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Das Reich der Dunkelheit

Das Reich der Dunkelheit

Titel: Das Reich der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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Ich solle vorsichtig sein, die Einbrecher könnten zurückkommen. Vielleicht wollten sie sich rächen, meinte er.“
    „Also wirklich, dir muss man die Würmer einzeln aus der Nase ziehen!“, beschwert sich Metáfora. „Davon hast du uns gar nichts erzählt.“
    „Ich nehme seine Warnung nicht ernst. Man muss doch nicht gleich übertreiben.“
    „Du sollstest aber ernst nehmen, was die Polizei dir rät“, ermahnt mich Adela. „Sie sagen das nicht, um dir Angst einzujagen.“
    „Seht mal, da drüben! Ist das nicht Hinkebein?“, ruft Metáfora.
    „Ich hole ihn rein, draußen ist es ziemlich kalt“, sage ich. „Bin gleich wieder da.“
    Ich renne auf die Straße und begrüße meinen Freund.
    „Hallo, Hinkebein! Was machst du denn hier?“, frage ich ihn.
    „Ich war bei Escoria“, antwortet er wie nebenbei. „Wollte hören, was es so Neues gibt.“
    „Escoria?“
    „Eine alte Freundin, die immer weiß, was so läuft. Und du?“
    „Wir sitzen da drin und trinken was. Komm, ich geb dir einen aus.“
    „Wer ist noch dabei?“
    „Metáfora und Adela.“
    „Hu, mit der Alten will ich lieber nichts zu tun haben. Sie grüßt mich nicht mal, wenn sie mich in der Stiftung sieht.“
    „Komm schon, erzähl keinen Quatsch.“
    Hinkebein wiegt den Kopf hin und her, so als wüsste er nicht, was er tun soll.
    „Gut“, sagt er schließlich, „aber ich warne dich, wenn die mir dumm kommt, steh ich auf und geh.“
    Der Kellner und ein paar Gäste werfen Hinkebein misstrauische Blicke zu. Obwohl er etwas mehr auf sein Äußeres achtet, seit er in der Stiftung wohnt, lässt sein Aussehen noch immer zu wünschen übrig.
    „Ich hab ihn überredet, etwas mit uns zu trinken“, sage ich, um klarzustellen, dass er auf meine Bitte hin mitgekommen ist. „Ich musste ihn förmlich dazu zwingen.“
    „Hallo“, sagt er schüchtern.
    „Komm, setz dich hier neben mich“, fordert Metáfora ihn auf. „Was willst du trinken?“
    „Na ja, also … gut, eine Cola … Hallo, Señorita Adela.“
    „Hallo“, erwidert Adela kühl.
    Die Atmosphäre ist angespannt. Metáfora sieht mich an, so als wolle sie mir sagen, dass es keine gute Idee war, unseren Freund hereinzuholen.
    „Weißt du, Adela, dass Hinkebein in Wirklichkeit Juan Vatman heißt und von Beruf Archäologe ist?“
    „Schön für ihn“, antwortet Adela und trinkt einen Schluck Kaffee.
    „Na ja, im Moment arbeite ich nicht, aber …“
    „Er hat uns erzählt, dass er die Ruinen von Angélicus entdeckt hat“, füge ich hinzu.
    „Er alleine?“
    „Na ja, ich gehörte zu einem Team. Ich war nur einer von vielen …“
    „Und dabei hast du das Bein verloren?“, fragt Adela ziemlich unfreundlich.
    „O nein, Señorita. Das war bei einem Verkehrsunfall.“
    „Schade um das Auto“, bemerkt Adela. „Das muss ordentlich was abgekriegt haben …“
    Hinkebein fehlen die Worte, und auch wir sind sprachlos.
    „Er hatte einen schrecklichen Unfall“, erkläre ich. „Aber es war nicht seine Schuld. Es hat ihn aus der Bahn geworfen.“
    „Klar, ihn traf natürlich keine Schuld!“
    „Adela, Hinkebein ist ein guter Freund von uns, und es gibt keinen Grund, ihn so schäbig zu behandeln“, sagt Metáfora vorwurfsvoll.
    „Also, ich glaube, ich geh jetzt besser. Es ist schon reichlich spät, ich muss noch die Gartengeräte wegräumen“, entschuldigt sich Hinkebein. „Adiós alle zusammen.“
    Adela lässt sich nicht einmal dazu herab, ihm zu antworten. Sie schaut in eine andere Richtung, um seinem Blick nicht zu begegnen. Es ist offensichtlich, dass sie unseren Freund nicht leiden kann.
    „Ich traue dem Typen nicht“, sagt sie, nachdem er hinausgehumpelt ist. „Er geht mir auf die Nerven.“
    „Sag so was nicht, Adela“, entgegne ich. „Ich kenne ihn schon lange, und noch nie habe ich gesehen, dass er einem Menschen etwas Böses getan hat. Glaub mir, er ist ein anständiger Kerl.“
    „Und warum lebt er dann auf der Straße?“
    „Es ist nicht seine Schuld. Das Schicksal hat ihm übel mitgespielt.“
    „Das Schicksal spielt niemandem übel mit. Und was den anständigen Kerl angeht … Wir werden ja sehen.“
    Der drohende Ton in ihrer Stimme gefällt mir gar nicht. Ich verstehe nicht, was Adela gegen ihn hat.

IX
    D IE G EWISSENSPRÜFUNG
    A RTURO FAND KEINEN Schlaf. Seit seiner Unterhaltung mit Arquimaes nagten Zweifel an ihm. Hatte er sich in einen unbeherrschten Wüstling verwandelt? In einen brutalen Mörder? Stimmte es, dass er, ohne zu überlegen,

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