Das Reich der Dunkelheit
immer über mich lustig gemacht oder herumgestichelt.
„Na gut, geben wir ihm eine Chance.“
Metáfora sieht mich erleichtert an. Ihr scheint sehr viel daran zu liegen, dass ich mich mit Horacio anfreunde. Komisch, früher hat sie immer gesagt, ich soll mich vor ihm in Acht nehmen. Na ja, ich glaube, die Menschen können sich ändern. Aber man muss immer auf der Hut sein.
VII
M ENSCHENOPFER
D IE G LÄUBIGEN STRÖMTEN in den demoniquianischen Tempel. Menschenopfer zogen immer die Massen an. An diesem Abend sollte eine junge Frau ihr Leben und ihr Herz dem Großen Finsteren Zauberer opfern.
Der Oberpriester hob die Arme. In der rechten Hand hielt er einen spitzen Dolch, den Demónicus eigens gesegnet hatte. Es war der Dolch, mit dem der Finstere Zauberer den Diener getötet hatte, der ihm die Nachricht vom Tode seiner Tochter Alexia während der Schlacht in Emedia überbracht hatte. Es war eine große Ehre, sein Leben durch diesen Dolch zu verlieren. Die junge Frau konnte sich glücklich schätzen.
„Frau, wir werden dich in den Abgrund des Todes schicken“, verkündete der Hohepriester. „Dort erwartet dich Demónicus, unser Herr, der König der Finsternis, der größte aller Zauberer.“
Den Zuschauern entging nichts von dem, was sich am Altar abspielte. Gespannt warteten sie auf das, was gleich geschehen würde.
„Im Abgrund des Todes wirst du auf andere tapfere Menschen treffen, die wie du ihr Leben geopfert haben, um die Macht unseres Herrn, des Finsteren Zauberers Demónicus, zu vergrößern.“
Der Priester stieß der Frau die Waffe mit äußerster Präzision in die Brust. Blut bespritzte sein Gesicht. Die Frau hatte nur einen leisen Seufzer von sich gegeben. Was niemand wusste, war, dass man ihr ein Beruhigungsmittel verabreicht hatte, und so glaubten alle, dass sie glücklich gestorben war. Die Arzneien der Demoniquianer waren sehr wirksam.
Das Blut der Toten floss in einen Goldpokal mit eingravierten Inschriften und Abbildungen von Mutanten. Dann besprengte der Priester mit dem Blut einige auserwählte Gläubige, die für dieses Privileg bezahlt hatten. Es würde ihnen außergewöhnliche Kräfte verleihen, so glaubten sie.
Zu den unheilvollen Klängen eines Chorals defilierten die Anwesenden respektvoll an der Leiche der jungen Frau vorbei. Sie legten ihr die Hand auf die Stirn und baten sie um Fürsprache.
Der Priester hielt das noch zuckende Herz der Toten hoch. Die Gläubigen beteten zu dem Großen Zauberer und verließen dann den Tempel, so wie ihnen der Priester es befohlen hatte.
„Danke, dass ihr gekommen seid, Brüder und Schwestern!“, rief er ihnen zum Abschied zu. „In der nächsten Woche wird eine Göttin ihr Herz opfern. Ich hoffe, euch wieder hier zu sehen. Ihr Blut wird euch beschützen.“
Nach und nach leerte sich der Tempel, und es trat wieder Stille ein.
Wände und Säulen waren mit Reliefs verziert, auf denen Motive aus der Welt der schwarzen Magie zu sehen waren: wilde Bestien, Mutanten, von menschlichen Fackeln beleuchtete Totenschädel, alles in Stein und Eisen gehauen … Die Welt, mit der Demónicus bereits unzählige Carthacianer verführt hatte.
Als die Wachen sich daranmachten, die Eingangstür des Tempels zu schließen, trat eine vermummte Gestalt in einer dunklen Mönchskutte auf sie zu.
„Du kommst zu spät, Bruder“, rügte ihn der Oberpriester und vertrat ihm den Weg. „Besuch uns nächste Woche wieder.“
„Ich bringe Euch ein Geschenk“, antwortete die Gestalt.
„Gold?“
„Und Silber. Reichtümer, nur für Euch. Ich möchte mir damit Eure Gunst erkaufen.“
„Sei willkommen! Dein Geschenk wird uns helfen, unseren Glauben zu verbreiten.“
Die vermummte Gestalt schlüpfte in den Tempel, und die Soldaten schlossen die Tür hinter ihm. Der Priester musterte den Mönch eingehend und sagte dann:
„Ich sehe keine Tasche, Bruder. Wo hast du den Schatz versteckt?“
„Hier, in der Spitze meines Schwertes“, entgegnete der Besucher und zog ein langes Schwert aus seiner schwarzen Kutte hervor. „Es wird für alle reichen!“
Erschrocken wich der Oberpriester einen Schritt zurück.
„Was hat das zu bedeuten?“, rief er. „Wenn du uns bestehlen willst, hast du dich verrechnet. Wachen! Nehmt diesen Mann fest!“
Etwa fünfzehn Soldaten kamen in den Tempelsaal gestürmt.
„Das wirst du teuer bezahlen“, schrie ihr Anführer.
Der Eindringling trat einen Schritt vor, nahm die Kapuze ab und warf die Kutte fort. Vor den
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