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Das Reich der Katzen (German Edition)

Das Reich der Katzen (German Edition)

Titel: Das Reich der Katzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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dem Valentin so ehrfürchtig gesprochen hatte? Wie sollte dieses
Monument ihnen helfen?
    Fleur spürte hilflosen Zorn. Seit Stunden war das telepathische
Band zwischen Onisha und ihr wieder erwacht. Fleur quälten die Schmerzen, die
Onisha zugefügt wurden. Spürte deren Angst und Verzweiflung.
    Und was machte Valentin? Er führte sie zu einem Steinaffen!
    Der Pavian war aus braunem Sandstein gehauen und sah enttäuschend
unscheinbar aus. Bis auf den Mond auf seinem Kopf, der aus Scheibe und Sichel
bestand. Der wirkte so echt wie das Gestirn am Himmel.
    Valentin machte vor der Statue eine demütige Verbeugung. Fleur
hätte loskreischen können vor Fassungslosigkeit. Warum machte er so ein
Aufhebens um die Figur? Aber gleich darauf rief sie sich zur Ordnung. Schon oft
hatte Valentin bewiesen, dass das, was er tat und den anderen sinnlos erschien,
seinen guten Grund hatte.
    Valentin murmelte irgendetwas vor sich hin. Beugte den Kopf zum
Gebet. In dem Augenblick fiel der Mondschein auf die Figur und Fleur entfuhr
ein spitzer Schrei. In die Augen des Affen trat Leben. Über der Pavian-Statue
schwebte plötzlich ein nebulöses Gesicht. Ein kindliches Männergesicht mit
hohen Wangenknochen, mandelförmigen Augen und einem weich geschwungenen Mund.
Auf dem Kopf trug er eine breitkrempige Kopfbedeckung, die eine Kobra zierte.
Von seinem Kinn hing ein geflochtener Ziegenbart und neben seiner rechten
Schläfe baumelte ein ebenfalls geflochtener Zopf.
    »Chonsu!« Valentins sonst immer so ruhige Stimme hatte einen
schrillen Unterton. »Chonsu, Mondgott!«
    Chonsu lächelte sanft. »Ganz recht, Kater«, sagte er mit
angenehmer Stimme. »Ihr benötigt meine Hilfe?«
    Valentin nickte stumm. Solange ihn Fleur kannte, hatte sie den
Kater nicht so fassungslos gesehen.
    »Chonsu«, wiederholte er wie im Traum.
    Chonsus Lächeln wurde eine Spur spitzbübischer. Die Reaktion war
für ihn nicht ungewöhnlich. So regierte jeder, dem er erschien. Alle hatten
schon von ihm gehört, wussten aber nicht, ob es den Mondgott auch wirklich gab
oder ob er nur eine Erfindung der Alten war. Ein Sage mit einem Fünkchen
Wahrheit, aber maßlos übertrieben.
    Valentin hatte sich gefangen. »Wir brauchen deine Hilfe«,
wiederholte er überflüssigerweise, denn Chonsu wusste bereits, dass sie tief in
der Patsche saßen.
    »Ihr habt Ärger mit Sobek«, sagte er.
    Twinky stieß einen überraschten Laut aus. Woher wusste der
Mondgott das?
    Chonsu sah die Schildpattkatze an und beantwortete die Frage,
ohne dass sie sie laut gestellt hatte: »Ich stand am Himmel, als alles geschah.
Du erinnerst dich?«
    Twinky nickte artig.
    So artig, dass Fleur es kaum fassen konnte. Aber auch sie war
beeindruckt von Chonsu. Trotz seiner Jugend strahlte er eine ungeheure Sanftmut
und Weisheit aus.
    »Ich kann euch nur teilweise helfen. So leid es mir tut.«
    Valentin beugte wieder das Haupt.
    Twinky ging das allmählich auf die Nerven. Sie hätte ihm am
liebsten gewaltig in den Hintern getreten. Jetzt war wirklich nicht die Zeit
für Demutsbekundungen einem Steinpavian und Mondgott gegenüber. Mochte er auch
noch so mächtig sein. Sie drängte sich an Valentins gebeugtem Körper vorbei und
baute sich vor Chonsu auf. »Und wie sieht die Hilfe aus?«, fragte sie
herausfordernd.
    Valentins Keuchen durchschnitt die Nacht.
    Doch Chonsu lächelte und nickte dem Kater beruhigend zu. »Ist
schon gut, sie meint es sicher nicht so.«
    Und ob ich es so meine, hätte Twinky am liebsten gesagt, verkniff
es sich aber im letzten Moment. Auch sie hatte einiges während der gemeinsamen
Abenteuer gelernt.
    Auf Chonsus Gesicht, das noch immer über dem Pavian schwebte, lag
leichtes Bedauern. »Ich schicke euch den Pavian mit. Er wird wissen, was zu tun
ist.« Chonsus Gesicht begann silbern wie der Mond zu leuchten, sandte Strahlen
auf den Steinpavian nieder und erweckte ihn damit zum Leben.
    In dem Moment, als der Affe die kleinen Ärmchen hob und sich die
Augen rieb, als wäre er aus langem Schlaf erwacht, verschwand Chonsus Gesicht.
Vorher rief er Valentin noch zu: »Sucht die Baumgöttin. Sie und ihr Heiliges
Wasser sind die Lösung für euer Problem.«
    »Wo finden wir die Baumgöttin?«, rief Valentin, aber Chonsu war
schon verschwunden.
    »Das hättest du auch mich fragen können«, kreischte der Pavian in
Affenmanier und klatschte übermütig in die Hände. Dann schlug er einige
zirkusreife Purzelbäume.
    »Das auch noch«, stöhnte Twinky. »An ihm ist ein kleiner

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