Das Reich der Traeume
zusammen noch sonst was!«, motze ich sie an.
»Und das werden wir auch nie sein!«, motzt sie zurück.
Gott sei Dank kommt Mercurio gerade und ich kann diesen Streit fallen lassen.
»Mercurio! Mercurio!«
Erstaunt, uns so früh schon hier zu sehen, nähert er sich.
»Was ist los? Was macht ihr denn um diese Zeit schon hier?«
»Ich wollte dich bitten, mir den Helm auch zu zeigen«, sagt Metáfora. »Ich möchte mich vergewissern, dass es ihn wirklich gibt und dass er alt ist.«
»Willst du ihn kaufen?«
»Nein, nur sehen. Ich will nur sichergehen, dass ⦠na ja, dass er tatsächlich aus dem Mittelalter stammt und es sich nicht um eine Fälschung handelt.«
»Er ist echt! Gestern habe ich ihn einem Antiquitätenhändler gezeigt, und der hat mir versichert, dass es ein mittelalterlicher Helm ist. Er hat sogar Blutflecken darauf entdeckt und wollte eine Karbonprobe machen oder so was, aber ich hab ihn nicht gelassen. Ich habe mich noch immer nicht entschieden, was ich mit ihm machen soll.«
»Ich möchte ihn sehen, Mercurio, bitte!«, bettelt Metáfora.
Mercurio schaut nach links und rechts, um sich zu versichern, dass uns keiner sieht.
»Wenn jemand davon erfährt, krieg ich mächtig Ãrger. Ich weià wirklich nicht, ob ich euch â¦Â«
»Pass auf, wir gehen zu dem Gartenhäuschen, das merkt keiner â¦Â«
»Ich hab ihn in meiner Wohnung.«
»Gut, dann gehen wir zu dir. Es ist wichtig, Mercurio! Hier, zwanzig Euro, damit du siehst, dass â¦Â«
»Nein, ich will kein Geld.«
»Jetzt bring uns endlich zu diesem verdammten Helm, bevor ich ausraste«, verlangt Metáfora.
Mercurio schlieÃt die Tür auf und lässt uns ins Schulgebäude. Wir folgen ihm in seine Wohnung, die direkt neben dem Hausmeisterbüro liegt.
»Hoffentlich ist meine Frau schon die Treppe putzen gegangen«, brummt er. »Wenn sie mich hier mit euch zusammen sieht, kann ich mich auf was gefasst machen! Ihr bringt mich noch in Teufels Küche!«
Wir betreten einen kleinen Raum. Mercurio bittet uns, kurz zu warten. Er steigt auf einen Schemel und nimmt eine Sporttasche vom Schrank, die hinter einem groÃen Strauà künstlicher Blumen versteckt war.
»Hier ist er. Seht ihn euch an! Sieht er nicht prächtig aus, so ohne Dreck und Staub! Wie neu, nicht wahr?«
Der Helm sieht nicht gerade wie neu aus, aber besser als gestern, als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe. Metáfora ist sehr beeindruckt.
»Er ist wunderschön!«, ruft sie. »Und er ist echt!«
»Hab ich dir doch gesagt, dass er echt ist.«
»Setz ihn auf! Jetzt sofort!«
»Was? Was soll das?«
»Du sollst ihn aufsetzen! Ich möchte wissen, ob er dir passt!«
Mercurio guckt die ganze Zeit aus dem Fenster und treibt uns zur Eile an.
»Erzählt keinen Blödsinn und beeilt euch! Der Direktor kann jeden Moment kommen. Wenn sie den Helm bei mir finden, werde ich entlassen und meine Frau prügelt mich windelweich!«
»Setz ihn auf!«, wiederholt Metáfora.
Wie ich sie kenne, wird sie eh nicht lockerlassen, bis ich getan habe, was sie verlangt. Ich nehme also den Helm und setze ihn auf. Er passt wie angegossen, wie für mich nach Maà angefertigt.
Ich blicke durch den Sehschlitz und sage: »Glaubst du mir jetzt? Gibst du endlich zu, dass ich recht habe?«
»Dieser Eisentopf passt jedem, der einen kleinen Kopf hat«, sagt sie abschätzig. »Das heiÃt gar nichts.«
»Du gibst wohl nie nach, was?«
»Schluss jetzt, der Direktor ist gerade gekommen«, sagt Mercurio und nimmt mir den Helm ab. »Gib her, ich leg ihn weg, bevor ihn jemand sieht. Los, haut schon ab!«
Mercurio verstaut den Helm in der Tasche und legt ihn wieder nach oben auf den Schrank. Dann stellt er den Schemel an seinen Platz zurück und schiebt uns zur Tür.
»Passt auf, dass euch keiner rauskommen sieht! Ihr wart nie hier! Los, verschwindet!«
Wir gehen um das Gebäude herum, damit uns niemand bemerkt. Es klingelt und schon kommen die ersten Schüler.
* * *
Abends erwartet uns Hinkebein, wir treffen uns heimlich, wie vereinbart.
Wir gehen in eine SeitenstraÃe nahe der Bücherei und drücken uns zur BegrüÃung stumm die Hand. Metáfora meint, sie müsse ihm auch noch einen Kuss auf jede Wange geben.
»Ich vermute, deinem Vater geht es besser, oder?«
»Da
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