Das Reich der Traeume
vergleichen«, schlägt Cristóbal vor.
Der Scanner tastet die Münze ab und sie erscheint auf dem Bildschirm. Doch die Oberfläche ist so abgegriffen, dass man kaum etwas erkennen kann. Manche Unebenheiten deuten darauf hin, dass es irgendwann einmal Zeichen und wahrscheinlich auch Buchstaben gegeben haben muss; aber es ist unmöglich, sie zu entziffern.
»Das Einzige, was man erkennt, ist ein Gesicht im Profil mit Buchstaben drumherum ⦠Aber man kann sie nicht entziffern«, sage ich.
»Und die Rückseite?«, fragt Metáfora.
»Da sieht es noch schlechter aus. Flecken, unvollständige Reliefs, alles undeutlich ⦠Unmöglich herauszufinden, was â¦Â«
»Wir brauchen ein besseres Programm«, urteilt Cristóbal. »Eins von denen, die sie in den Forschungszentren benutzen und die die fehlenden Stellen ergänzen!«
»Klar, wir rufen da an und fragen sie, ob sie uns den Gefallen tun können, eine Münze aus dem Mittelalter zu untersuchen! Super Idee!«
»Die haben schon ganz andere Sachen gesehen. Ein Freund von mir hat sich mal in das Informationssystem der NASA eingehackt und â¦Â«
»Hör auf zu spinnen, Cristóbal. So geht das nicht.«
Ich hab ein komisches Gefühl bei der ganzen Sache. Das Profil auf der Rückseite der Münze kommt mir irgendwie bekannt vor, aber ich habe keine Ahnung, wo ich es schon mal gesehen habe. Es ist, als würde sich mein Gedächtnis an etwas erinnern wollen und sich gleichzeitig dagegen sträuben.
»Na schön, ich denke, für heute reichtâs«, sage ich. »Unser Besuch im ersten Keller hat mich irgendwie fix und fertig gemacht ⦠AuÃerdem will ich meinen Vater in der Klinik anrufen. Ich möchte wissen, wann er entlassen wird. Wir sehen uns dann Montag in der Schule, okay?«
* * *
Ich bin auf den Dachboden gegangen, um meine Gedanken zu ordnen.
Wenn es stimmt, dass alles mit allem zusammenhängt, wie mein Vater immer sagt, dann müssen auch die Ereignisse der letzten Tage miteinander in Beziehung stehen. Also sollte ich herausfinden, was der Ãberfall auf Hinkebein, der Diebstahlversuch in der Stiftung, die Münzen in der Schule, der Besuch im ersten Keller und das Symbol mit dem Mutanten miteinander zu tun haben. Und das Schwert mit dem A und dem Drachen! Zu viel auf einmal!
Es ist wie ein Puzzle, dessen Teile ich nicht richtig zusammensetzen kann. Jedenfalls nicht, solange sich Erinnerung, Fantasie und Träume in meinem Kopf vermischen. Wenn ich mich an das Mutantensymbol erinnere, dann vermutlich deshalb, weil ich davon geträumt oder es bei einem meiner früheren Besuche im Keller gesehen habe. Aber ich bin mir nicht sicher. Und wenn ich davon geträumt habe, warum taucht es jetzt in der realen Welt auf? Niemand sieht in der realen Welt Dinge, von denen er bloà geträumt hat.
Die Wahrheit ist, dass ich ganz genau weiÃ, wo ich dieses abscheuliche Symbol schon einmal gesehen habe, auch wenn ich es nicht wahrhaben will.
Ich höre, wie die Tür geöffnet wird. Ich brauche gar nicht hinzusehen, um zu wissen, wer es ist.
»Hallo, Sombra.«
»Hallo, Arturo! Störe ich?«
»Nein, nein ⦠Komm, setz dich zu mir.«
»Du sahst vorhin bei dem Besuch im Keller so niedergedrückt aus.«
»Ja, wegen Papa.«
»Mach dir keine Sorgen, er kommt bald wieder nach Hause. Es geht ihm gut.«
»Ich verstehe nicht, was passiert ist. Ich habe mit Hinkebein gesprochen, er sagt, es waren zwei maskierte Typen.«
»Diebe. Die sind überall â wie Ratten.«
»Ich hab noch nie gehört, dass es welche gibt, die Steine klauen wollen.«
»Die Welt ist voll von Dieben. In Ãgypten stehlen sie Steine von den Pyramiden, in Rom vom Kolosseum ⦠Antike Steine sind sehr wertvoll, es gibt Leute, die eine Menge Geld dafür zahlen. SchlieÃlich gibt es sogar Grabräuber. Es braucht dich also nicht zu wundern, was passiert ist.«
»Willst du damit sagen, dass die Stiftung historisch genauso wertvoll ist wie die Pyramiden oder das Kolosseum?«
»Das Gebäude ist sehr alt. Es wurde mehrmals umgebaut, aber es gibt noch Spuren aus dem Mittelalter, wie zum Beispiel Mauerreste und Säulen. Bestimmt wollten sie deshalb ein paar Steine klauen.«
»Aber die kann man nicht verkaufen! Einzelne Steine sind doch so gut wie wertlos! Man müsste schon die ganze Mauer mitgehen lassen
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