Das Reich der Dunkelheit
kann mich nicht dagegen wehren. Jetzt habe ich zwei Möglichkeiten: Entweder ich warte, bis es vorbei ist … oder ich erwidere ihren Kuss.
XIII
M ÖRDERISCHER V ORSTOSS
D IE S CHWARZE A RMEE und ihre Verbündeten marschierten unaufhaltsam voran. Allerdings waren die Reihen ihrer Feinde nicht so ungeordnet, wie es den Anschein hatte. Immer wieder stellten sie sich ihnen in den Weg und fügten ihnen schwere Verluste zu. Jedes der Scharmützel kostete Menschenleben. Die arglistigen Krieger aus den Sümpfen versteckten sich hinter dem hohen Farn und starteten ihre Überraschungsangriffe, um danach schnell wieder in die Hügel zu flüchten.
Oder sie näherten sich in Einbäumen und attackierten vom Wasser aus die Flanken der Schwarzen Armee. Ihre Pfeile und Spieße regneten auf die Soldaten nieder, ohne dass sie hätten sagen können, woher sie kamen.
„Wir müssen schneller marschieren“, stellte Leónidas fest, nachdem er sich die Berichte von den letzten Überfällen angehört hatte. „Je länger wir hier in den Sümpfen sind, desto größer werden unsere Verluste.“
„Unsere Soldaten tun, was sie können“, erwiderte Arquimaes. „Wir können ihnen nicht noch mehr abverlangen. Sie sind bereits völlig erschöpft.“
„Wenn das so weitergeht, haben wir bald keine Leute mehr für den Angriff. Auf diese Weise werden wir die Festung niemals erobern!“, sagte Ritter Eisenfaust. „Sie fallen wie die Fliegen! Das hier ist die Hölle!“
Arquimaes hörte sich die Beschwerden der Generäle schweigend an, wohl wissend, dass sie berechtigt waren.
Am selben Nachmittag fiel eine Gruppe Wilder über zwanzig Späher her, die die Aufgabe hatten, der Armee den Weg zu ebnen. Sie überwältigten die Emedianer und nahmen sie gefangen.
Sie brachten sie über einen Hügel zur anderen Seite eines Sees, in dem es von Echsen wimmelte, und entzündeten mehrere Feuer. Dann sangen sie Lieder und schlugen dazu auf Trommeln und bliesen in ihre Hörner, bis die Soldaten der Schwarzen Armee auf den Lärm aufmerksam wurden. Daraufhin zeigten sie ihnen ihre gefesselten und gefolterten Opfer. Die Feuer beleuchteten die Gefangenen, die unter schrecklichen Schmerzensschreien gebraten wurden. Später mussten die Emedianer mit ansehen, wie die Wilden ihre Kameraden in Stücke rissen und verspeisten.
„Kannibalen!“, rief Leónidas voller Entsetzen. „Das sind Kannibalen!“
Die Emedianer wohnten dem schrecklichen Schauspiel machtlos bei. Einige Soldaten stürzten sich, empört wie sie waren, ins Wasser, um ihren Freunden zu Hilfe zu kommen; doch dort warteten die Echsen, die natürlichen Verbündeten der Kannibalen, und verschlangen sie gierig.
Am nächsten Morgen wurden die Krieger der Schwarzen Armee von den Erinnerungen an die grausame Szene geplagt. Wut trieb sie voran, und der Wunsch, ihre Kameraden zu rächen, flammte nur noch stärker in ihnen auf. Sie waren entschlossen, den Demoniquianern eine Lektion zu erteilen, die sie nie vergessen würden.
***
Z USAMMEN MIT UNZÄHLIGEN Bauern, die hinter den mächtigen Mauern Schutz suchten, näherten sich Arturo und Forester der Festung des Finsteren Zauberers. Die Ankunft der Schwarzen Armee hatte unter den demoniquianischen Soldaten für ein riesiges Chaos gesorgt, sodass sie von den Fremden kaum Notiz nahmen.
„Wir bringen euch Lebensmittel“, sagte Forester zu einem der Wachposten. „Unsere Esel sind mit Mehl, Salz und Fleisch beladen.“
„Ihr könnt passieren“, sagte der Mann, so wie Forester es sich erhofft hatte, und nahm das gepökelte Fleisch entgegen, das dieser ihm hinhielt. Der mit Schlamm und Dreck verschmierten Maske Arturos schenkte er keinerlei Aufmerksamkeit. „Los, vorwärts!“
Zwischen den vielen Menschen, die orientierungslos umherirrten, gelangten sie auf einen Platz neben dem Feuertempel. Sie hielten nach einer nahen Herberge Ausschau und entschieden sich schließlich für das Gasthaus Zur Drachenklaue.
Nachdem sie die Pferde im Stall untergebracht und versorgt hatten, begaben sie sich auf einen ersten Erkundungsgang. Sie nutzten die Dunkelheit der Nacht, um den zahlreichen Patrouillen auszuweichen, die, wie immer in Zeiten des Krieges, überaus nervös und angriffslustig waren.
„Ich weiß, wie wir in den Palast kommen“, sagte Arturo. „Um in den Tempel zu gelangen, müssen wir die Wachposten ausschalten. Ich bin mir sicher, dass Demónicus Königin Émedi dort gefangen hält.“
„Meinen Bogen kann ich mit nur einem Arm nicht spannen,
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