Das Reich der Dunkelheit
hören, ob sie etwas bei Metáfora erreicht hat.
„Hallo, Arturo“, sagt sie. „Ich würde mir gern die Stiftung ansehen.“
„Sie ist aber sehr groß. Wenn ich sie dir zeigen soll, wären wir tagelang damit beschäftigt. Du würdest dich langweilen, glaub mir. Erzähl mir lieber, was mit Metáfora ist. Los, gehen wir in die Cafeteria.“
„Ich möchte aber lieber hierbleiben. Bestimmt gibt es einen Ort, an dem wir in Ruhe über alles sprechen können, oder?“
„Klar, in meinem Zimmer.“
„Gut, gehen wir.“
„Im Ernst?“
„Klar, da stört uns keiner. Übrigens, es gibt Neuigkeiten von Metáfora … und von Horacio. Sehr interessante Neuigkeiten … Sag mal, gehört das alles deiner Familie? Cooles Gebäude! Ist das echt oder nachgebaut?“
„Natürlich ist das echt!“, antworte ich etwas ungehalten. „Das Haus ist tausend Jahre alt.“
„Sollte mal renoviert werden, meinst du nicht? Bisschen alt für meinen Geschmack …“
Auf der Treppe begegnen wir der ganzen Mannschaft: Sombra, Adela, Mahania, Mohamed, Stromber … Fehlt nur noch Hinkebein.Aber den sehen wir bestimmt später, wenn wir das Gebäude verlassen.
„Cooles Zimmer!“, ruft Mireia, als wir in meinem Zimmer sind. „Und das Schwert da?“
„Das ist eine Replik von Excalibur, dem Schwert von König Artus, du weißt schon, der mit dem Zauberer Merlin …“
„Ja, der mit Ginevra verheiratet war, und dann ist sie mit einem anderen abgehauen … mit …“
„Mit dem Ritter Lancelot.“
„Das war ein schöner Mann! Hat alle Turniere gewonnen. Ich glaube, Ginevra hat gut daran getan, den Partner zu wechseln. Manchmal tut ein Wechsel gut, findest du nicht auch?“
„Kommt drauf an … Aber jetzt erzähl mir deine interessanten Neuigkeiten.“
„Ach ja … Pass auf … Horacio und Metáfora sind jetzt die dicksten Freunde. Ich glaub, die gehen sogar miteinander. Also, mich würd’s nicht wundern. So, wie ich Horacio kenne, der nimmt doch alle …“
„Sie gehen miteinander? Bist du sicher?“
„Metáfora ist ganz verrückt nach ihm. Klar, Horacios Vater ist stinkreich, und Metáfora … Na ja, du weißt ja, ihre Mutter ist nur eine kleine Lehrerin, und ihr Vater …“
„Red keinen Scheiß, Mireia! Das hast du dir nur ausgedacht. Sie kennen sich doch kaum …“
„Sie kennen sich kaum? Du kriegst aber auch gar nichts mit! Metáfora und Horacio sind schon ewig befreundet. Wusstest du das nicht?“
Nein, das wusste ich nicht! Es hat mir die Sprache verschlagen.
„Das ist doch Unsinn, Mireia. Bis vor Kurzem haben sie kaum miteinander geredet.“
„Ach nein? Wie erklärst du dir dann, dass Metáfora und ihre Mutter nächstes Wochenende bei Horacios Eltern zum Essen eingeladen sind?“
Vor Überraschung bleibt mir der Mund offen stehen. Ich habe schon seit einiger Zeit das Gefühl, dass die Welt sich in einer anderen Richtung dreht als ich. Aber heute … das ist wirklich ein Hammer.
„Ich hab dir doch gesagt, dass ich interessante Neuigkeiten habe“, sagt Mireia triumphierend. „Als Gegenleistung könntest du mich ein wenig im Gebäude rumführen. Vielleicht zeigst du mir etwas, das noch nie jemand gesehen hat? Ich glaube, ich hab’s verdient, oder?“
***
S EIT S TUNDEN VERSUCHE ich einzuschlafen. Das, was Mireia mir erzählt hat, hat mich wirklich umgehauen. Ich kann keinen Schlaf finden. Einerseits habe ich das Gefühl, dass sie übertrieben hat, um mich gegen Metáfora aufzuhetzen. Sie hasst sie aus tiefstem Herzen. Andererseits aber ist es sehr gut möglich, dass die beiden sich angefreundet haben. Horacio hat einiges zu bieten, und das gefällt Metáfora. Und ich fürchte, dass auch sein Vater für Norma interessant sein könnte …
Es hat keinen Zweck. Ich werde sowieso die ganze Nacht nicht schlafen, also ist es besser, wenn ich aufstehe und ein bisschen im Haus herumlaufe. Oder ich steige aufs Kuppeldach, vielleicht wird mein Kopf dann frei.
Als ich die Treppe hinaufgehen will, fällt mir auf, dass im Erdgeschoss Licht brennt. Ein Wachmann kann es nicht sein, dafür ist es zu spät. Seit die Mittel gekürzt wurden, wird die Stiftung nachts nur noch von außen bewacht.
Vorsichtig gehe ich hinunter. Unten sehe ich meinen Vater und Sombra. Bepackt mit Taschen und Werkzeug, schleichen sie lautlos zu der Tür, die zu den Kellern führt.
Um diese Uhrzeit kann das nur eines bedeuten: Sie sind dabei, ihren Wiederbelebungsplan in die Tat umzusetzen! Aber halt, da ist ja noch jemand! Mahania
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