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Das Reich der Elben 01

Das Reich der Elben 01

Titel: Das Reich der Elben 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Verlies zu entlassen!«
»Ich würde ihm nicht über den Weg trauen, mein König!«
»Er hätte uns sehr leicht den geflügelten Affen überlassen können, wollte er unser Verderben«, erinnerte Keandir.
»Wer mag schon wissen, was seine Pläne sind…«
Keandir ging nicht weiter auf die Einwände Branagorns ein und trat vor. »Ich bin bereit«, erklärte er.
Der Augenlose hob den hellen Stab mit dem geflügelten
Affen an der Spitze, der sich höhnisch über das Schauspiel, das ihm geboten wurde, zu amüsieren schien. Und auf einmal erwachte er für einen Moment aus der Erstarrung. Er blies einen Feuerball aus seinem Rachen, der an der Wand entlangtanzte und dort nacheinander Dutzende von Fackeln entzündete.
Der Augenlose ging voran. Keandir folgte ihm. Doch noch einmal blieb er stehen und wandte sich zu Branagorn um.
»Was ist mit Euch?«
»Natürlich lasse ich Euch nicht allein, mein König.«
»Das freut mich zu hören.«
»Aber ich muss Euch noch einmal beschwören, dieser augenlosen Missgeburt nicht zu trauen.«
»Er hat uns das Leben gerettet.«
»Aber mit welcher Absicht?« Keandir schwieg.
3
DER SEE DES SCHICKSALS
    Der Augenlose bewegte sich mit überraschender Schnelligkeit, und die beiden Elben hatten Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Fauliger Modergeruch drang ihnen entgegen, und immer wieder war dieser schabende Laut zu hören. Er erinnerte Keandir an das Scharren von Rattenfüßen auf felsigem Grund oder an die Krallen gieriger Vogel, die einen morschen Baumstamm nach Gewürm absuchten.
Der Gang führte schließlich in eine Höhle, die einer unterirdischen Zitadelle glich. Tropfsteine wuchsen von der Decke. Doch es waren keine gewöhnlichen Stalaktiten – diese Steine leuchteten und erfüllten die Höhle mit grünlichem Schimmer.
Jene Bereiche der Höhlendecke, an der keine leuchtenden Tropfsteine hingen, waren von komplizierten Strukturen aus blutroten Linien durchzogen. Keandir fragte sich, ob diese Strukturen in Wahrheit magische Zeichen waren, mit einer geisterhaft leuchtenden Farbe aufgetragen, oder ob dieser
»Deckenschmuck« tatsächlich der Natur zu verdanken war.
Der weitaus größte Teil der Höhle wurde von einem See eingenommen, dessen Wasser pechschwarz war. Er zeigte kein Spiegelbild.
»Wir sind am Ziel«, sagte der Augenlose. »Der See des
Schicksals…«
»Was soll ich tun?«, fragte Keandir.
»Schaut nur in das dunkle Wasser«, antwortete ihm der
Augenlose. »Euer Gefährte mag das Gleiche tun – er wird
nichts von dem sehen, was Ihr seht, denn jedem ist sein eigenes Schicksal bestimmt.«
»Ich brauche keine Fragen zu stellen?«
»Nein, so eine Art von Orakel ist dies hier nicht. Der See wird Euch alles zeigen, was Ihr wissen wollt – so lange, bis Eure Furcht die Neugier übersteigt!«
Keandir lauschte nach dem schabenden Geräusch, das er auf dem Weg zum See vernommen hatte. Aber auch sein sensibles Elbengehör konnte nichts mehr davon vernehmen.
»Was lässt Euch zögern?«, fragte der Augenlose. »Habt Ihr Euren Mut doch überschätzt?« Wieder dieses hässliche Kichern. »Glaubt mir, im Lauf der Äonen sind Geschöpfe unterschiedlichster Herkunft und Gestalt auf dieser Insel gestrandet und haben auf die eine oder andere Weise den Weg in diese Höhle gefunden. Ihr wärt nicht der Erste, den im Angesicht des dunklen Wassers der Mut verlässt.«
»Bei mir ist dies nicht der Fall!«, versicherte Keandir.
»Vielleicht ist für ein Geschöpf des Lichts die Erkenntnis, dass seine Seele doch ein gewisses Maß an Finsternis enthält, besonders schwer zu ertragen.«
»Euren Spott könnt Ihr Euch sparen.«
»Ganz wie Ihr meint…«
Keandir hatte bisher den direkten Blick auf das dunkle Wasser gemieden. Was war mit ihm geschehen, seit die Hand des Augenlosen sein Haupt berührt hatte? Keandir hatte das Gefühl, dass seit jenem Moment nichts mehr so war wie zuvor. Hatte diese Nachtkreatur die Finsternis, die angeblich in seiner Seele zu finden war, vielleicht erst in ihn hineingepflanzt?
Keandir bemerkte eine Bewegung im dunklen Wasser. Winzige Wellen bildeten konzentrische Ringe.
Dann erschienen Bilder auf der Oberfläche. Die undurchdringliche Schwärze wich. Keandir sah die Kundschafterschiffe zurückkehren, die Prinz Sandrilas
losschicken sollte, um herauszufinden, ob dieses Land eine Insel oder ein Kontinent war. Tatsächlich, so berichteten die Elben, gab es nur wenige Seemeilen entfernt einen Kontinent mit blühenden Landschaften.
Weitere Szenen schlossen sich an.
Keandir sah, wie

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