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Das Reich der Elben 01

Das Reich der Elben 01

Titel: Das Reich der Elben 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Elbenschiffe in einer der zahlreichen geschützten Buchten jenes Kontinents landeten – Buchten, die sich hervorragend zur Errichtung von Hafenanlagen eigneten. Das glückliche Gesicht seiner geliebten Ruwen mischte sich in den Bilderreigen. Und die kahlen Köpfe zweier Säuglinge mit spitzen Ohren. Elbenkinder.
Die Zwillinge, von denen der Augenlose behauptet hatte, sie würden das Schicksal des Elbenvolks bestimmen!
Die folgenden Bilder zeigten ihm, wie sich das Land veränderte. Burgen und Städte wuchsen aus dem Boden, Gebäude von so hoher elbischer Baukunst, dass manche von ihnen kaum von der Natur zu unterscheiden waren. Andere waren zitadellenartig, und ihre Zinnen und Türme schimmerten in der Sonne wie Elfenbein.
Eine strahlende Zukunft schien den Elben bevorzustehen, wenn sie sich dazu entschlossen, die fremde Küste zu besiedeln.
Oder waren es nur die Widerspiegelungen seiner eigenen Wünsche, die sich in den Bildern zeigten? Unbehagen machte sich auf einmal in Keandir breit. Die Ursache dafür hätte er nicht benennen können. Vielleicht war es die Ahnung, dass er noch nicht alles gesehen hatte. Sein Puls beschleunigte sich, und eine innere Stimme versuchte ihn dazu zu bewegen, den Blick vom dunklen Wasser abzuwenden.
Das musste die Furcht ein, von der der Augenlose gesprochen hatte.
Plötzlich begannen andere Bilder den Eindruck einer blühenden Zukunft zu überlagern. Niedergebrannte Gebäude. Ruinenstädte. Von unzähligen Toten übersäte Schlachtfelder.
Zuletzt war da eine Gestalt, die ein kuttenartiges Gewand trug. Das Gesicht unter der Kapuze lag zunächst im Schatten, der aber dann von einem hellen Sonnenstrahl verscheucht wurde. Eine tierhafte Fratze wurde sichtbar, bleich, mit pergamentartiger Haut und raubtierhaften Zähnen. Die Fratze kam Keandir bekannt vor. Aber er konnte nicht sagen, woher.
Der lippenlose Mund öffnete sich, versuchte etwas zu sagen, aber Keandir vernahm nur ein unverständliches Gemurmel.
Dann deckte sich die ursprüngliche Schwärze des Seewassers wie ein Leichentuch über die Visionen.
Das Wasser geriet in Bewegung.
Eine Welle wölbte sich empor und schwappte an das schmale Ufer des unterirdischen Sees. Keandir wich einen Schritt zurück. Aber er war nicht schnell genug. Das dunkle Wasser umspülte seine Füße bis zu den Knöcheln.
Etwas tauchte aus der Schwärze empor. Ein gewaltiger Krebs mit dämonisch glühenden Augen, der seine Scheren gegeneinanderrieb.
Das war der schabende Laut, den der König auf dem Weg zu dieser Höhle vernommen hatte!
Nur dass dieses Geräusch in diesen Momenten eine für Keandirs Sinne fast unerträgliche Schärfe hatte. Er hatte das Gefühl, als müssten ihm die Trommelfelle zerreißen. Das krebsartige Ungeheuer watete auf seinen sechs Beinen durch das Wasser. Die rot leuchtenden Augen fixierten Keandir.
Der Elbenkönig taumelte zurück und riss instinktiv sein Schwert heraus. Er blickte zur Seite, sah aber weder Branagorn noch den Augenlosen Seher. Beide waren verschwunden – ebenso wie der Eingang in die Höhle, in der er sich befand.
Mit einer Schnelligkeit, die Keandir dem Monstrum kaum zugetraut hatte, schnellte es auf einmal nach vorn und schnappte mit den Scheren nach dem Elbenkönig.
Keandir duckte sich gerade noch rechtzeitig, sodass die Scheren über ihn hinweg griffen. Sie schlossen sich mit einem Schnapplaut. Keandir hieb mit dem Schwert auf eine dieser gefährlichen Waffen seines Gegners ein. Aber selbst der harte Elbenstahl, aus dem Trolltöter geschmiedet war, prallte von dem hornartigen Material ab, aus dem die Scheren bestanden.
Einem weiteren Angriff entging der König nur knapp.
Er wich weiter zurück und stand schließlich mit dem Rücken zur Felswand.
Mit dem Mut der Verzweiflung drosch er mit dem Schwert auf die Kreatur ein. Hart krachte der Elbenstahl, aus dem Trolltöter von einem Hochmeister der elbischen Schmiedekunst gefertigt worden war, auf die Scheren. Doch immer mehr brachte ihn die Kreatur in Bedrängnis. Ihr ausweichen konnte er nicht mehr. Hinter ihm war nur noch feuchtkalter Fels. Wieder schnappten die Scheren nach ihm und verfehlten ihn nur knapp. Ein zuerst hechelnder, dann schmatzender Laut drang aus der Fressöffnung des Monstrums. In was für eine Höllenmenagerie war er da geraten? Hatte er die Mächte des Schicksals durch seine Neugier dermaßen herausgefordert, dass er so ein Ende verdiente? Zerhackt von den Hornscheren eines Monstrums, welches vermutlich seit Urzeiten in diesem dunklen

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