Das Reich der Dunkelheit
Hörner, Trommeln und das Knurren der Bestien begleiteten sie, und ein fauliger Geruch ging ihnen voraus.
Die Emedianer hatten das Gefühl, der Tod selbst nähere sich ihnen. Viele erinnerten sich an die Niederlage, die ihnen die Armee des Demónicus in der Schlacht um Emedia beigebracht hatte. Diesmal jedoch war es noch schlimmer: Königin Émedi befand sich in der Gewalt der Feinde, und in ihren Herzen machte sich Untergangsstimmung breit. Die Spitzen ihrer Lanzen berührten den Boden.
„Was geht da vor sich?“, fragte Arturo.
„Die Demoniquianer sind im Anmarsch“, antwortete Alexia. „Unsere Männer verlieren den Mut“
„Lass mich absteigen“, bat Arturo. „Wir müssen etwas tun.“
Alexia lenkte den Schwarzen Drachen zur Spitze der Armee, wo Arquimaes und die Truppenführer sich darauf vorbereiteten, ihre Positionen zu verteidigen. Sobald der Drache auf dem Boden aufgesetzt hatte, bat Arturo seinen Knappen, ihm ein Pferd zu bringen.
„Hier ist es, Herr“, sagte Crispín und legte Arturo die Zügel in die Hand. „Warte, ich helfe dir aufzusteigen.“
„Was hast du vor?“, fragte Arquimaes den blinden Ritter. „Das konnte niemand vorhersehen … Sie werden unter uns wüten wie ein Fuchs im Hühnerstall.“
„Wir sind aber keine Hühner!“, entgegnete Arturo stolz. „Wir sind freie Menschen, die nichts und niemanden fürchten!“
Er klatschte dem Pferd mit den Zügeln auf den Rücken, und das Tier trabte los. Arturo hob sein Schwert so hoch, dass es den Himmel zu durchbohren schien, und schrie mit lauter Stimme, damit seine Männer ihn hören konnten:
„Fürchtet ihr den Tod? Fürchtet ihr euch davor, von den Bestien verschlungen zu werden? Ich bin in den Abgrund des Todes hinabgestiegen, und ich sage euch, es gibt nichts Schlimmeres als ein Leben in der Dunkelheit! Wenn Demónicus unser Land erobert, werden eure Söhne und Töchter für immer dahinvegetieren: in Unwissenheit, Krankheit und Sklaverei … Kämpft für eure Freiheit! Kämpft für die Freiheit eurer Kinder! Kämpft für das Licht, für Gerechtigkeit und Ehre! Vorwärts!“
Arturo gab seinem Pferd die Sporen und ritt den Truppen des Finsteren Zauberers entgegen. Die Spitze seines Schwertes war auf die feindlichen Soldaten gerichtet.
„Vorwärts!“, schrie nun auch Arquimaes. „Auf in den Kampf!“
Obwohl die Krieger der Schwarzen Armee noch nicht darauf vorbereitet waren, den Feind zu attackieren, folgten sie ihrem Anführer ohne Zögern. Wenn Arturo und Arquimaes zum Angriff übergingen, wollten sie nicht zurückbleiben.
Tausende von Fußsoldaten und Hunderte von Reitern bewegten sich auf die demoniquianischen Krieger zu, die am Horizont auftauchten. Die Erde bebte. Der Wind ließ die Standarten der Emedianer flattern, was dem Vormarsch einen beinahe feierlichen Anstrich verlieh.
Arturos Drache flog wie ein Schutzengel hinter der Schwarzen Armee her.
Die demoniquianischen Truppen waren sich des Vorteils bewusst, den ihr überraschendes Erscheinen ihnen verschaffte. Sie fühlten sich überlegen, während die Emedianer trotz des Mutes, den ihr Anführer zeigte, nicht wirklich an einen Sieg glaubten.
Arturo wusste das. Er trieb sein Pferd zu einem wilden Galopp an, der seinen Männern zeigen sollte, dass nichts und niemand ihn erschrecken konnte. Nicht einmal die Erinnerung an die Niederlage von Emedia, die wie ein Schatten über ihnen hing, ängstigte ihn.
Arturos Pferd schien zu fliegen. Alexia, Crispín, Arquimaes und einige Ritter, unter ihnen Leónidas, bemühten sich, mit ihm Schritt zu halten.
Arturo hatte bereits bewiesen, dass er Kräfte entwickelte, die seine Blindheit ausglichen; doch seine Augen konnten sie nicht ersetzen. Er brauchte seine Freunde, wenn es zum Kampf kommen würde.
„Mir nach!“, schrie er mit offenem Visier. „Wir kämpfen für unsere Kinder!“
Seine Worte machten Arquimaes stutzig. Da preschte Alexia vor und schrie ebenfalls:
„Für unsere Kinder!“
Ihre Schlachtrufe, die sich mit dem ohrenbetäubenden Lärm der Pferdehufe, der Soldatenstiefel und der Trommelwirbel vermischten, drangen zu den Kriegern der Schwarzen Armee und ihren Verbündeten und erfassten sie wie die mächtigen Wellen einer aufgewühlten See. Zufrieden stellte Arquimaes fest, dass Arturo die gesamte Armee mit seiner Kühnheit angesteckt und mit seinen Parolen aufgemuntert hatte.
„Für unsere Kinder!“, schrie er aus vollem Halse, als die feindlichen Reihen auch schon aufeinanderstießen.
Arturos
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