Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reich der Dunkelheit

Das Reich der Dunkelheit

Titel: Das Reich der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
Vom Netzwerk:
das Bewusstsein. Als ich wieder zu mir kam, war alles vorbei … Mehr weiß ich nicht, ich kann mich an nichts erinnern. Ich schwör’s Ihnen.“
    Der Inspektor sieht mich aufmerksam an. Er mustert meinen kahl rasierten Schädel, so als wäre das der Beweis, der seinen Verdacht bestätigt. Ich sehe ihm an, dass er mir kein Wort glaubt.
    „Warum hast du dir die Haare abrasiert? Hast du ein Gelübde abgelegt oder so was Ähnliches? Meinst du, dass du damit bei den Mädchen besser ankommst? Das hast du erst vor Kurzem gemacht, stimmt’s?“
    „Na ja, die Idee ist mir ganz plötzlich gekommen. Das ist gerade in, viele machen das … Sogar viele berühmte Schauspieler.“
    „Klar. Und es ist auch in, sich tätowieren oder piercen zu lassen … Genauso wie Schwertkämpfe und Drachen, die beißen. Ihr jungen Leute seid doch verrückt!“
    „Ja, das stimmt, Señor … Da haben Sie recht.“
    „Ist gut, mein Junge, du kannst jetzt gehen. Aber ich warne dich! Sollte sich herausstellen, dass du uns angelogen hast, dann kriegst du großen Ärger!“
    Ich stehe auf und gehe zur Tür.
    „Auf Wiedersehen, Herr Inspektor. Wenn mir noch etwas einfällt, rufe ich Sie an, ganz bestimmt.“
    „Das wäre sehr gut, aber ich bezweifle, dass du das tust … Übrigens, weißt du, was Señor Stromber passiert ist? Ich habe gehört, dass er eine Verletzung am Bein hat. Sieht aus, als hätte ihn jemand mit einem Schwert verletzt.“
    „Mir hat man gesagt, dass er einen Unfall hatte. In der Stiftung stehen viele Möbel und Kunstobjekte mit scharfen Kanten herum, da kann man sich leicht verletzen. Vor allem, wenn man sich nicht auskennt.“
    „Und mehr weißt du wirklich nicht von dem Vorfall?“
    „Nein, mehr weiß ich nicht. Nur das, was ich gehört habe“, bestätige ich.
    Ich öffne die Tür. Der Inspektor steht ebenfalls auf.
    „Arturo, die Einbrecher, die entkommen sind, könnten es noch einmal versuchen und dich überfallen“, sagt er zu mir. „Deswegen muss ich wissen, was an jenem Abend passiert ist. Du bist in Gefahr. Mit solchen Leuten ist nicht zu spaßen. Bestimmt wollen sie sich rächen.“
    „Wir haben jetzt eine Sicherheitsbeauftragte in der Stiftung, die sich darum kümmert.“
    „Hoffentlich gelingt ihr das.“
    „Das hoffe ich auch, Inspektor, vielen Dank.“
    Vor dem Büro warten Adela und Metáfora auf mich.
    „Wie ist es gelaufen?“, erkundigt sich Adela.
    „Ach, ganz gut. Er wollte nur noch einmal hören, wie das mit dem Einbruch war.“
    „Hast du ihm alles erzählt?“, fragt Metáfora.
    „Klar, ich hab ihm alles gesagt, was ich weiß. Viel ist es ja nicht …“
    Adela wirft mir einen fragenden Blick zu, aber ich achte nicht darauf. Schließlich habe ich mir nichts vorzuwerfen. Ich habe alles gesagt, was ich weiß, aber ich will nicht riskieren, dass sie mich für verrückt halten. Wenn ich erzählt hätte, dass mich der Drache auf meiner Stirn gegen den Angriff der brutalen Einbrecher verteidigt hat, würden sie mich in eine geschlossene Anstalt sperren.
    „Dann können wir ja jetzt gehen“, sagt Adela. „Wir haben hier nichts mehr verloren.“
    Wir fahren mit dem Lift ins Erdgeschoss. Bevor wir das Polizeipräsidium verlassen, holt Adela ihr Handy an der Kontrolle ab. Wir gehen zum Taxistand und steigen in ein Taxi.
    „Wohin wollen die Herrschaften?“, fragt der sympathische Fahrer.
    „Ins Zentrum“, antwortet Adela. „In die Calle Central, zur Stiftung Adragón.“
    Das Taxi fährt los, wir lassen das Polizeipräsidium hinter uns. Trotz des starken Verkehrs erreichen wir in wenigen Minuten unser Ziel.
    „Wir könnten noch was trinken, bevor wir hineingehen“, schlägt Metáfora vor.
    „Gute Idee“, sage ich. „Ein schöner Fruchtsaft würde mir jetzt guttun.“
    „Geht nur alleine, ich habe zu arbeiten“, meint Adela und öffnet ihre Handtasche, um den Taxifahrer zu bezahlen.
    „Das sieht man’s mal wieder, die Erwachsenen haben nie Zeit für uns“, lacht Metáfora. „Sie wollen nichts mit uns zu tun haben. Wir sind völlig unwichtig für sie.“
    Adela schmunzelt, während sie das Wechselgeld einsteckt.
    „Also gut, meinetwegen. Aber nur ganz kurz.“
    Wir gehen in die Cafeteria gegenüber und setzen uns wie immer an das hintere Fenster. Ein Kellner kommt und nimmt unsere Bestellung auf.
    „Der Inspektor wollte also nichts Besonderes von dir?“, fragt Adela. „Warum hat er dich dann zu sich bestellt?“
    „Keine Ahnung“, sage ich. „Zum Schluss hat er mich gewarnt.

Weitere Kostenlose Bücher