Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel
langer Zeit gesprochen hatte. Samukal nahm sich vor, diese Warnung zu beherzigen. Auf seinem großen braunen Kriegshengst ritt er zwischen den einfachen Holzhütten hindurch, aus deren Kaminen Rauch aufstieg. Die wenigen Menschen, die bei diesem Wetter unterwegs waren, verbeugten sich vor ihm, was Samukal mit einem huldvollen Nicken erwiderte. Bald hatte er die baumbewachsene Senke mit dem grauen Monolithen erreicht, und tatsächlich schien die Luft vor Magie zu prickeln. Samukals Pferd wurde unruhig, also stieg er rasch ab und band es an einen Baum. Anschließend trat er langsam auf den Stein zu. Die Spiralen, verschlungenen Kreise und Runen auf dem Monolithen glühten auf, und aus Samukals Kehle stieg ein triumphierendes Lachen. Zugleich machte sich jedoch auch Furcht in ihm breit. Samukal rief sich zur Ordnung. Dämonen spürten Angst und würden ihn vernichten, wenn er zu schwach war, deshalb schloss er kurz die Augen und suchte in seinem Inneren nach der Quelle seiner Magie. Als geübter Zauberer wurde er schnell fündig. Neue Energie erfüllte nicht nur seinen Körper, sondern auch seinen Geist, und er bemerkte mit großer Erleichterung, dass nun auch jegliche Furcht vom Strom der Magie fortgeschwemmt wurde. Mit festen Schritten trat Samukal zu dem Stein, über welchem sich nun ein silbern und golden leuchtendes Portal spannte. Jetzt hätte Samukal in die andere Welt gehen können, in der Darian aufgewachsen war und in der auch er einige Zeit als Samuel Drake gelebt hatte. Aber dies war nicht sein Ziel. Die schwarzen Opale fest in der Hand trat er durch das Portal und rezitierte Beschwörungen schwarzer Magie, für die ihn sein Orden, hätte er noch existiert, verbannt oder gar hingerichtet hätte.
Kapitel 10
Die Geisterinsel
Schon seit zwei Tagen warteten Darian und Mia in einem kleinen Waldstück auf dem Festland, um ihre Freunde in Empfang zu nehmen und sicher zur Nebelinsel zu geleiten, denn Darian wusste aus eigener Erfahrung, dass sich die Menschen sehr scheuten, das Reich der Nebelhexen zu betreten. Ängste, die nicht aus der Luft gegriffen waren, denn Wesen wie der Culahan oder Halblinge wie Murk und Karad waren ungebetenen Besuchern nicht gerade wohlgesonnen. Den Treffpunkt hatten sie Nordhalan durch Veliah übermitteln lassen, und sie waren erleichtert gewesen, als der Geist ihnen berichtet hatte, die Männer seien bereits auf dem Weg. Auch dass Atorian und Edur wohlbehalten von der Dracheninsel zurückgekehrt waren, nahm ihnen eine ihrer vielen Sorgen. Heute war Darian allerdings unruhig, denn normalerweise hätten Nordhalan und Atorian mit ihrem Gefolge schon längst eingetroffen sein müssen.
»Ich möchte nur wissen, wo sie so lange bleiben.« Missmutig polierte Darian sein Schwert, das ohnehin schon glänzte und blitzte.
»Sicher sind sie vom schlechten Wetter aufgehalten worden«, versuchte Mia ihn zu beruhigen.
Darians Gedanken waren weitergewandert. »Ich denke, wir sollten ihnen nichts von Leána erzählen. Torgal ist ein ehrenwerter Mann, aber ich möchte lieber kein Risiko eingehen. Atorian hingegen würde ich sie gerne vorstellen.«
»Du hast Recht.« Mia dachte kurz nach. »Wir könnten uns von der Gruppe absondern und Leána heimlich in der Nacht treffen. Ich werde Lilith eine Nachricht schicken.«
Viele Gedanken gingen Darian durch den Kopf, während sie warteten, und er war nicht nur wegen Leána nervös. Mal wieder holte ihn sein schlechtes Gewissen wegen seines Verhaltens Torgal gegenüber ein, und er hoffte, der alte Hauptmann würde ihm seine Geschichte glauben und ihm verzeihen.
Erfreulicherweise hatten sich Eis und Schnee der vergangenen Tage zurückgezogen und die Sonne strahlte vom Himmel herab. Allerdings wehte ein kalter Wind über das Land, und viele der Seen waren von einer dünnen Eisschicht überzogen.
Darian hauchte sich in die erfrorenen Finger und zog sich die Kapuze weiter ins Gesicht.
»Wenn mir vor ein paar Jahren jemand gesagt hätte, dass ich alles für eine trockene Höhle und ein Lagerfeuer geben würde, hätte ich ihn einliefern lassen«, knurrte er.
Seufzend legte Mia ihren Kopf an seine Schulter. »Vermisst du die andere Welt?«
»Weniger, als ich gedacht hätte.« Dann schnitt er eine Grimasse. »Mal abgesehen von einer Zentralheizung, einem vernünftigen Bad, regelmäßigem Essen und einer Tasse heißem Kaffee vermisse ich nichts.«
»Also doch.« Sie sah ihn betreten an. »Weißt du, ich habe viele dieser Dinge zu schätzen gelernt, als ich
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