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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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können. Zudem war sie durstig, daher kroch sie aus ihrem Lager. Trotz der Kristalle war es in dieser Behausung inzwischen recht kühl. Sie trat durch den Vorhang. Vor dem Feuer kauerte eine Gestalt; Aravyn lag auf einem Bett aus Fellen, war wohl erst vor Kurzem von der Jagd zurückgekehrt und schlief nun.
    »Romba, könnte ich …« Da erhob sich die Frau, und Lena stutzte, denn der Größe nach konnte das nicht Romba sein.
    Irba? Verdammt, was tut die alte Hexe denn hier? ,schoss es ihr durch den Kopf.
    »Ich grüße dich, Lena«, krächzte die alte Frau überraschenderweise gar nicht so unfreundlich. »Ich betrauere Ruvens Tod und hoffe, du konntest Kian Trost spenden.«
    »Ähm … ja.«
    Verdutzt blieb Lena stehen, doch Irba bedeutete ihr näher zu kommen. »Ich habe wärmenden Kräutertee gekocht. Nimm dir einen Becher.« Sie schöpfte sich selbst eine Kelle voll dampfender Flüssigkeit in einen Tonbecher, dann setzte sie sich. Irba wirkte alt und runzlig wie immer, doch fehlte heute der biestige Zug um ihren Mund. Konnte es sein, dass das an Ruvens Tod lag und sie wirklich traurig war? Misstrauisch ging Lena zum Kessel, nahm sich von dem Kräutertee und nahm ebenfalls Platz.
    »Du wirst dich wundern, weshalb ich hier bin«, begann Irba.
    »Allerdings! Und nicht nur darüber.«
    Die alte Frau schien sie verstanden zu haben, denn ein Schmunzeln zeigte sich auf ihrem Gesicht. »Ich habe dich nicht gut behandelt, damals in Talad.«
    Dieses Eingeständnis erstaunte Lena, und während sie vorsichtig an der heißen Flüssigkeit nippte, beobachtete sie Irba sehr genau.
    »Ich denke, ich bin dir eine Erklärung schuldig.« Die schwieligen Hände Irbas schlossen sich um die Tasse. »Ich wurde hier in diesem Dorf geboren.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, und wir haben stets die Tuavinn und auch die Naturgeister Elvancors geachtet und verehrt.«
    »Das hat in Talad aber ganz anders geklungen«, konnte sich Lena nicht verkneifen.
    Ein trauriges Lächeln spielte um Irbas Mund. »Ich weiß, aber ich musste so handeln, zudem dachte ich damals tatsächlich, du seist eine Spionin aus Ceadd. Heute weiß ich, dass das nicht stimmt. Aber mein ganzes Verhalten war notwendig, um glaubhaft meinen Platz im Ältestenrat zu behalten.« Als Lena fragend die Augenbrauen zusammenzog, fuhr sie fort: »Um unser Dorf hier in den Bergen zu schützen und auch die Tuavinn, denen wir in Freundschaft verbunden sind, erklärt sich in jeder Generation ein Mann oder eine Frau aus unserem Dorf bereit, in eine der Städte zu gehen.« Sie verdrehte die Augen. »Beim Licht der Ewigkeit – das fällt keinem von uns leicht. Doch es ist nötig, um unser Überleben zu sichern. Wir gehen in die Städte, sehen zu, dass wir an Einfluss gewinnen, kundschaften aus, was die Fürsten vorhaben. Ob sie etwas gegen uns oder die Tuavinn unternehmen wollen.«
    »Du bist eine Spionin!«, rief Lena aus. Noch hegte sie einige Zweifel. Zu glaubhaft hatte Irba die garstige Älteste gespielt, die gegen die Tuavinn und das Bergvolk wetterte. Doch andererseits – jetzt erschienen ihre Züge freundlich, und wie sonst hätte sie dieses verborgene Tal finden sollen?
    Vermutlich erkannte sie Lenas Zweifel, denn sie rutschte näher zu ihr heran, legte ihre raue, schwielige Hand auf Lenas. »Ich habe so lange Zeit die verbitterte, alte Irba gespielt, dass ich manchmal selbst nicht wusste, wer ich war. Doch nur so konnte ich herausfinden, was die Mächtigen unseres Landes vorhaben, behutsam Einfluss auf die Geschehnisse in Talad nehmen, denn ihre Bewohner halte ich für die vernünftigsten ganz Elvancors.«
    Diese Geständnisse brachten Lena gehörig durcheinander, und sie forschte in Irbas Gesicht. »Deshalb bist du auch zu dem Rat in den Bergen mitgekommen. Aber sag, wusste Ureat über dich Bescheid?«
    »Erst nach dem Treffen der Fürsten und Tuavinn habe ich ihm offenbart, wer ich tatsächlich bin.« Sie grinste und entblößte dabei ihre Zähne. Auch wenn einige fehlten, waren die übrigen überraschend gut erhalten. »Über sein Gesicht muss ich noch heute lachen. Doch er erschien mir von jeher als einer der wenigen, die nicht blind den Fürsten folgen, sondern auch ihre eigenen Überzeugungen haben und versuchen, diese zum Besten der Stadtbewohner durchzusetzen.«
    »Wusstest du am Ende von der Sache mit Orteagon?«, presste Lena hastig hervor, doch Irba schüttelte eilig ihr weißes Haupt.
    »Nein, Lena, genauso wenig wie Ureat, und ich gehe sogar davon aus, dass auch die

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