Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel
hakte Mia nach und biss in ein Stück Brot.
»Ihr werdet sie sehen, wenn wir Kyrâstin erreichen.«
»Was wolltest du jetzt über die Krieger erzählen?«, brachte Atorian ihn wieder auf das eigentliche Thema zurück.
Bas’Akirs Gesicht verfinsterte sich erneut, und man konnte sehen, wie unangenehm es ihm war, darüber zu sprechen.
»Was ihr gesehen habt, war eine Einheit junger Dunkelelfenkrieger, welche die Eignungsprüfung bestanden haben, die sie im Laufe einer etwa dreihundert Sommer und Winter dauernden Ausbildung zu Còmhragâr macht – der Garde der Herrscherfamilie. Sie sind die Elitekrieger von Dun’Righal und seiner Gattin Xin’Righal.«
»Das sollen Krieger in der Ausbildung sein? Sie haben erstaunlich präzise gekämpft«, warf Atorian ein. Darian nahm an, dass es für seinen Bruder, der sich selbst voller Stolz für einen der besten Kämpfer Albanys hielt, sicher nicht leicht sein mochte, Männer zu sehen, die für die Verhältnisse ihres eigenen Volkes noch Jünglinge und ihm im Kampf womöglich weit überlegen waren. Fühlte sich sein Bruder, der legendäre Atorian von Northcliff, etwa genauso hilflos hier unten wie er selbst?
Ein spöttisches Lachen entsprang Bas’Akirs Kehle. »Erst in etwa fünfzig Sommern werden sie die erste Stufe ihrer Ausbildung beendet haben und von den älteren Còmhragâr weiter ausgebildet werden. Und noch einmal einhundertfünfzig Sommer später sind sie zugelassen, im Palast des Herrschers zu dienen und für seine Sicherheit zu sorgen.«
Grenzenloses Erstaunen stand in den Augen von Darian und seinen Begleitern.
»Ich frage mich mittlerweile, wie ich auch nur gegen einen einzigen Dunkelelfen bestehen konnte«, wunderte sich Atorian.
»Das kommt daher, weil nur die Schlechtesten von uns überhaupt für längere Zeit an die Oberfläche gehen«, erklärte Bas’Akir, und seine Stimme klang sehr hart. »Junge Krieger müssen in der Zeit zwischen ihrer ersten und zweiten Ausbildungsstufe für etwa zwei Monde die Oberfläche Albanys erforschen, was ihrer Bildung dient. Anschließend kehren sie zurück in ihre Heimat. Keine Familie, die etwas auf sich hält, würde es ihrem Sohn oder ihrer Tochter erlauben, für längere Zeit das Unterreich zu verlassen.«
»Weshalb bist du gegangen?«, fragte Mia vorsichtig nach, und als Bas’Akirs zorniger Blick sie traf, zuckte sie unwillkürlich zurück.
»Ich war kein herausragender Kämpfer, nicht so wie meine Brüder und Schwestern, und ich habe es nicht einmal zu einem normalen Krieger, einem Mhragâr, gebracht. Vielleicht hätte ich ein Tunnelwächter nahe der Oberfläche werden können. Eine sehr ehrlose Aufgabe«, fügte er erklärend hinzu, »aber ich wollte mehr, Ruhm und Anerkennung, so wie alle jungen Krieger.« Ihm schien die Frage in den Augen seiner Gefährten nicht entgangen zu sein. »Heute bin ich zweihundertdreiundfünfzig Sommer alt, noch jung für einen unserer Rasse, aber alt und verbraucht für diejenigen von uns, die an der Oberfläche leben.« Sein Blick schien in die Vergangenheit zu schweifen, als er fortfuhr. »So wie einige andere junge Dunkelelfen führte ich ein unbedeutendes Leben und wurde von drittklassigen Lehrern unterrichtet. Ich lebte in Veledon, einer Stadt weiter im Norden. Es gingen Gerüchte um, dass mutige Krieger gesucht würden, solche, die keine Gefahren scheuten, den Tod nicht fürchteten und nach ihrer Mission in Ehren zurückkehren würden.« Ein verbittertes Lachen entstieg seiner Kehle. »Viele meldeten sich, verließen heimlich ihr Ausbildungslager und folgten einem Mann namens Srin, der seinen Familiennamen erst später preisgab. Denn die vom Blute der ’Ahbrac sind im Unterreich geächtet. Wir wurden weiterhin trainiert und bald an die Oberfläche geführt.« Bas’Akir schnaubte abfällig. »Dort mussten wir uns ans helle Sonnenlicht gewöhnen und kämpften zunächst gegen Trolle und nach und nach auch gegen Menschen – es war ein Kinderspiel! Man gab uns Gold und Edelsteine, aber das, wonach wir uns wirklich sehnten, gegen ebenbürtige Gegner zu kämpfen und ruhmvoll nach Kyrâstin zurückkehren zu können, das wurde uns nicht zuteil.« Der dunkelhäutige Elf fuhr sich durch die silbergrauen Haare. »Viele von uns verließen die Kriegergruppe Srin’Ahbracs und begannen mit Pilzen und Pflanzen zu handeln, die nahe der Oberfläche in unseren Tunnelsystemen wachsen und die bei den Menschen und Zwergen als Rauschmittel beliebt sind. Darin, wehrlose Frauen und Kinder oder
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