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Das Reich der Dunkelheit

Das Reich der Dunkelheit

Titel: Das Reich der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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demoniquianischen Soldaten stand nun ein ganz in Schwarz gekleideter Ritter mit einem Helm auf dem Kopf, der in Höhe der Augen einen Sehschlitz aufwies.
    „Wer bist du? Was willst du?“, fragte der Oberpriester, der die Gefahr zu ahnen begann. „Wer schickt dich?“
    „Ich habe es euch doch schon gesagt: Ich bringe euch ein wertvolles Geschenk.“
    „Wir wollen nichts von dir“, knurrte der Priester. „Wir haben alles, was wir brauchen. Verschwinde auf der Stelle von hier!“
    „Ich werde euch zeigen, was euch fehlt“, antwortete Arturo. Er öffnete seine Tunika vor der Brust und nahm den Helm vom Kopf, damit alle die Buchstaben auf seinem Oberkörper und den Drachen auf seiner Stirn sehen konnten.
    Da erinnerte sich der Oberpriester an die merkwürdige Geschichte von dem jungen Ritter mit einem Drachenbuchstaben im Gesicht, der Prinzessin Alexia getötet und Demónicus verletzt hatte. Die Barden besangen seine Taten, und auch in einigen Militärberichten tauchte er auf.
    „Du bist der Anführer der Schwarzen Armee!“, rief der Priester aus. „Tötet ihn! Tötet ihn auf der Stelle! Demónicus wird euch reichlich dafür belohnen!“
    Die Soldaten schickten sich an, dem Befehl ihres Vorgesetzten nachzukommen, als sie etwas beobachteten, das sie schaudern ließ: In die Buchstaben auf Arturos Brust kam Leben. Im nächsten Augenblick lösten sie sich von der Haut des Ritters und bildeten vor ihm eine Barriere, die einer militärischen Formation glich.
    Die Soldaten sahen sich ratlos an. Ein eiskalter Schauer lief ihnen über den Rücken.
    „Adragón!“, rief Arturo.
    Sofort waren sich die Soldaten klar darüber, dass dieses Wort eine Bedrohung darstellte. Das Summen der Buchstaben wurde immer lauter, und die Soldaten lernten das kennen, was man die Angst vor dem Unbekannten nennt. Einen Atemzug später setzten sich die Buchstaben in Bewegung.
    Schilde und Schwerter wurden hochgerissen. Doch wie verteidigt man sich gegen Tintensymbole?, fragten sich die Soldaten. Wie tötet man Buchstaben?
    Ihnen blieb wenig Zeit, darüber nachzudenken und sich eine Strategie zurechtzulegen. Die Buchstaben stürzten sich so rasend schnell auf sie, dass die Männer keine Gelegenheit hatten, sich zu verteidigen. Die mächtigen Schriftzeichen marschierten durch ihre Schilde hindurch und drangen in ihre Körper ein wie Wespenstachel.
    Arturo Adragón führte sein Schwert mit großer Meisterschaft. Die Soldaten, die ihm zu nahe kamen, fielen tot zu Boden. Doch nicht auf sie, sondern auf den Hohepriester hatte er es abgesehen.
    „Wer schickt dich?“, wiederholte Demónicus’ Vertreter. „Dies ist ein heiliger Ort.“
    „An dem viel Blut fließt!“, entgegnete Arturo und hob das alchemistische Schwert. „Ich bin gekommen, um dem Blutvergießen ein Ende zu bereiten!“
    Mit einer raschen Bewegung riss der Priester den heiligen Dolch aus dem weiten Ärmel seines Gewandes und stieß ihn in Arturos Brust. Oder besser gesagt, er versuchte es.
    Ein schwarzer Buchstabe hielt die Waffe auf, drehte sie um und zwang sie, sich in die Kehle des Priesters zu bohren.
    „Begreifst du jetzt, was ich hier will?“, zischte Arturo.
    Doch der Oberpriester hörte ihn nicht mehr. Er war auf die Knie gesunken, und seine krallenartigen Finger umklammerten den Griff des Dolches, dessen Spitze nun aus seinem eigenen Nacken herausragte.
    Der Lärm und die Todesschreie der Soldaten lockten ihre Kameraden herbei. Und alle fanden dasselbe Ende. Arturo drang weiter inden Tempel ein, stieg Treppen hinauf, durchquerte Korridore, schaute in Säle hinein und hielt nach weiteren Feinden Ausschau, die es auszulöschen galt.
    In jener Nacht gab es mehr Menschenopfer als je zuvor, und Demónicus verlor viele seiner treuesten Diener.
    Durch Zufall entdeckte Arturo eine Treppe, die in die Kellerräume führte. Beschützt von den Schriftzeichen, ging er Stufe für Stufe hinab. Der Gestank wurde unerträglich. Zwei Kerkermeister stellten sich Arturo in den Weg. Sie waren mit Peitschen bewaffnet, doch das nützte ihnen wenig.
    Schneller als ein Vogel flog das alchemistische Schwert durch die Luft und erledigte die beiden Kerle, bevor sie Gelegenheit hatten, sich von der Stelle zu rühren.
    Arturo löste den Schlüsselbund vom Gürtel eines der Kerkermeister, und nach mehreren vergeblichen Versuchen gelang es ihm, die Tür einer Zelle zu öffnen. Was er dort sah, überraschte ihn … und erfüllte ihn mit Grauen.
    Auf dem Boden lag ein Mädchen, etwa in seinem Alter,

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