Das Reich der Dunkelheit
Gesicht verzerrt sich. Einer der Männer, die ihn begleiten, wahrscheinlich der Sanitäter, holt eine Spritze hervor und rammt sie ihm in den Arm. Es muss Morphium sein oder ein sehr starkes Beruhigungsmittel, denn nach und nach erholt er sich wieder.
Als der Sanitäter ihm den Ärmel nach oben geschoben hat, um ihm die Spritze zu geben, ist mir etwas sehr Merkwürdiges aufgefallen: ein großer schwarzer Fleck! So schwarz wie die Tinte des Arquimaes. Schwarz, dickflüssig und … lebendig!
„Señor Stromber, Sie sollten uns jetzt freilassen und von hier verschwinden“, legt Mahania ihm nahe. „Sie haben alles gesagt, was Sie sagen wollten. Sie haben hier nichts mehr zu suchen. Gehen Sie jetzt!“
„Nein“, entgegnet Stromber und dreht sich in seinem Rollstuhl zu Mahania um. „Ich habe noch nicht alles gesagt! Hör zu, Arturo … Eins ist sicher: Ich werde dich töten. Entweder ich oder einer meiner Assistenten. Und wenn nötig, werde ich all das hier zerstören, auch das Grab deiner Mutter! Ich werde keinen Stein auf dem andern lassen. Niemand wird mir entkommen … Hast du mich verstanden? Hast du verstanden, was meine Worte bedeuten?“
Seine wüsten Drohungen haben mir die Sprache verschlagen. Es hat keinen Zweck, ihm zu antworten oder zu drohen. Das Einzige, was ich tun kann, ist wohl, seine Herausforderung anzunehmen und mich ihr zu stellen. Wenn er vorhat, mich umzubringen, dann soll er es doch versuchen!
„Ja, ich habe Sie verstanden, Señor Stromber“, sage ich schließlich. „Wenn Sie mich töten wollen, nennen Sie mir Ort und Zeit. Ich stehe Ihnen zur Verfügung.“
„Erst mal muss ich wieder vollständig gesund werden, mein Junge. In ein paar Tagen werde ich in der Lage sein, mir anzusehen, wie Goliath und Trueno dich zu Hackfleisch verarbeiten! Ich werde deine Knochen den Hunden vorwerfen, damit sie an ihnen nagen, bis ihnen die Zähne ausfallen! Den Rest werfe ich auf den Müll, und alle Bettler der Stadt werden darauf spucken, und die Ratten werden sich vergiften! Du wirst ohne Arme und Beine in die Ewigkeit eingehen, du verdammter Teufel!“
„Wann immer Sie wollen, Señor Stromber. Ich bin bereit!“
„Und ich sage dir eins: Wenn du dir einfallen lässt, den Drachen auf deiner Stirn zu rufen oder irgendeinen anderen Trick anzuwenden, werde ich einen meiner Männer zu dem Sarkophag deiner Mutter schicken, damit er ihn in Stücke haut!“, schreit Stromber mit wutverzerrtem Gesicht. Er sieht jetzt aus wie ein Geisteskranker. „Der Marmor wird sich mit den Überresten der Frau vermischen, die dich auf die Welt gebracht hat, und du wirst ihre Knochen nie mehr wiederfinden! So wahr ich Stromber heiße!“
Mahania sieht ihn entsetzt an. Was der Mann da sagt, ist so ungeheuerlich, dass die arme Frau nach Luft ringt.
„Und jetzt lasse ich euch allein, dich und deine Stiefmutter oder was immer sie für dich ist, damit ihr euch gegenseitig trösten könnt“, knurrt der Antiquitätenhändler. „Ich sag dir Bescheid, wenn es so weit ist. Aber ich rate dir, nutze die Zeit und bereite dich gut vor! Du wirst um dein Leben kämpfen müssen, um deins, um das deines Vaters und der Menschen, die du liebst!“
Mahania und ich bleiben verstört neben dem Sarkophag von Königin Émedi zurück. Die plötzliche Stille ist bedrückend. Sogar das Plätschern des Wassers hat aufgehört.
XIX
R ÜCKKEHR INS L EBEN
D IE W ACHPOSTEN VOR Nárnicos Gasthaus waren sorglos. Alle Welt wusste, dass die Herberge eine uneinnehmbare Festung war, und niemand wagte es, sie anzugreifen.
Als König Frómodi und seine Männer eintrafen, kam ihnen Nárnico entgegen.
„Ich war es, der Euch die Ankunft der drei Fremden gemeldet hat“, sagte der Wirt. „Ich verdiene eine Belohnung, Majestät.“
„Escorpio wird dir einen Beutel mit Gold geben“, brummte Frómodi und rieb seinen Arm, der ihn wegen der Anstrengung schmerzte. „Wo ist Asedius, der Verräter? Fesselt das Mädchen und stellt Wachen auf!“
Frómodis Leute schlugen ihre Zelte vor der Herberge auf und dienten nun als zusätzliche Schutztruppe.
„Haltet die Augen offen“, sagte Escorpio zu ihnen. „Die verdammten Hunde können jeden Augenblick hier sein!“
Der Spitzel und die Hexe Górgula begleiteten den König hinunter in den Weinkeller. Asedius lag auf dem Boden, ein Schwert im Rücken. Frómodi setzte sich die Goldkrone auf den Kopf.
„Siehst du, Asedius? Alles kehrt dorthin zurück, wo es hingehört!“, sagte er. „Diese Krone hat
Weitere Kostenlose Bücher