Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel
Dunkelelfenumhänge in der silbergrauen Farbe des gehobenen Volkes erfüllten ihren Zweck, und der Kriegertrupp marschierte an ihnen vorüber, ohne sie zu beachten.
»Atorian, komm, es ist nicht mehr weit«, versprach sie.
Rasselnd holte er Luft, schloss kurz die Lider zum Zeichen, dass er verstanden hatte, und schwankte dann weiter.
Etwa eine halbe Meile hatten sie hinter sich gebracht, als Atorian sich zitternd an der Wand festhielt. Sein Gesicht war schweißüberströmt, er schnappte nach Luft und keuchte: »Es … geht … nicht mehr.«
»Komm, wir ruhen uns kurz aus.« Hektisch sah sich Aramia nach einem geschützten Platz um und führte ihn schließlich hinter ein kleines Gebüsch.
Er rollte sich zusammen und schloss gequält die Augen, während Aramia ihm das verschwitzte Gesicht abwischte. Auch nach einer Weile schien er sich nicht wie sonst zu erholen, im Gegenteil, er war kaum noch ansprechbar, stammelte fremde Namen und konnte nicht einmal etwas trinken. Unentschlossen stand Aramia auf. Sie vermutete, dass die Stadt gar nicht mehr weit entfernt war, wollte ihn aber auch nicht allein lassen.
Besorgt bemerkte sie, wie seine Atemzüge immer qualvoller wurden, und fasste schließlich einen Entschluss – sie musste in die Stadt und Hilfe holen.
»Atorian, ich bin bald wieder zurück«, flüsterte sie ihm ins Ohr und streichelte ihm über die glühende Stirn. »Du musst durchhalten.«
Mühsam schlug er die Augen auf, und als hätte er sie verstanden, griff er nach ihrer Hand und hielt sie fest.
»Ich werde dich nur ganz kurz alleine lassen«, entschuldigte sie sich mit einem dicken Kloß in der Kehle.
Unter sichtlicher Anstrengung richtete er sich ein Stück weit auf, verdrehte dann jedoch mit einem Stöhnen die Augen, und als er leblos zurücksackte, konnte Aramia einen leisen Entsetzensschrei nicht unterdrücken.
Endlose Meilen marschierten Darian und sein schweigsamer dunkler Gefährte durch die Tunnel des Unterreichs. Orientierungslos folgte er Bas’Akir, immer in der Hoffnung, dass dieser ihn sicher leitete. Die Dunkelelfenpatrouillen wurden spärlicher, und beinahe hätte Darian sich schon in Sicherheit gewähnt, wenn nicht ein schlangenhafter Mhortarra völlig unerwartet und geräuschlos aus einem der Seitengänge aufgetaucht wäre.
»Lauf!«, schrie Bas’Akir nur. Schon war der Dunkelelf verschwunden, und nach einer Schreckenssekunde hastete Darian ihm hinterher. Diesmal machte er nicht den Fehler, sich umzudrehen, sondern konzentrierte sich einzig und allein darauf, nicht zu stolpern. Seine Lungen stachen, er glaubte schon, die unheilvolle Präsenz des Wesens direkt in seinem Nacken zu spüren. Ein leises Schaben erklang dicht hinter ihm und trieb ihm einen kalten Schauer über die Wirbelsäule hinab. Mit aus purer Verzweiflung geborener Kraft schaffte er es, seine Schritte noch einmal zu beschleunigen. Trotzdem konnte er Bas’Akirs Vorsprung einfach nicht aufholen, im Gegenteil, er hatte das Gefühl, der Dunkelelf würde sich weiter und weiter von ihm entfernen. Die Gefahr in seinem Rücken war beinahe greifbar, und dass er nichts von dem Mhortarra hörte, machte alles nur noch schlimmer. Als Bas’Akir aus seinem Blickfeld verschwand, drohte ihn die vollkommene Panik zu übermannen – sollte ihn sein Gefährte etwa im Stich gelassen haben? Darians Füße schienen kaum noch den Boden zu berühren, er legte all seine Kraftreserven in seine Flucht. Urplötzlich riss ihn etwas von links zur Seite. Darian schrie auf, auch wenn er kaum noch Luft zum Atmen hatte. Dann prallte er schmerzhaft gegen den schroffen Felsen einer Seitenwand.
»Sei still!«, hörte er jedoch die zischende Stimme Bas’Akirs.
Darian atmete ein paar Mal tief ein und aus. Er konnte spüren, wie das Blut durch seine Halsschlagader pochte, und nur ganz allmählich beruhigte sich sein rasender Herzschlag.
»Ich hoffe, du blutest nicht.« Bas’Akir deutete auf Darians aufgerissenen Umhang.
Sofort tastete Darian nach seiner Schulter und unterdrückte dabei ein Stöhnen. Sie fühlte sich wund an und war sicher geprellt, Blut konnte er jedoch nicht spüren.
Vorsichtig spähte Bas’Akir um die Ecke, und Darian tat es ihm gleich, als er entfernte Schreie hörte.
Der Dunkelelf nickt zufrieden. »Gut, mein Plan ist aufgegangen. Wenn wir Glück haben, vergisst uns der Mhortarra in seinem Blutrausch.«
Darian spürte leichte Übelkeit in sich aufsteigen, als er den tobenden Schatten in der Ferne sah, der nun vermutlich
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