Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel
Faszination, welche diese Frau auf ihn ausübte, und auch einem gewissen Widerwillen gefangen, denn er traute der Zauberin nach wie vor nicht über den Weg.
Ohne auf die Rüge einzugehen, strich Atene sich mit einer gekonnt aufreizenden Bewegung eine lange Haarsträhne aus dem ebenmäßigen, jugendlichen Gesicht, welches jedoch gleichzeitig eine reife Sinnlichkeit ausstrahlte. Elegant setzte sie sich auf die Stuhllehne neben Samukal und fuhr ihm mit ihren schlanken Fingern über die Kehle.
»Möchtest du nicht ins Bett kommen, Samukal, es ist so kalt«, schmeichelte sie, und Samukal spürte, wie sich seine Männlichkeit regte.
»Ich hatte doch gesagt, du sollst verschwinden«, brummte er, schloss allerdings gleichzeitig genießerisch die Augen, als ihre Lippen über seinen Hals strichen.
»Du wirst doch eine Lady in dieser Kälte nicht vor die Tür setzen!«
»Ich glaube nicht, dass Lady der angemessene Begriff für dich ist«, knurrte er mühsam beherrscht, »und Dimitan wird misstrauisch, wenn er dich hier sieht.«
»Der gute Dimi«, übertrieben seufzend stand Atene wieder auf, was Samukal zwar erleichterte, jedoch zugleich mit Bedauern erfüllte. »Er würde es nicht einmal bemerken, wenn sich eine ganze Armee Dunkelelfen im Schloss befände.«
Bei dem Wort »Dunkelelfen« war Samukal zusammengezuckt. Konnte es am Ende sein, dass Atene etwas von seinen Geschäften mit den Dunkelelfen wusste? Hin und wieder kamen Abgesandte nach Northcliff, nahmen Aufträge entgegen oder überbrachten Botschaften, aber Samukal war immer vorsichtig gewesen. Bevor er diesen Gedanken jedoch zuende bringen konnte, wurde er abgelenkt. Atene hatte ihr blutrotes Gewand fallen gelassen, stand in ihrer ganzen, makellosen Schönheit vor dem Feuer und lächelte ihn verführerisch an. Wie in Trance stand Samukal auf, hatte noch die Geistesgegenwart, die Tür durch Magie zu versiegeln, und trat dann zu der Frau, auf deren nackter Haut die Schatten der Flammen tanzten und sie wie eine Feuergöttin erscheinen ließen. Diese Frau wird mein Untergang sein, dachte er noch, bevor er sie mit einer Leidenschaft vor dem Feuer nahm, welche nur Atene in ihm zu entfachen vermochte.
Die ersten Boten des Morgens bahnten sich ihren Weg durch die Nacht, als Samukal erwachte. Wieder ärgerte er sich, dass er seinen Trieben nachgegeben hatte. Und ebenso erzürnte es ihn, als er bemerkte, dass Atene bereits wach war und ihn mit ihrem leicht spöttischen und triumphierenden Lächeln betrachtete.
Rasch zog er sich eines der Felle vor seine nackte Brust. »Ich werde heute zu einer Reise aufbrechen, und ich erwarte, dass du die Burg verlässt.«
»Aber, aber, Samukal«, mit unvergleichlicher Eleganz zog sich Atene ihr blutrotes Gewand über, »wer wird denn so rüde sein, du könntest mich mitnehmen.«
»Ich muss diese Reise allein machen und …«
»Wohin gehst du denn?« Schon wieder näherten sich Atenes volle rote Lippen Samukals Mund, und für einen Augenblick verlor er sich in ihren dunklen Augen. Beinahe hätte er ihr verraten, wohin er aufbrechen wollte, dann stieß er sie von sich.
»Das geht dich nichts an!«
Als Atene laut zu lachen begann, runzelte er verwirrt die Stirn, dann besann er sich. Er hatte schließlich Atene vor sich, und er kannte sie lange genug, um zu wissen, dass sie nicht so reagierte wie jede andere Frau, die jetzt ganz sicher beleidigt gewesen wäre.
»Schon gut, Samukal, ich muss ohnehin etwas erledigen.«
Leises Bedauern überkam Samukal, als sich Atene ihren schwarzen Pelzumhang überwarf und damit das verhüllte, was er in seinem tiefsten Inneren so sehr begehrte.
»Und welcher Art sind diese Erledigungen, wenn ich fragen darf?«
Noch einmal trat Atene zu ihm und küsste ihn leidenschaftlich. »Wir haben beide unsere Geheimnisse, große Geheimnisse«, flüsterte sie, »und sollten es dabei belassen.«
Bevor Atene aus dem Raum schwebte, ermahnte Samukal sie noch einmal, sich nicht sehen zu lassen, dann ging er zu seinem Gemach, um seine Sachen für die Reise zum Stein von Alahant zu packen.
Wie ein Schatten glitt Atene durch die Burg von Northcliff. Sie hatte eigentlich gehofft, im Sturm der Leidenschaft mehr aus Samukal herauszubekommen – aber auch seine Abreise passte in ihre Pläne, denn sie musste selbst dringend fort. Schmunzelnd dachte sie daran, dass es Samukal noch nie gelungen war, sich ihren Verführungskünsten zu widersetzen, und irgendwann würde sie etwas Wertvolles aus ihm herausbekommen, da war
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