Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel
macht.«
»Sonst weißt du wirklich nichts?« Das Misstrauen stand Atorian ganz offen ins Gesicht geschrieben.
»Nein, wie gesagt, ich war kein Geheimnisträger. Vahira hat es mir in Aussicht gestellt, aber dafür hätte ich mindestens einhundertachtzig Sommer alt sein müssen.«
»Dann sind die Anführer der Diomár also keine Menschen gewesen?«, fragte Atorian nach.
»Vermutlich nicht. Die wenigen Male, bei denen ich an Versammlungen teilgenommen habe, waren alle Mitglieder vermummt.«
»Weshalb das denn?«, schaltete sich nun Darian ein.
Erneut hob der Zauberer etwas hilflos die Arme. »Vermutlich, weil es eben eine sehr geheime Organisation ist, und weil sie sich vor den Neulingen nicht zeigen wollten. Selbst untereinander kannten wir Sammler uns nicht. Wir kamen streng getrennt hierher auf die Insel und reisten einzeln wieder ab. Es war auch ein Ritual, bei dem wir unsere Namen, unsere Identität aus dem richtigen Leben hinter uns ließen, um etwas anderem, etwas tieferem, vielleicht einfach dem Diomár in uns Raum zu geben. Es ist sehr bedauerlich, dass Vahira mich nicht in weitere Geheimnisse einweihen konnte, bevor sie starb. Ich vermute, dass sie einen Elfen als Nachfolger ausgebildet hat, aber sicher kann ich mir nicht sein.«
»Ob Samukal auch ein Mitglied der Diomár ist?« Dieser Gedanke erschreckte Darian, aber Nordhalan schüttelte den Kopf.
»Ich denke nicht, denn er zählt nicht einmal hundert Sommer und Winter, und das ist laut Vahira das Alter, welches man mindestens erreicht haben muss, um den Eid abzulegen und die unterste Stufe der Diomár zu erreichen.«
Ganz offensichtlich musste Atorian diese Neuigkeiten erst einmal verdauen. Er setzte sich abseits des Feuers und stützte den Kopf in die Hände, während die Nacht weiter voranschritt, jedoch niemand schlafen konnte. Als der Mond bereits weit im Westen stand und Nordhalan, der sich unwohl zu fühlen schien, verkündete, er würde zu den Ruinen gehen und seiner toten Gefährten gedenken, rutschte Atorian näher zu Darian heran.
»Was hältst du von dem Ganzen, glaubst du Nordhalan?«
Darian hob unentschlossen die Schultern und blickte in die knisternden Flammen. »Ich weiß es nicht, aber bisher hatte ich keinen Anlass, ihm nicht zu vertrauen.«
»Verdammt, ich kannte ihn fast mein ganzes Leben lang.« Atorian fuhr sich durch die dunklen Haare. »Er war ein enger Freund und Vertrauter meines Vaters, und heute muss ich erfahren, dass er gleichzeitig ein Spitzel der Diomár war. Was ist, wenn er an dem Verrat an unserer Familie beteiligt war?«
»Wie kannst du das glauben?«, regte sich Darian auf. »Samukal hat selbst zugegeben, dass er unsere Familie auf dem Gewissen hat, und Nordhalan hat mich schließlich gerettet.«
»Wer weiß, welche geheimen Pläne der Diomár dahinterstecken.«
»Ich dachte, die Diomár zählen zu den Guten!«
»Gut – Böse – wer kann das heute schon noch sagen? Gerade die Diomár bewegen sich im Graubereich dazwischen.« Atorians Stimme klang bitter. »Wie auch immer, ich werde Nordhalan in nächster Zeit gut im Auge behalten, und ich rate dir, das Gleiche zu tun.«
»Nordhalan hat uns bisher immer nur geholfen«, verteidigte Darian seinen Freund.
Mit einem Aufseufzen legte Atorian ihm eine Hand auf den Oberschenkel. »Du bist noch jung und leichtgläubig, und du musst …«
»Behandle mich nicht wie ein Kind!« Langsam spürte Darian eine gewisse Gereiztheit in sich aufsteigen, denn dieser belehrende Tonfall störte ihn schon seit längerem an Atorian. »In dieser Welt warst du mit Anfang dreißig vielleicht noch eine Art Teenager, aber ich …«
»Was im Namen der Götter ist ein Teen…« Atorian konnte seinen Satz nicht beenden, denn auf einmal begannen die Steine erneut zu vibrieren, Nebel zog auf und eine große Gestalt erschien vor dem Stein.
Nach einem Augenblick des Erstaunens hastete Atorian auf den Mann zu. »Readonn – bist du es wirklich?«
In dem fahlen, schimmernden Licht trat der große Hüter der Steine auf die beiden zu. Sein Lächeln war genauso einnehmend und gütig, wie es Darian in Erinnerung gehabt hatte.
»Wo kommst du her? Wie hast du überlebt …«, sprudelte es aus Atorian hervor, aber als dieser seinen Freund von einst umarmen wollte, hob Readonn abwehrend die Hand.
»Ich habe nicht überlebt.« Nun erschien ein wehmütiger Ausdruck auf Readonns Gesicht.
Erschrocken wich Atorian zurück, und auch Darians Freude wurde gedämpft.
»Dann bist du auch ein
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