Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel
bald deutlich, dass sich die alte Essara trotz des wenig vertrauenerweckenden Äußeren mit ihrem Handwerk gut auskannte. Leise vor sich hin grummelnd wusch sie die Wunde gewissenhaft aus, studierte dann ihre getrockneten Kräuter und setzte welche davon über dem Feuer auf.
Bald erfüllte ein erdiger Geruch das Zimmer, während das Gebräu munter in dem Kessel vor sich hin blubberte. Sie gab Tagilis einen Trunk gegen die Schmerzen, der offensichtlich schon nach kurzer Zeit wirkte, denn das Gesicht des Halbelfen entspannte sich zusehends.
»Ihr könnt ruhig gehen«, versicherte Tagilis. »Ich denke, ich bin hier in guten Händen.«
Davon schien Mia allerdings nicht überzeugt zu sein, und auch Darian widerstrebte es, seinen Freund hierzulassen. Erst als Kaya versprach, so lange auf ihn zu achten, bis er wieder ganz gesund war, zogen Mia und Darian ernsthaft in Erwägung, schon am nächsten Tag ins Dunkelelfenreich aufzubrechen.
»Einer von uns sieht heute Abend ganz sicher noch mal nach dir«, versprach Darian und drückte den Halbelfen, der ihm ein guter Freund geworden war, an der Schulter.
»Sobald ich wieder reisefähig bin und das Wetter es zulässt, werde ich zum Rannocsee aufbrechen«, versprach Tagilis.
»Aber sieh zu, dass du wieder ganz gesund bist. Allein zu reisen ist ohnehin gefährlich, im Winter noch sehr viel mehr«, warnte Mia besorgt.
»Ich bin ein halber Elf.« Tagilis zwinkerte ihr zu. »Das Erbe meines Volkes ermöglicht es mir, zumindest für menschliche Augen beinahe unerkannt das Land zu durchqueren.«
»Du bist ein Mischling?«, schaltete sich nun Kaya staunend ein. »Du siehst gar nicht menschlich aus.«
»Nein, von der menschlichen Seite ist nicht viel zu sehen.«
Die alte Heilerin begann nun, gekonnt das Bein zu verbinden – zu Darians Erleichterung sogar mit abgekochten Leinentüchern. Zumindest ein klein wenig beruhigt verabschiedeten sich die beiden und ließen ihren Freund zurück. Der Schneefall hatte inzwischen nachgelassen, und das Licht der Sterne glitzerte auf den Schneekristallen so intensiv, dass es beinahe taghell war. Unterwegs sprach Darian noch einmal Bas’Akirs Vorschlag an, Mias Vater zu suchen, der, wie ihnen der Dunkelelf versichert hatte, ihnen in jedem Fall helfen würde.
»Der Mann, der meine Mutter geschändet hat, ist ein Dunkelelf.« Mia hielt an, und wieder einmal bemerkte Darian die besondere Faszination, die bei Nacht von ihr ausging. Ihre seidigen schwarzen Haare schimmerten im Licht der Sterne, ihre grünen Augen funkelten jetzt noch viel intensiver und geheimnisvoller, und ihre feinen Gesichtszüge brachte die Nacht noch sehr viel mehr zur Geltung als der Tag.
»Man kann ihnen nicht trauen«, fuhr sie eisig fort. »Um ihres eigenen Vorteils willen würden sie alles erzählen.«
»Dir traue ich doch auch.« Liebevoll streichelte Darian ihr über die Wange.
»Ich bin nicht bei den Dunkelelfen aufgewachsen, auch wenn etwas von ihrem verdorbenen Blut in meinen Adern fließt.«
»Sag das nicht«, bat Darian und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. »Niemand kann etwas für seine Eltern, und du wirst doch nicht behaupten wollen, dass Leána schlecht ist, nur weil das Blut deines Vaters auch in ihr fließt.«
»Nein«, gab Mia widerstrebend zu. »Dennoch müssen wir vorsichtig sein, und wenn sich die Gelegenheit dazu ergeben sollte, werde ich meine Mutter rächen.«
Dies erfüllte Darian zwar mit einiger Besorgnis, aber er nickte schließlich stumm und folgte Mia zurück zur Taverne, wo sie dem besorgten Atorian erzählten, was vorgefallen war.
»Es ist gut, dass wir einen Führer haben, dennoch ist Vorsicht geboten. Wir begeben uns in das Reich eines gefährlichen Volkes.« Dann blickte er seine Gefährten an. »Wir alle sind hervorragende Krieger.« Selbstbewusst legte Atorian seinem Bruder und Mia seinen Arm um die Schultern. »Sollte sich Bas’Akir als unzuverlässiger Führer herausstellen, werden wir gegen ihn bestehen.«
Kapitel 13
Im Reich der Dunkelelfen
In der Nacht sah Aramia noch einmal nach Tagilis und war sehr erleichtert, dass es ihm inzwischen schon wieder besser ging. Zudem erfüllte sie Kayas Versprechen, bei ihm zu bleiben, insgeheim mit großer Erleichterung. Ihr Misstrauen gegenüber der jungen Frau hatte sich etwas gelegt, Kaya schien sehr tatkräftig zu sein und würde sich sicherlich auch für Tagilis einsetzen, sollte irgendwelche Gefahr drohen.
»Bezahlt die Heilerin erst, wenn er wieder ganz gesund ist«, warnte
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