, »und das Letzte, was ich tun werde, ist, mich mit einem seiner Art auf einen dubiosen Handel einzulassen. Und sollte ich jemals auf diesen Zir’Avan treffen, werde ich ihm einen Dolch ins Herz jagen und meine Mutter endlich rächen.«
Darian betrachtete Mia mit großer Sorge. All der Zorn, all die schrecklichen Emotionen, die jahrhundertelang in ihrer Seele geschwelt hatten, schienen plötzlich aus ihr herauszubrechen. Schließlich wusste er sich nicht anders zu helfen, als seine tobende Gefährtin vor die Tür zu schieben.
»Mia, bitte, beruhige dich doch«, bat er und versuchte, ihr ins Gewissen zu reden. Doch Mia riss sich los und stürmte davon. Da Darian wusste, dass es im Augenblick nutzlos wäre, ihr zu folgen, ging er wieder hinein, wo Bas’Akir mit einem fragenden Blick seine feinen grauen Augenbrauen hob.
»Sie ist im Augenblick etwas aufgebracht«, versuchte Darian seine Gefährtin zu verteidigen.
Zu Darians Verwunderung spielte Bas’Akir nur gelangweilt mit seinem Dolch herum. »Ich weiß, Dunkelelfen genießen hier oben keinen guten Ruf, aber ich versichere dir, Familienbande haben bei uns Vorrang, und Aramias Vater würde ihr oder jemandem, für den sie spricht, niemals schaden.« Sein Gesicht verdüsterte sich. »Es sei denn, er wäre vom Blute der ’Ahbrac.«
»Wieso das?«
»Sie sind – anders«, erwiderte Bas’Akir ausweichend, »aber wenn Aramias Mutter den richtigen Namen nannte, dann ist das ohnehin nicht von
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