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Das Reich der Dunkelheit

Das Reich der Dunkelheit

Titel: Das Reich der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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beruhigen.
    „Also gut, Arturo Adragón junior“, seufzt er schließlich. „Ich weiß, dass du sehr durcheinander bist wegen deines Vaters und dem, was in der Stiftung passiert ist. Darum werde ich auf eine Anklage wegen Beamtenbeleidigung verzichten. Du kannst gehen. Aber ich bin noch nicht fertig mit dir, glaub das ja nicht! Ich werde dich wieder vorladen, sobald ich es für angebracht halte. Und ich rate dir, mit mir zusammenzuarbeiten! Noch einmal lasse ich mir das nicht bieten! Und jetzt hau ab, bevor ich es mir anders überlege!“
    Ich habe mein Ziel erreicht und keine seiner Fragen beantwortet. Also will ich ihn nicht noch mehr provozieren. Ich stehe auf und gehe brav aus seinem Büro. Er soll glauben, dass er mich eingeschüchtert hat.
    Im Grunde habe ich ihn nur ein ganz klein wenig angelogen, aber mir blieb ja auch nichts anderes übrig. Gut, dass er mit dem Verhör nicht weitergemacht hat. Sonst hätte ich einen Nervenzusammenbruch vortäuschen können, und dann hätte er ein Problem gehabt. Wirklich schlau, dieser Inspektor!
    Metáfora, die auf dem Gang gewartet hat, läuft mir entgegen und umarmt mich.
    „Wie war’s?“, fragt sie.
    „Gut … Er hat mir nur ein paar Fragen gestellt, dann hat er mich laufen lassen.“
    „Ich soll auch eine Aussage machen. Man hat mich gesehen, wie ich mit Hinkebein aus der Stiftung gekommen bin. Ich nehme an, dass er ebenfalls vorgeladen wird. Wir müssen uns absprechen, damit wir uns nicht in Widersprüche verwickeln.“
    „Wir werden das schon hinkriegen. Jetzt brauche ich erst mal eine Pause.“
    „Wo willst du hin? Du hast ja jetzt kein Zuhause mehr …“
    „Kein Ahnung … Ich hab mir gedacht, ich bitte Mercurio, mich für eine Weile bei sich wohnen zu lassen.“
    „Komm doch zu uns, Arturo! Meine Mutter würde sich bestimmt freuen, und Platz haben wir mehr als genug. Bei uns hättest du es schöner.“
    „Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.“
    „Doch!“, beharrt Metáfora. „Los, komm! Du musst dich erst mal von dem Schreck erholen und ein paar Stunden schlafen.“
    ***
    „ D U KANNST ES dir hier in unserem Gästezimmer bequem machen“, sagt Metáfora, als wir bei ihr zu Hause sind.
    „Ich werde versuchen, euch so wenig wie möglich zu stören“, antworte ich. „Vielen Dank für alles.“
    „Wenn du willst, kannst du duschen. Du weißt ja, wo das Badezimmer ist.“
    „Ja, das würde mir jetzt guttun. Ich muss mir dringend den ganzen Dreck vom Körper schrubben. Ich seh ja aus wie ein Schwein.“
    „Komm, ich hab was für dich …“
    Wir gehen ins Badezimmer. Metáfora beugt sich in die Dusche vor, öffnet den Warmwasserhahn und gibt mir ein Stück Bimsstein.
    „Das ist gut für die Blutzirkulation“, erklärt sie. „Danach fühlst du dich wie neugeboren.“
    „Das ist genau das Richtige! Danke.“
    Metáfora geht hinaus und schließt die Tür hinter sich. Ich ziehe mich aus und stelle mich unter die Dusche. Das warme Wasser entspannt mich. Jetzt, da ich allein bin, fange ich an, mir Fragen zu stellen. Aber ich finde keine Antworten darauf.
    Nach dem Duschen ziehe ich einen Bademantel über, der hinter der Tür hängt. Ich nehme meine Kleider und gehe ins Wohnzimmer.
    „Ich bin hier, Arturo!“, ruft Metáfora aus der Küche. „Hast du Hunger? Soll ich dir was zu essen machen?“
    „Wo ist die Waschmaschine?“, frage ich. „Mein ganzes Zeug muss gewaschen werden. Es ist völlig verdreckt. Nur … Ich weiß nicht, was ich inzwischen anziehen soll …“
    „Ich kann dir ein T-Shirt oder einen Pullover von mir leihen. Meine Hosen werden dir zu klein sein.“
    Sie geht in ihr Zimmer und kommt kurz darauf mit ein paar Kleidungsstücken zurück.
    „Hier, probier das mal an. Es ist das größte, das ich habe.“
    Ich lasse den Bademantel bis auf die Taille fallen, um mir ein supergroßes XL-Shirt überzustreifen.
    „Warte“, sagt Metáfora. „Ich möchte mir die Buchstaben ansehen.“
    „Die kennst du doch schon! Ich hab sie dir an meinem Geburtstag gezeigt, erinnerst du dich nicht?“
    „Doch, aber ich habe sie mir seitdem immer wieder vorgestellt. Wenn du wüsstest, wie oft ich davon geträumt habe … von den Buchstaben … und von dir.“
    „Was? Was erzählst du da?“
    „Na ja, ich muss eben oft an die Buchstaben denken. Ich hab so was noch nie gesehen. So einen wie dich gibt es nicht noch mal, glaub ich. Du bist einzigartig, Arturo.“
    Bevor ich weiß, wie mir geschieht, gibt sie mir einen Kuss auf den Mund. Ich

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