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Das Reich der Traeume

Das Reich der Traeume

Titel: Das Reich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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Folter beaufsichtigt, ist ein Hauptmann. Sein Vorgesetzter!«
    Â»Der Köper des Mannes ist übel zugerichtet. Man hat ihm eine Hälfte des Gesichtes verbrannt und seine Arme verdreht!«
    Â»Sie sind sehr grausam, die Träume unseres Jungen.«
    Â»Sehen wir uns die nächste Zeichnung an«, schlug Crispín vor. »Ein Einbeiniger auf der Straße im Dreck. Ritter gehen an ihm vorbei, ohne ihn zu beachten«
    Â»Sie würdigen ihn keines Blickes«, sagte Arturo. »Als wäre er gar nicht da.«
    Â»Klar, so was kommt jeden Tag vor. Krüppel und Kranke werden sich selbst überlassen. Man behandelt sie wie Abfall, obwohl sie lediglich krank sind.«
    Â»Nur unser träumender Freund denkt an sie.«
    Â»Was wollte Arquimaes mit seinen Zeichnungen wohl ausdrücken?«, fragte Crispín immer verständnisloser. »Was hat das Ganze mit Alchemie zu tun?«
    Â»Ich weiß es nicht. Anscheinend erzählt Arquimaes die Geschichte eines Jungen, der von den Dingen träumt, die er tagsüber erlebt. Ich glaube, es ist seine eigene Geschichte.«
    Auch auf den folgenden Pergamenten waren ähnliche Szenen abgebildet: Ungerechtigkeit, Krankheit, Krieg, Tod, Hunger … Arquimaes hatte ganz offensichtlich die Geschichte eines träumenden Jungen aufgezeichnet, der eine außergewöhnlich klare Sicht auf die Zeit hatte, in der er lebte.
    Â»Sieh dir das mal an!«, rief Arturo plötzlich. »Diese Zeichnung ist ganz anders. Jetzt träumt er von einer aufgehenden Sonne! Einer großen, leuchtenden Sonne, die Himmel und Erde erleuchtet!«
    Â»Und hier, ganz unten, ist ein Mond abgebildet!«, ergänzte Crispín. »Sonne und Mond …«
    Â»Sonne und Mond sind die Symbole der Alchemisten«, erklärte Arturo. »Die Sonne macht die Landschaft schöner, leuchtender. Auf den anderen Zeichnungen gab es viel Schatten, hier strahlt alles. Es gibt sogar Blumen und Früchte an den Bäumen … und Vögel am Himmel!«
    Â»Und Tiere auf dem Feld. Da sind Bauern, die gemächlich ihrer Arbeit nachgehen.«
    Â»Stimmt! Die Soldaten sind in der Festung und scheinen die Bauern zu verteidigen, nicht so wie auf den anderen Zeichnungen!«
    Â»Merkwürdig! Arquimaes kann sich nicht entscheiden, was er erzählen will«, stellte Crispín enttäuscht fest. »Er widerspricht sich. Dieses Bild hat nichts mit den anderen zu tun, es stellt nicht die Wirklichkeit dar.«
    Nachdenklich betrachtete Arturo das Pergament mit den dreizehn Sonnen.
    Â»Und wenn er gar nicht die Wirklichkeit darstellen wollte, sondern einen Traum?«, überlegte er. »Den Traum eines Jungen! Du weißt schon, einen Wunschtraum, eine Sehnsucht.«
    Â»Dummes Zeug! Arquimaes würde seine Zeit niemals damit vertrödeln, erfundene Szenen zu zeichnen. Er ist Alchemist und hat uns selbst erklärt, dass sich die Wissenschaftler ausschließlich auf Tatsachen stützen und dass Träume nichts mit der wirklichen Welt zu tun haben.«
    Â»Nein! Die Wissenschaftler stützen sich zwar auf die Wirklichkeit, aber sie träumen davon, fantastische Entdeckungen zu machen. Träume sind Teil der Alchemie. Vielleicht ist es das, was er mit seinen Zeichnungen ausdrücken will. Träume von jemandem, der sich nach besseren, nach gerechteren Zeiten sehnt!«
    Pferdegewieher unterbrach ihre Diskussion. Und bevor sie reagieren konnten, kamen drei bewaffnete Männer mit gezückten Schwertern in den Keller des Turms gestürmt und musterten sie mit zusammengekniffenen Augen.
    Â»Was macht ihr hier?«, fragte einer von ihnen, ein Mann mit rasiertem Schädel, offenbar der Anführer. »Wisst ihr nicht, dass dieser Ort verflucht ist?«
    Â»Und alles, was hier liegt, gehört König Benicius«, ergänzte der zweite Mann, ein blonder Hüne.
    Um sie nicht zu beunruhigen, stand Arturo ganz langsam auf. Er hob beide Hände und sagte mit erstaunlicher Gelassenheit: »Wir sind die Gehilfen des Alchemisten Arquimaes, der hier gearbeitet hat, bevor er verschleppt wurde. Er stand unter dem Schutz des Königs. Wir kommen vom Schloss und genießen ebenfalls den Schutz des Königs.«
    Â»Du hast meine Frage nicht beantwortet«, sagte der Glatzkopf und trat einen Schritt vor. »Was sucht ihr hier?«
    Â»Nichts Besonderes. Arquimaes ist ins Schloss zurückgekehrt und hat uns hierhergeschickt, um einige seiner Habseligkeiten zu

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