Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel
Dunkelelfen tötete.
»Woher kommen die so plötzlich?«, wunderte sich Darian, denn er hatte keinerlei Patrouillen in der Nähe bemerkt.
»Ein Kriegertrupp«, erklärte Bas’Akir. »Sie sind uns gefolgt, vielleicht sind es sogar Kämpfer der ’Ahbrac.«
»Und es war dein Plan, sie zu einem Mhortarra zu locken?«
»Nun, ich hatte es zumindest gehofft.« Ein Grinsen zeigte sich auf Bas’Akirs Gesicht, als er mit Zir’Avans Karte wedelte. »Hier sind Regionen eingezeichnet, in denen Mhortarras leben.«
Die Verschlagenheit des Dunkelelfen überraschte Darian immer wieder. Dass Bas’Akir auch sie selbst mit seiner Strategie in Lebensgefahr gebracht hatte, darüber wollte er erst gar nicht nachdenken.
Darian zog sich in den dunklen Gang zurück, hockte sich auf den Boden und vergrub sein Gesicht in den Händen. Immer noch drangen Kampfgeräusche an seine Ohren, doch nach und nach erstarben die Schreie der Dunkelelfen.
Als sich ganz unvermittelt eine Hand auf seinen Arm legte, sah er verwundert auf.
»Mir ist klar, dass du dir Sorgen um Aramia und deinen Bruder machst, aber sie werden sicher bereits in Kyrâstin sein.« Ein seltener, mitfühlender Klang schwang in Bas’Akirs Stimme mit.
»Seit wann interessiert dich denn so etwas?«
Bas’Akir ließ sich ihm gegenüber an die Wand sinken. Im spärlichen Licht, welches aus dem Haupttunnel drang, konnte Darian sein Gesicht erkennen. »Atorian ist von deinem Blute, und ob du es glaubst oder nicht, auch uns Dunkelelfen liegen die Unseren am Herzen.«
Solch mitfühlende Worte war Darian von Bas’Akir nicht gewohnt, und vielleicht fühlte er sich gerade deshalb seltsam getröstet.
Auf Bas’Akirs Rat hin, noch eine Weile zu warten, um sicherzugehen, dass der Mhortarra auch wirklich fort war, blieben sie in dem schmalen Gang sitzen.
»Woher wusstest du eigentlich, dass Atorian der Sohn von Jarredh von Northcliff ist?«, wollte Darian jetzt wissen. Er hatte diese Frage schon lange stellen wollen, dies jedoch während der letzten ereignisreichen Tage vergessen.
»Ich habe ihn und Aramia belauscht«, erklärte er und grinste. »Die beiden scheinen sich zu mögen.«
»Fang nicht schon wieder damit an«, zischte Darian, und unwillkürlich fragte eine böse kleine Stimme in seinem Inneren, ob Mia nicht deshalb mit seinem Bruder gegangen war, weil er ihr mehr bedeutete als ein normaler Freund und Gefährte. Doch dann wischte er diesen Gedanken rasch fort.
»Und ich gehe davon aus, dass du Darian von Northcliff bist«, stellte der Dunkelelf seelenruhig fest.
Als Darian sichtlich zusammenzuckte, lachte Bas’Akir leise. »Die Ähnlichkeit ist unübersehbar, und ihr habt ja auch nie bestritten, Brüder zu sein. Beide totgeglaubt, und doch so lebendig.«
Falls Atorian überhaupt noch am Leben ist, dachte Darian bedrückt.
»Natürlich wirst du zu einem angemessenen Preis dem Erstbesten davon erzählen.«
»Nein«, entgegnete Bas’Akir jedoch zu Darians Überraschung. »Wir sind jetzt keravânn, Weggefährten in euren Worten. Wir haben uns schon häufig gegenseitig geholfen, dein Bruder hat auch mein Leben gerettet, und der Vater deiner Geliebten wird für mich sprechen. Das alles verbindet uns.«
Natürlich regten sich Zweifel in Darian, dennoch glaubte er eine Veränderung in Bas’Akirs Verhalten wahrgenommen zu haben. Zu Anfang ihrer Reise war er voller Verachtung und geradezu Hass gewesen, aber in der Zeit, die sie gemeinsam verbracht hatten, hatte Bas’Akir ihnen tatsächlich hier und da geholfen, selbst wenn es nicht unmittelbar seinem eigenen Vorteil gedient hatte. Vermutlich waren sie ihm nicht vollkommen gleichgültig, auch wenn er viele Dinge, so wie Atorians Verletzung, noch immer sehr pragmatisch sah.
Nach einer Weile wurden sie von einer lastenden Stille abgelenkt. Die Schreie der Dunkelelfenkrieger waren verstummt. Vorsichtig lugte Bas’Akir um die Biegung und nickte.
»Die Bestie ist verschwunden!«
Viele Tage wanderten sie weiter. Bald wurden die unterirdischen Seen und Wälder seltener und sie tauchten in unbeleuchtete Tunnel ein. Auf der einen Seite war Darian froh, denn das deutete an, dass sie sich der Oberfläche näherten. Gleichzeitig brachte ihn die immerwährende Finsternis fast an den Rand der Verzweiflung, und während der kurzen Pausen schienen ihm Dämonen einzuflüstern, sein Bruder sei schon lange tot, und Mia würde er niemals wiedersehen.
Tagelang saß Aramia an Atorians Bett und beobachtete besorgt, wie er sich ruhelos hin
Weitere Kostenlose Bücher