Das Reich der Finsternis - Verdammt: Band 2 (German Edition)
nie gesagt. Ich lüge nicht! Zumindest nicht bei solch wichtigen Dingen.«
Doch Brock stimmte Mona zu. »Wir haben es alle gehört. Es ist keine halbe Stunde her, dass du das drunten im Wohnzimmer behauptet hast.«
Die Rothaarige schüttelte wieder den Kopf, dass ihre Locken flogen. »Nein, habe ich nicht. Ich sagte lediglich, dass ich das Geheimnis bewahre , wie man den Schatz findet, nicht dass ich es kenne.«
»Spitzfindigkeiten«, rief Patrick aus. »Was bitte ist da der Unterschied?«
Finola deutete mit einer Miene des Bedauerns auf die kleine Kiste. »Das Geheimnis ist hier drin, aber leider kann ich nicht lesen.«
Mona ließ sich auf die Knie nieder, ungeachtet der Tatsache, dass sie ihre Jeans auf dem staubigen Boden schmutzig machte. Sie zog das Kästchen zu sich heran und klappte den Deckel auf.
»Was ist drin?«, wollte Patrick wissen und drängte sich heran.
»Es ist leer«, verkündete Mona enttäuscht.
Auch Kylah rückte näher. »Gib es mir mal. Vielleicht gibt es ein Geheimfach oder so etwas.«
Die Zwillinge sahen ihr atemlos zu, wie sie das Kästchen untersuchte. Mona hätte vermutlich schon aufgegeben, doch die Irin war hartnäckig und wurde schließlich belohnt.
»Ah! So funktioniert das«, frohlockte sie und schob die Verzierung des winzigen Schlosses ein Stück nach rechts. Da öffnete sich der doppelte Boden. Ein vergilbtes Blatt Papier flatterte heraus und landete auf den staubigen Bohlen.
Alle griffen gleichzeitig danach, doch Finola war die schnellste. Mit zwei riesigen Sätzen sprang sie auf einen Stapel Kisten und setzte sich dann an die Kante. Behutsam begann sie das Blatt zu entfalten. Es schimmerte in einem Rotton fast so hell, wie die beiden Kobolde. So viel Magie! Das konnte nicht nur ein alter Brief oder gar eine Einkaufsliste oder etwas anderes Enttäuschendes sein, sagte Mona zu sich selbst. Ihr Herz klopfte aufgeregt. Sie ließ die Koboldin nicht aus den Augen.
Brock trat an den Kistenstapel heran und sah verärgert zu ihr hoch. »Was soll das? Du kannst es nicht lesen, das weißt du selbst. Also gib mir das Blatt!«
Er kletterte ein wenig schwerfälliger zu ihr hinauf. Artig rückte sie zur Seite und übergab ihm das begehrte Papier.
Die Zwillinge und Kylah kamen näher und sahen zu den beiden Kobolden hoch, aufmerksam und gespannt, um ja nichts zu verpassen. Selbst Cera verließ den ihr zugewiesenen Platz und drückte sich an Monas Beine. Mona war zu gespannt darauf, was in der Nachricht stand, um sie zu rügen.
Brocks Augen weiteten sich, während sie über die Zeilen huschten, doch er blieb stumm.
»Das verstehe ich nicht«, murmelte er nach einer Weile.
»Nun lies endlich vor«, herrschte ihn Finola an und sprach den Kindern damit aus der Seele. »Ich warte schon mehr als einhundertfünfzig Jahre darauf, zu erfahren, wie die Botschaft lautet.«
»Es ist ein Brief«, sagte Brock langsam. »Von einem Brian O’Connor an seinen Sohn Dermot, datiert auf den 14. Oktober im Jahr 1847.«
Finola nickte. »Ja, das war der Vorfahre eurer Grandma. Ihr Urururgroßvater oder so. Er ließ in seinen jungen Jahren dieses Haus errichten, aber sein Sohn Dermot ging fort, um sein Glück in Amerika zu finden. Ganz so weit kam er allerdings nicht, aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls waren es düstere Zeiten. Überall nur Hunger und Revolution. Brian O’Connor war bereits schwer krank, als er diesen Brief hier schrieb und ihn an seinen Sohn sandte. Aber nun lies uns endlich vor, was er geschrieben hat!«
Brock stieß einen tiefen Seufzer aus, der nichts Gutes verhieß, dann begann er zu lesen.
Mein geliebter Sohn Dermot,
vielleicht warst Du im Recht und ich hatte unrecht. Verzeih, dass das Letzte, was wir uns sagten, Worte des Zorns waren. Vermutlich wird uns der Herr im Himmel keine Gelegenheit mehr geben, uns zur Versöhnung in die Arme zu schließen. Es geht mit mir zu Ende, und selbst wenn der Brief Dich bald erreicht, was ich sehnlichst hoffe, wird es zu spät sein, in Deine Heimat zu eilen.
Doch es gibt etwas, das ich Dir unbedingt auf Deinen Lebensweg mitgeben muss. Ich gebe Dir meinen Segen, und ich erneuere meinen Schwur, dass kein O’Connor je Not leiden soll, möge auch das ganze Land in Hunger und Armut versinken. Du hast mir nicht geglaubt und mich einen senilen Alten genannt, doch nun beschwöre ich Dich, erinnere Dich Deiner Mutter und ihrer magischen Hände, mit denen sie es verstand, Kranke zu heilen und Unsichtbares sichtbar zu machen. So
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