Das Reich der Dunkelheit
hielt sein Pferd an und fragte seinen Schüler:
„Arturo, bemerkst du etwas Ungewöhnliches?“
„Wo, Meister? Was meint Ihr?“
„In der Landschaft. Ich möchte wissen, ob du etwas siehst, das deine Aufmerksamkeit erregt oder dich beunruhigt.“
Arturo blickte angestrengt ins Tal.
„Außer den Soldaten des Demónicus sehe ich nichts, was mich beunruhigt“, antwortete der Junge ahnungslos. „Alles ist normal.“
„Bist du sicher? Und der Himmel?“
„Sieht nach einem ordentlichen Gewitter aus“, sagte Arturo. „Die Wolken kündigen Kälte und Regen an. Sie stehen schon eine ganze Zeit über dem Lager.“
„Wie lange genau?“
„Ich weiß nicht, ein paar Tage … Vielleicht eine Woche oder mehr … Ehrlich gesagt, ich habe nicht darauf geachtet.“
„Émedi sagt, die Wolken wären vor zwei Wochen aufgezogen“, sagte Arquimaes. „Sie macht sich Sorgen.“
Arturo schaute sich den Himmel genauer an. Noch nie hatte er so schwarze Wolken gesehen.
„Jetzt, wo Ihr es sagt, Meister … Es handelt sich um eine außergewöhnlich dichte Konzentration. Und sie sind so schwarz … und leuchten so seltsam rot …“
„Hältst du diese Dichte und diese Färbung für natürlich? Hast du so etwas Ähnliches schon einmal gesehen?“
„Nein, an so etwas kann ich mich nicht erinnern“, gestand Arturo. „Äußerst merkwürdig. Worauf führt Ihr das zurück?“
Arquimaes lächelte. Er hoffte, der Junge würde selbst auf die richtige Antwort kommen.
„Demónicus!“, entfuhr es Arturo. „Das ist das Werk des Finsteren Zauberers! Hat er vielleicht die Absicht, uns eine Sintflut zu schicken?“
„Hoffentlich gibt es nur Regen oder Schnee“, entgegnete der Weise. „Aber ich befürchte etwas Schlimmeres.“
„Was kann schlimmer sein als eine Sintflut?“
„Ein Feuerregen!“
„Ein Feuerregen!“, wiederholte Arturo entsetzt. „Er würde uns vernichten!“
Arquimaes nickte traurig. Arturo sah ihn besorgt an.
„Jetzt wissen wir, warum uns seine Armee eingekesselt hat“, sagte der Alchemist. „Uns ist jeder Ausweg versperrt. Wir sind Gefangene im eigenen Lager. Es wird unser Grab sein.“
„Sie werden uns bei lebendigem Leibe rösten!“, jammerte Arturo. „Wann wird es anfangen, Feuer zu regnen, Meister?“
„Bald, nehme ich an. Vielleicht schon morgen.“
„Und was können wir tun, um uns zu schützen?“, fragte Arturo ratlos.
„Ich weiß es nicht, aber wir müssen uns etwas einfallen lassen.“
Schweigend teilten Arquimaes und Arturo ihre Angst. Jeder dachte an die Folgen, die ein Feuerregen für die Emedianer haben würde. Sie hatten nichts als ihre ärmlichen Holzhütten, Karren und Zelte. Es wäre ihr Ende. Und auch das der Schwarzen Armee!
„Es tut mir leid, Arturo, wir müssen unsere Reise verschieben“, sagte Arquimaes schließlich. „Wir können unsere Leute in dieser Situation nicht im Stich lassen.“
Arturo wusste, dass sein Meister recht hatte. Es war seine Pflicht, das Leben der Emedianer zu beschützen.
„Tun wir, was wir tun müssen“, sagte er nach einer Weile. „Retten wir unsere Leute.“
***
T RÁNSITO STIEG VON dem gepanzerten Karren. Auf seinem schwarzen Mantel prangte das Symbol des Finsteren Zauberers Demónicus: der Totenschädel des Mutanten, aus dem Flammen schossen.
Sogleich umringten ihn die Soldaten, die ihn auf seiner Reise begleiteten, seit er die Festungsanlage mit der Feuerkuppel verlassen hatte. Sie verdeckten ihn mit ihren Schilden, damit niemand ihn sehen und erkennen konnte.
„Führt mich zu General Átila!“, verlangte er. „Ich muss unbedingt mit ihm sprechen! Ich habe einen Befehl von Demónicus!“
„Ich werde Euch zu ihm bringen“, sagte der Truppenführer. „Er wartet im Kommandozelt auf Euch.“
Mehrere Soldaten eskortierten den Mönch zum Zelt des Generals, der ihn mit einem breiten Lächeln empfing.
„Willkommen, Tránsito, Abgesandter des Demónicus, unseres Herrn“, begrüßte er ihn mit einer Verbeugung. „Wir haben schon auf dich gewartet.“
„Danke für den herzlichen Empfang, Freund Átila. Deine Männer waren so freundlich, uns entgegenzureiten, um uns Schutz zu gewähren. Auch dafür danke ich dir.“
„Die Abgesandten unseres Großen Zauberers sind in diesem Lager immer willkommen! Sag mir, was du brauchst, und ich stelle es dir unverzüglich zur Verfügung.“
„Ganz einfach, Átila. Ich komme in einer Mission, die ich nur an einem besonderen Ort ausführen kann. Während des Essens werde ich
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