Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
Schritt zurück; sie betrachtete den Fremden argwöhnisch.
    Gryllen zögerte – Fiedler traute seinen Augen nicht. Er warf erneut einen Blick auf den Jhag. Eine weitere Gestalt hatte sich zu dem großen Bogenschützen gesellt. Kurz gewachsen und breit wie eine Belagerungsmaschine, mit tiefbrauner Hautfarbe, das schwarze Haar zu Zöpfen geflochten und mit Fetischen verziert. Seine Eckzähne waren womöglich noch größer als die seines Gefährten, und sie sahen viel schärfer aus. Ein Trell. Ein Jhag und ein Trell. Das lässt einen ganzen Glockenturm erklingen, wenn ich bloß die verdammten Schmerzen beiseite schieben und zwei Minuten nachdenken könnte.
    »Deine Beute ist geflohen«, sagte der Jhag zu Gryllen. »Diese Menschen hier jagen nicht dem Pfad der Hände nach. Und außerdem stehen sie jetzt unter meinem Schutz.«
    Die Ratten zischten und quiekten ohrenbetäubend und drängten sich höher auf die Straße. Staubgraue Augen glitzerten in einem brodelnden Sturm.
    »Du solltest meine Geduld besser nicht auf die Probe stellen«, sagte der Jhag langsam.
    Tausend Körper zuckten zusammen. Dann zogen sie sich langsam zurück, eine Woge aus schmierigem Pelz. Einen Augenblick später waren sie verschwunden.
    Der Trell hockte sich neben Fiedler. »Du wirst es überleben, Soldat?«
    »Sieht so aus, als müsste ich«, erwiderte der Sappeur. »Und wenn auch nur, um mir auf das, was da gerade passiert ist, einen Reim zu machen. Ich müsste euch beide eigentlich kennen, stimmt's?«
    Der Trell zuckte die Schultern. »Kannst du aufstehen?«
    »Mal sehen.« Fiedler schob einen Arm unter sich, stemmte sich einen Zoll hoch – und dann erinnerte er sich an nichts mehr.

Kapitel Acht
     
    Man erzählt sich, dass in der Nacht, da Kellanved und
    Tanzer zurückkehrten, die Stadt Malaz ein einziger
    Mahlstrom aus Zauberei und schrecklichen Heimsuchungen
    war. Daher ist es nicht allzu gewagt, zu behaupten, dass
    die Morde eine blutige, verwirrende Angelegenheit waren
    und dass es eine Frage der Perspektive ist, die Aktion als
    Erfolg oder Misserfolg zu bewerten ...
     
    Verschwörungen im Imperium
    Heboric
     
    C oltaine hatte sie alle überrascht. Er hatte die Fußsoldaten der Siebten zurückgelassen, um das Wasserfassen bei Dryj-Quelle zu überwachen, und seine Wickaner hinaus in die Odhan geführt. Zwei Stunden nach Sonnenuntergang fanden sich die Tithansi-Stammeskrieger, die ihren Pferden etwas Ruhe gönnten, indem sie mehr als eine Länge von der Oase entfernt zu Fuß gingen und ihre Reittiere am Zügel führten, plötzlich im Zentrum einer hufeisenförmig geführten Attacke wieder. Die wenigsten hatten genug Zeit, auch nur wieder aufzusitzen, geschweige denn sich zu formieren, um dem Angriff wirksam zu begegnen. Obwohl sie den Wickanern im Verhältnis sieben zu eins überlegen waren, wurden sie überrannt, und für jeden wickanischen Clankrieger, der starb, fielen hundert Mann von ihnen. Binnen zwei Stunden war das Gemetzel zu Ende.
    Duiker, der auf der Südstraße in Richtung der Oase unterwegs war, hatte den Feuerschein der brennenden Wagen der Tithansi weit entfernt zu seiner Rechten erblickt. Es dauerte eine lange Minute, ehe er begriff, was er da sah. Die Frage, zu jener Feuersbrunst zu reiten, stellte sich nicht. Die Wickaner waren im Blutrausch – sie würden nicht erst nachdenken, sondern ihn sofort töten. Stattdessen lenkte er sein Pferd in Richtung Nordwesten und ritt im Galopp, bis er dem ersten fliehenden Tithansi begegnete, von dem er die Geschichte zu hören bekam.
    Die Wickaner waren Dämonen. Sie spien Feuer. Ihre Pfeile vervielfachten sich auf magische Weise in der Luft. Ihre Pferde kämpften mit unheimlicher Intelligenz. Ein Aufgestiegener – ein Mezla – war heraufbeschworen und ins Reich der Sieben Städte geschickt worden, der sich jetzt der Göttin des Wirbelwinds entgegenstellte. Die Wickaner konnten nicht getötet werden. Es würde niemals mehr ein neuer Tag anbrechen.
    Duiker überließ den Mann seinem Schicksal, wie auch immer es aussehen mochte, und kehrte zur Straße zurück, um sich wieder auf den Weg zur Oase zu machen. Er hatte zwar zwei Stunden verloren, doch dafür hatte er dem von Entsetzen gezeichneten Gestammel des Tithansi überaus wertvolle Informationen entnehmen können.
    Während der Historiker weiterritt, wurde ihm klar, dass dieser Angriff mehr war als nur das Umsichschlagen eines verwundeten, gequälten Tiers. Coltaine sah die Sachlage ganz offensichtlich nicht so. Vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher