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Das Reich der Dunkelheit

Das Reich der Dunkelheit

Titel: Das Reich der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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Wenn ich jetzt aufhöre, könnte Leónidas meinen, ich hätte Angst vor ihm“, scherzte der Junge. „Ich möchte ihn nicht gern in dem falschen Glauben lassen.“
    „Je eher, desto besser“, antwortete Arquimaes. „Beende deinen Kampf mit Leónidas und komm dann zu mir. Aber lass mich nicht zu lange warten.“
    „Wir sind gleich fertig, Meister“, antwortete Arturo selbstsicher. „Leónidas ist so gut wie besiegt.“
    „Hört nicht auf ihn, Meister Arquimaes“, lachte Leónidas und schwang sein Schwert gegen Arturo. „Der Kleine muss noch viel lernen, um ein richtiger Ritter zu werden.“
    „Stimmt, ich muss noch viel lernen, Freund Leónidas. Aber ich kann schon viel mehr, als dir lieb ist“, gab Arturo zurück und ging zum Gegenangriff über.
    Die beiden Ritter führten einen erbitterten Kampf, was Arquimaes erstaunte. So viel Brutalität war während eines einfachen Trainings doch gar nicht nötig!
    Plötzlich, wie von einer unkontrollierbaren Wut gepackt, schlug Arturo mit seinem Holzschwert auf Leónidas ein, sodass dessen Schwert zerbrach. Und bevor ihn jemand daran hindern konnte, warf er seinen Gegner zu Boden.
    „Halt, Arturo!“, rief Arquimaes. „Hör auf!“
    Arturo stand mit erhobenem Schwert da, bereit, erneut zuzuschlagen. Seine Muskeln spannten sich.
    „Was tust du denn da, Arturo?“, fragte Leónidas. „Wir trainieren doch nur, mein Freund.“
    „Tut mir leid“, murmelte der Junge wie in Trance. „Ich weiß nicht, was mit mir los war. Entschuldige.“
    Die anderen Ritter hatten ihre Waffenübungen unterbrochen und beobachteten Arturo, der versuchte, seine Beherrschung wiederzugewinnen.
    „Komm, Arturo, reiten wir ein Stück und reden wir“, schlug der Weise vor. „Leg das Schwert zur Seite und beruhige dich erst einmal.“
    Über ihren Köpfen krachte der Donner, und vereinzelte Blitze ließen das Tal aufleuchten.
    ***
    D EMÓNICUS HATTE T RÁNSITO einen mit Eisenplatten verstärkten Reisewagen zur Verfügung gestellt. Im hinteren Teil hing an einer Stange die vergitterte Kiste mit Herejios brennendem Arm. In dem Karren befanden sich außerdem mehrere Gefäße mit einer dunklen, öligen Masse. Eine Kompanie von dreißig Mann eskortierte den Wagen und seine kostbare Fracht.
    Die Reise war lang und ermüdend. Um die Zeit zu nutzen, hatte Tránsito einige Bücher und Pergamente mitgenommen, die er in Königin Émedis Schloss gefunden hatte und nun aufmerksam studieren wollte.
    Ihn überkam ein seltsames Gefühl, als er einen dicken, mit einem eisernen Schloss versehenen Band entdeckte, der zusammen mit anderen Büchern in einer großen Holzkiste lag. Sofort war er sich sicher, dass er auf etwas Bedeutendes gestoßen sein musste.
    Mit zitternden Händen nahm er das Buch in die Hand. Nach mehreren vergeblichen Versuchen gelang es ihm, den Geheimmechanismus zu überwinden und das Schloss zu öffnen. Sein Herz tat einen Satz. Die Schrift verriet ihm, dass der Text von Arquimaes höchstselbst geschrieben worden war.
    Die schwarzen Buchstaben tanzten vor seinen wissbegierigen Augen. Die Schönheit der Kalligrafie, die großzügig angelegten Zeilen, die Harmonie der Buchstaben, von denen viele mit einem Drachenkopf, Klauen, Schwänzen, Blitzen, Wasser, Wolken und anderen Verzierungen versehen waren, all das ließ vermuten, dass dieses Buch wichtige Geheimnisse barg. Denn sein Bruder war kein Mann, der seine Zeit mit unnützen Spielereien vergeudete. Alles, was er schrieb oder zeichnete, hatte einen Sinn und war, wie Tránsito sehr wohl wusste, Teil eines außergewöhnlichen Planes. Und dieser Plan bestand darin, den Menschen tiefe Erkenntnisse zu vermitteln, um sie in edle Wesen zu verwandeln.
    Tránsito verbrachte viele Stunden damit, den Text zu entschlüsseln, entdeckte jedoch nichts, das für ihn von Bedeutung war. Schließlich sah er sich die Tinte an, mit der die Buchstaben geschrieben worden waren, die sich plötzlich vor seinen Augen zu bewegen schienen.
    „In diesen Buchstaben ist Leben!“, rief er verwundert aus. „Es sind lebende Wesen, die atmen! Jetzt habe ich dein Geheimnis entdeckt, Arquimaes! Endlich sind wir ebenbürtig!“
    Er schlug das Buch zu, drückte es an seine Brust und streichelte es, als wäre es ein Säugling.
    „Der Stein der Weisen!“, flüsterte er. „Endlich habe ich ihn gefunden!“
    ***
    A RQUIMAES UND A RTURO ritten zu einem nahen Hügel, noch innerhalb des Sicherheitsgürtels und außerhalb der Reichweite der feindlichen Pfeile.
    Der Alchemist

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