Das Reich der Dunkelheit
fünfzehn Jahren hast du dich von dieser Welt verabschiedet. Und ich weiß immer noch nicht, was der genaue Grund dafür war. Ich konnte die Todesursache bis heute nicht herausfinden, und ich weiß, dass Papa sie mir niemals verraten wird.“
Ich gehe um den Sarkophag herum und betrachte die Zeichnungen und Inschriften, mit denen er bedeckt ist. Ein wahres Kunstwerk, einer Königin würdig. Der Mann, der ihn in Auftrag gegeben hat, muss Émedi sehr geliebt haben. Ich nehme an, es war Arquimaes. Derselbe, der das Pergament geschrieben hat, das die Skulptur auf dem Marmordeckel in den Händen hält.
„Metáfora weigert sich noch immer, mit mir zu sprechen“, fahre ich fort. „Sie ist jetzt dick mit Horacio befreundet. Anscheinend verstehen sie sich sehr gut. Ich habe eine neue Freundin. Sie heißt Mireia. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich sie wirklich mag. Sie ist ein nettes Mädchen, aber … sie ist nicht Metáfora.“
Was ist das für ein Lärm?
Ich gehe zur Tür, um nachzusehen, was da los ist. Sie wird aufgestoßen, und ein Riese von mindestens zwei Metern kommt hereingestürzt.
„Wer sind Sie?“, frage ich ihn. „Wer hat Ihnen erlaubt, hier hereinzukommen?“
„Das ist Goliath“, höre ich eine mir wohlbekannte Stimme sagen. „Er ist mein neuer Assistent. Ich habe ihm erlaubt, in den Keller hinunterzugehen.“
„Stromber!“, rufe ich. „Was tun Sie hier?“
Stromber wird in einem Rollstuhl hereingeschoben. Drei Männer begleiten ihn. Er ist blass, hängt am Tropf und lacht sarkastisch.
„Ich wollte dir einen Besuch abstatten, mein Junge, und dich daran erinnern, dass ich noch lebe“, sagt er zuckersüß. „Schau mal, man hat mir den Arm wieder angenäht. Nicht mehr lange, dann kann ich gegen dich antreten! Obwohl … das wird nicht nötig sein. Goliath und Trueno, meine neuen Assistenten, werden mir die Arbeit gern abnehmen.“
Hinter ihm taucht ein finsterer Typ auf. Er hat Mahania am Genick gepackt.
„Lassen Sie sie los!“, schreie ich ihn an. „Sie hat mit all dem nichts zu tun!“
„Ach nein?“, lacht Stromber. „Hat sie wirklich nichts mit dir zu tun?“
„Feiglinge! Lasst sie in Ruhe! Ihr tut ihr ja weh!“
„Wir tun ihr ganz bestimmt nicht weh. Jedenfalls nicht heute Abend“, sagt der Antiquitätenhändler. „Ich wollte dich nur warnen.“
„Sie sind ein feiger Hund!“
„Und du? Was bist du, Arturo? Ein Kind, ein Junge, ein Ritter oder was? Los, sag’s mir!“, fordert er mich auf, so als wüsste er die Antwort. „Sag uns, wer du bist. Sag es auch Mahania, damit sie es endlich erfährt. Oder weißt du es schon, Mahania? Weißt du, wer Arturo in Wirklichkeit ist? Ist er der Sohn, den du dir immer gewünscht hast?“
Goliath streicht um den Sarkophag herum und sieht ihn sich neugierig an.
„Gehen Sie von dem Sarkophag weg!“, befehle ich ihm. „Fassen Sie ihn nicht an!“
„Gib dir keine Mühe, Arturo, er gehorcht allein mir“, stellt Stromber klar. „Er tut nur, was ich ihm sage. Und ich habe ihm gesagt, dass er sich den Sarkophag genau ansehen soll. Ich möchte nämlich, dass er ihn genauestens kennt.“
„Was haben Sie vor, Señor Stromber?“, frage ich und befürchte das Schlimmste.
„Es wird Zeit, dass wir die Angelegenheit ein für allemal klären“, antwortet er. „Es wird Zeit, dass du mir das gibst, was mir gehört.“
„Ich habe nichts, was Ihnen gehört! Ich möchte Sie daran erinnern, dass Sie es sind, der sich fremdes Eigentum aneignet. Sie haben uns die Stiftung weggenommen!“
„Schau mal, Arturo, wie ich bereits sagte, beschäftige ich mich schon seit vielen Jahren mit dir. So lange, dass ich alles, was mit dir zu tun hat, als mein Eigentum betrachte. Du gehörst mir! Dein Drache, dein Name, deine Mutter, dein Leben … Alles! Und jetzt wirst du es mir geben!“
„Sie sind ja verrückt! Sie gehören ins Irrenhaus … oder ins Gefängnis!“
„Dein Großvater ist in einem Irrenhaus! Und du wirst auch noch da landen, du verdammter Bengel!“
„Lassen Sie meinen Großvater aus dem Spiel!“
„Gib mir das, was ich haben will!“
„Aber was wollen Sie denn haben?“
„Deine Unsterblichkeit!“
„Dann suchen Sie sie woanders!“
„Du verstehst mich nicht, Arturo. Ich will nicht irgendeine Unsterblichkeit, ich will deine! Es ist die einzige Möglichkeit für mich, in Ruhe weiterzuleben. Ich muss dir deine Macht entreißen!“
Stromber verstummt und wird weiß wie die Wand. Etwas stimmt nicht mit ihm.
Sein
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