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Das Reich der Dunkelheit

Das Reich der Dunkelheit

Titel: Das Reich der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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beobachtet die beiden, unbeweglich wie eine Statue.
    Mein Vater sieht sie und gibt ihr ein Zeichen. Sie nickt. Wenn ich bisher Zweifel daran gehabt habe, dass sie in die geheimen Pläne meines Vaters eingeweiht ist, dann hat sich das jetzt geändert.
    Klar, die Stiftung ist der ideale Ort für Geheimnisse und Mysterien. Ich glaube, inzwischen spioniert hier jeder jeden aus, und das, womit wir uns tagsüber beschäftigen, hat nichts mit dem zu tun, waswir nachts so treiben. Und nachts tun wir das Gegenteil von dem, was wir tun sollten, nämlich schlafen und nicht wie Gespenster durchs Gebäude geistern!

XIX
    A RTUROS S CHATTEN
    D ER H IMMEL WAR wolkenverhangen. Nächtliche Dunkelheit hatte sich über Carthacia gelegt. Kerzen und Fackeln tauchten den Innenhof des demoniquianischen Tempels in ein schwaches gelbliches Licht, das mit den blauschwarzen Schatten kämpfte.
    Die Pferde waren unruhig, und die Soldaten warteten schweigend darauf, dass ihr General den Befehl zum Angriff geben würde.
    General Troquian, Demónicus’ Heeresführer, kam langsam die Freitreppe herunter und ging zu seinem Pferd. Er setzte einen Fuß in den Steigbügel und schwang seinen schweren Körper in den Sattel. Dann setzte er sich den Helm aus Stahl und Leder auf den Kopf und wartete auf den geeigneten Augenblick.
    Die Aufmerksamkeit der Soldaten war so sehr auf ihren General gerichtet, dass sie den Schatten nicht bemerkten, der über die hohe Außenmauer huschte. Ein lautloser Schatten, der zu schweben schien.
    Troquian lenkte sein Pferd auf die Steinsäule in der Mitte des Hofes zu. Seine rechte Hand lag auf der Hüfte, während er mit der Linken die Zügel hielt.
    Inzwischen hatte der Schatten den Teil der Mauer erreicht, der den Tempel vor neugierigen Blicken schützte. Aus den Augenwinkeln beobachtete er den Karren, der sich vom Vorplatz her näherte.
    Troquian wusste, wie er zu seinen Soldaten zu sprechen hatte. Er musst sich knapp und klar ausdrücken. Vor allem musste er die richtigen Worte finden, um die Herzen seiner Männer zu entflammen.
    „Demónicus beobachtet uns!“, rief er ihnen zu.
    Die vermummte Gestalt schwang sich von der Mauer auf die Kuppel und näherte sich, unbemerkt von den Wachposten, den Flammen.Niemand war darauf gefasst, dass jemand auf die Idee kommen könnte, sich dem heiligen Feuer zu nähern. Nicht einmal ein Verrückter würde so etwas wagen!
    Die Soldaten hatten Befehl, sich still zu verhalten. Deswegen brachen sie nicht in Hochrufe auf, als Troquian den Namen des Finsteren Zauberers erwähnte, sondern begnügten sich damit, sich mit der geballten Faust auf den Brustpanzer zu schlagen.
    „Seine Kraft ist unsere Kraft!“, rief der General. „Er erwartet von uns, dass wir unsere Pflicht erfüllen! Und unsere Pflicht ist es, ihn zu rächen!“
    Wenn einer der Soldaten einen Mann auf der Kuppel zwischen den Flammen gesehen hätte, hätte er sich die Augen ausgerissen, überzeugt davon, dass er verrückt geworden war. Doch genau das geschah gerade über ihren Köpfen: Ein Mann spazierte durch die Flammen hindurch.
    „Für Feiglinge ist hier kein Platz!“, rief Troquian mit donnernder Stimme. „Kein Platz für Verräter! Kein Platz für Schwächlinge! Hier ist nur Platz für tapfere, treue Soldaten, die es nach Blut dürstet!“
    Die begeisterten Männer schlugen sich immer heftiger auf die Brust. Sie konnten es kaum erwarten, in die Schlacht zu ziehen.
    Hoch oben auf der Kuppel, zwischen den gelbroten Flammen, stand Arturo Adragón. Er zog sein Schwert aus der Scheide und reckte es gen Himmel. Troquians Gesicht wurde von einem Lichtreflex gestreift.
    Der General ahnte die Gefahr, als der Lichtblitz in seine Augen fuhr. Doch anstatt der Sache auf den Grund zu gehen, redete er weiter zu seinen Soldaten.
    „Wir werden diese Stadt zerstören!“, schrie er, um die Soldaten aufzustacheln. „Wir werden sie in ein Bordell verwandeln! Wir werden töten und plündern, wie es uns gefällt! Niemand wird uns daran hindern können!“
    Arturo konzentrierte sich darauf, seine Energie zu bündeln. Als er spürte, dass sich die magischen Kräfte der Buchstaben in seinem Herzen versammelten, schloss er die Augen und murmelte:
    „Adragón, ich brauche dich!“
    Daraufhin öffneten sich die Bücher auf dem Karren, der vor dem Tempel stand, und eine Armee von Buchstaben setzte sich in Bewegung. Die schwarzen Zeichen, die die Mönche von Ambrosia mit unendlicher Geduld niedergeschrieben hatten, wurden nun zu Adragóns

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