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Das Reich der Katzen (German Edition)

Das Reich der Katzen (German Edition)

Titel: Das Reich der Katzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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Vogels gefressen hatte, hatte sich
die Krähe verändert. War feinfühliger und vorausschauender geworden. Hatte das
sprichwörtliche »dritte Auge«. Eine Gabe, die ihn mit Valentin verband.
    Auch der machte ein ernstes Gesicht. Ihre Blicke trafen sich.
Sorge und ein Gefühl drohender Gefahr befiel sie. Valentin nickte Blackbird zu.
»Es wäre nicht schlecht, wenn du mit deinen Freunden einen Erkundungsflug unternimmst.«
    Blackbird setzte sofort zum Flug an und entschwand mit seinen
Brüdern.
    Nur wenige Minuten später kehrte er zurück. »Die Stadt der
Krokodile«, kreischte er und flatterte mit den Flügeln. So heftig, dass er
sogar einige Federn verlor. »Kehrt um und rennt um euer Leben!«
    Aber es war zu spät. Sie kamen schon den Hügel, auf dem die Stadt
lag, herabgesprescht. Auf muskulösen Menschenkörpern steckten Krokodilköpfe mit
Mäulern, die fürchterliche Gebisse zeigten.
    Und sie waren schnell. Verdammt schnell.
    Die Katzen machten kehrt und rasten in die Richtung, aus der sie
gekommen waren. Und das war ihr Fehler. Auf der kahlen Ebene ohne jeglichen
Sichtschutz waren sie Freiwild für die Krokodilmänner. Die Kreaturen wurden von
einem besonders großen und böse aussehenden Exemplar angeführt. Als sich Onisha
umdrehte, sah sie zu ihrem Entsetzen, dass etliche der Kreaturen Netze in den
Händen trugen. Onisha hörte das angstvolle Klopfen ihres Herzen und das Rasseln
ihrer Lunge. Sie versuchte schneller zu laufen, doch sie hatte ihr Limit längst
erreicht. Es ist vorbei, durchzuckte es sie, sie sind viel schneller als wir.
Sie wollte den Freunden eine Warnung zurufen, da fiel ein dunkler Schatten über
sie.
    Die Krokodilmänner hatten sich aufgeteilt und kreisten sie ein.
Der Anführer gab einen befehlenden Laut von sich und schon surrten die Netze
durch die Luft. Sie fielen hart wie Hagel über die Katzen. Die schrien alle
durcheinander. Panik machte sich unter ihnen breit. Sie versuchten zu fliehen,
aber es war unmöglich.
    Sie saßen in der Falle!
    Zwei hochgewachsene Krokodilmänner hoben das Netz in die Höhe und
befestigten es an einem starken Ast, den sie zwischen sich auf den Schultern
trugen. So zappelten die Katzen hilflos in der Luft. Den groben Späßen der Kreaturen
ausgesetzt. Twinky und Onisha schrien wie am Spieß. Sehr zum Unwillen der
Krokodilmänner. Sie stießen ein warnendes Knurren aus, auf das die beiden
jedoch nicht reagierten. Der Anführer nahm einen Knüppel, trat auf das Netz zu
und schlug den beiden fauchenden und schreienden Kätzinnen damit über den Kopf.
Löschte ihre Gedanken aus.
     
    Onisha hörte Stimmen an sich vorbeiziehen. Wie schön wäre es,
aufzuwachen und auf einem Seidenkissen in Sascha von Hohenbergs Penthouse zu
liegen. Aber das war leider Utopie. Dort lag wahrscheinlich schon eine andere
Perserkatze. Onisha öffnete vorsichtig ein Auge, um es sofort wieder zu
schließen. Die Realität holte sie wieder ein.
    Eine unangenehme Stimme zischte: »Das Vieh wird wach!«
    »Dann werfen wir sie zu den anderen, Sobek.«
    Aha, dachte Onisha, Sobek heißt der Knabe also. Sie zitterte, als
sich Sobek über sie beugte. Sie versuchte aufzuspringen und ihm die Krallen
über das widerwärtige Krokodilgesicht zu ziehen. Es ging nicht. Erst jetzt
merkte sie, dass ihre Pfoten mit dicken Stricken, die tief in ihr Fleisch schnitten,
an ein Holzbrett gefesselt waren. Ebenso ihr Hals. So zur Bewegungslosigkeit
verdammt, war ihr endgültig klar: Dieses Mal war ihr Leben so gut wie beendet.
Hier gab es kein Entrinnen mehr.
    Sobek musterte Onisha spöttisch. »Hm, was für ein leckerer
Happen«, sagte er mit einer Stimme, die wie schleichendes Gift klang. Fauliger
Atem strich über Onishas Fell. Ihr wurde speiübel und sie hätte am liebsten
erbrochen. Aber ihr Magen war so leer wie eine Kornkammer nach einer Rattenplage.
»Man hat mir schon weitaus zähere Leckereien geopfert«, säuselte Sobek und
leckte sich das geifernde Maul.
    Onisha glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. »Ich höre hier immer
Opfer. Ich bin keines deiner blöden Opfer. Man hat mich entführt, geraubt ...«
Ihr versagte die Stimme.
    »Dramatisiere die Sache nicht.« Sobek lachte auf eine sehr üble
Art und Weise. »Im Übrigen habt ihr uns eine angenehme Abwechslung beschert.
Wir haben selten Gelegenheit zur Jagd.« Onisha fauchte empört. »Und dann auch
noch so fette Brocken. Das rote Vieh wird herrlich schmecken.«
    Onisha schloss die Augen. Das darf doch nicht wahr sein, dachte
sie, er meint Ben.

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