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Das Reich der Dunkelheit

Das Reich der Dunkelheit

Titel: Das Reich der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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zurück und verschüttet dabei etwas Kaffee, der sich auf der Decke ausbreitet.
    „Ich habe zu arbeiten“, murmelt er und steht auf. „Wir reden später noch darüber.“
    ***
    V OR DER K ELLERTÜR begegne ich Sombra. Seit Stromber die Kontrolle über die Stiftung übernommen hat, sehe ich ihn nur noch selten.
    „Hallo, Sombra.“
    „Hallo, Arturo.“
    „Kann ich dich kurz sprechen …?“
    „Komm mit, ich hab viel zu tun.“
    Ich nehme ihm die Reinigungsmittel ab und folge ihm in den Keller.
    „Ich habe mit Papa geredet. Er lässt sich nicht davon abbringen, Mama wiederzubeleben.“
    „Klar, wir haben alles besprochen. Er hat mir gesagt, dass du einverstanden bist. Es ist schon alles so gut wie vorbereitet. Dein Vater muss nur noch das Pergament zu Ende entschlüsseln, aber das wird nicht mehr lange dauern … Wir haben einen Experten für Hieroglyphen hinzugezogen“, fügt er hinzu, während er die Tür zum dritten Keller aufschließt.
    Kälte schlägt uns entgegen. Es ist, als würden wir in einen Eisschrank kommen. Hier unten befindet sich der mittelalterliche Sarkophag mit Mamas Leiche.
    „Aber Sombra, das ist doch Wahnsinn! Man kann keinen Toten wiederbeleben!“
    „Doch! Wir wissen inzwischen, dass das Pergament eine magische Formel enthält, mit der es gelingt, dass … dass Tote ins Leben zurückkehren. Es handelt sich um das Pergament des Arquimaes!“
    So langsam glaube ich wirklich, dass die beiden den Verstand verloren haben. Es ist mir unverständlich, dass ein so rationaler und kluger Mann wie Sombra von etwas derart Unsinnigem überzeugt sein kann. Ich begreife das einfach nicht … Es sei denn, das Pergament besitzt irgendeine Macht über diejenigen, die es berühren. Eine andere Erklärung fällt mir dazu nicht ein.
    Sombra hockt sich vor den Sarkophag und schraubt die Flaschen mit den Reinigungsmitteln auf. Er nimmt einen Wischlappen und fängt an, den Stein sorgfältig zu reinigen.
    „Er muss unbedingt sauber sein“, erklärt er. „Schmutz bringt Unglück. Sauberkeit ist der Grundstein des Lebens.“
    Wie ich ihn da so hocken sehe, voll und ganz damit beschäftigt, den Stein blitzblank zu polieren, und überzeugt davon, jemanden ins Leben zurückholen zu können, der vor vierzehn Jahren gestorben ist, wird mir endgültig klar, dass hier etwas äußerst Merkwürdiges vor sich geht.
    „Also dann, Sombra, ich muss jetzt los“, sage ich und wende mich zur Tür. „Wir sehen uns.“
    „In Ordnung, mein Junge … Ich muss noch ein wenig hierbleiben und dafür sorgen, dass im entscheidenden Moment alles in Ordnung ist. Bald ist es so weit, bald ist es so weit …“
    Ich gehe hinauf ins Erdgeschoss. Es herrscht reges Treiben. Ich nähere mich Adela, die neben der Tür steht und sich Notizen macht, wie immer.
    „Viel los hier, was?“
    „Kann man wohl sagen! Seit Señor Stromber das Sagen hat, kommen jeden Tag mehr Touristen zu uns. Ganze Busse! Das Geschäft blüht.“
    „Ja, das ist nicht zu übersehen. Aber das hier ist eine Bibliothek, kein Museum.“
    „Jetzt ist es ein Bibliotheksmuseum. Die Leute wollen mittelalterliche Dinge sehen und berühren. Seit das Mittelalter durch Filme und Bücher in Mode gekommen ist, boomt der Kulturtourismus. Und das ist nur der Anfang.“
    „Was willst du damit sagen?“
    „Das wirst du schon bald sehen! Señor Stromber hat große Pläne.“
    „Du sprichst in Hieroglyphen! Ich verstehe nicht, was du meinst.“
    „Ich darf noch nichts verraten. Aber du wirst dich schon bald mit eigenen Augen davon überzeugen können.“
    „Sag ich doch: Geheimnisse über Geheimnisse.“
    „Aber dein Freund, der hinkende Gärtner, der ist kein Geheimnis mehr für mich. Ein sauberer Vogel!“
    „Was ist denn mit Hinkebein?“
    „Ich habe Erkundigungen über ihn eingezogen. Und du kannst mir glauben, er ist nicht der arme Bettler, für den er sich ausgibt! Ich jedenfalls traue ihm nicht über den Weg.“
    Ich will sie gerade fragen, was sie damit meint, als Señor Stromber in seinem Wagen vorfährt und Adela hinausgeht, um ihn zu begrüßen.
    „Ich hoffe nur, dass du die Touristen nicht erschreckst“, sagt er in scherzhaftem Ton zu mir. „Dein kahler Schädel passt nicht gut in ein Museum.“
    „Das ist eine Bibliothek und kein Museum.“
    „Das wird sich bald ändern“, sagt Stromber. „Dann wird es nicht mehr Stiftung, sondern Museum Stromber Adragón heißen. Und du wirst merken, dass du im Irrtum bist … Ach ja, wir werden auch die unteren Räume

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