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Das Reich der Traeume

Das Reich der Traeume

Titel: Das Reich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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gegangen, hielt ihn eine Patrouille von sechs Männern an.
    Â»Wohin willst du, Junge?«, fragte ihn der Truppenführer. »Du befindest dich auf dem Gebiet von Königin Émedi. Wir wollen wissen, was du hier suchst.«
    Â»Ich bin ein Freund von Arquimaes, dem Alchemisten. Es heißt, dass er sich auf dem Schloss Eurer Herrin aufhält. Ich muss zu ihm.«
    Â»Wie können wir sicher sein, dass Arquimaes wirklich ein Freund von dir ist?«
    Â»Arquimaes ist mein Lehrer. Er hat einen Bart, nicht sehr lang, eine Adlernase und schwarze, durchdringende Augen. Und eine tiefe, beruhigende Stimme.«
    Â»Wir werden dich zum Schloss bringen. Ich hoffe nur, du hast uns nicht belogen«, sagte der Soldat. »Sonst wirst du es teuer bezahlen.«
    Arturo durfte hinter einem der Männer aufsitzen und ritt mit den Soldaten zum Schloss.
    * * *
    Morfidio begab sich mit bluttriefendem Schwert in seine Gemächer. Soeben hatte er einen seiner Ritter getötet, weil der es gewagt hatte, seine Krone zu berühren. Der neue König war so wütend geworden, dass er ihm das Schwert bis zum Heft in die Brust gestoßen hatte. Er wollte allen demonstrieren, dass er ihr unumschränkter Herrscher war.
    Â»Dieser verfluchte Verräter!«, rief er, rot vor Zorn. »Er wollte meinen Platz einnehmen!«
    Morfidio setzte sich vor den großen Spiegel, den er in seinem Zimmer hatte aufstellen lassen. Mit einem Glas Wein in der noch zitternden Hand starrte er sein Spiegelbild an, das ihm gleich einer Statue entgegenblickte. Einen Moment schien es, als würde er sich auf sich selbst stürzen, doch es passierte nichts. Seit einiger Zeit war er noch misstrauischer geworden. Er konnte seine Wutanfälle kaum noch kontrollieren. Nur Blut besänftigte ihn. Deswegen musste er jeden Tag irgendjemanden töten. Seine Vertrauten wagten es nicht, ihm zu sagen, dass die Leute ihn fürchteten und ihm möglichst aus dem Weg gingen.
    Â»Ich werde jeden töten, der versucht, mir meine Krone zu nehmen«, zischte er seinem Spiegelbild zu. »Ich werde keinerlei Erbarmen mit diesen Verrätern haben! Ich weiß nur zu gut, dass sie mein Vertrauen erschleichen wollen, um mir einen Dolch in die Brust zu stoßen, während ich schlafe!«
    Er leerte sein Glas, und einen Moment lang schien sein Verstand wieder klar zu sein. Er erinnerte sich, dass es eine Zeit gegeben hatte, in der er nicht so gedacht hatte … Manchmal hatte er das Gefühl, irgendjemand oder irgendetwas müsse ihn verhext haben.
    Â»Arquimaes!«, rief er plötzlich. »Er war es! Er will mich um den Verstand bringen! Jetzt verstehe ich alles! Er hat mich verhext!«
    Er hob das Schwert und schleuderte die doppelt geschärfte Klinge in den Spiegel, der in tausend Stücke zersplitterte.
    Â»Ich werde dich töten, verdammter Hexenmeister! Du willst mich um den Verstand bringen, aber ich werde dich schneller töten, als du es dir vorstellen kannst, verfluchter Alchemist! Jetzt begreife ich, dass du mich mit deiner geheimen Zauberformel umbringen wolltest!«
    Er starrte auf die tausend Glassplitter zu seinen Füßen. Niemand war da, an dem er sich hätte abreagieren können, und so stürzte er, wie so häufig in letzter Zeit, in das tiefe Loch des Wahnsinns. Morfidio verlor den Verstand, und er konnte nichts dagegen tun.
    Â»Und dich, Arturo, der du mich gedemütigt hast, auch dich werde ich töten!«
    * * *
    Arturo warf sich in die Arme seines Meisters, der ihn mit unbändiger Freude begrüßte. Lange verharrten die beiden stumm in inniger Umarmung. Der Junge klammerte sich fest an den schwer atmenden Alchemisten. Sie wussten, dass das, was sie verband, mehr als nur gegenseitige Zuneigung war.
    Â»Ich dachte schon, ich würde dich nie wiedersehen«, sagte Arquimaes tief bewegt. »Crispín hat mir erzählt, du seist mit Alexia fortgegangen, und ich fürchtete, du würdest zu den Finsteren Zauberern überlaufen, zu Demónicus und seiner Tochter …«
    Â»Das wäre ich auch beinahe«, gestand Arturo. »Sie hätten mich fast dazu gebracht zu glauben, dass ihre Welt auch die meine sei. Doch dann bin ich wieder zu Verstand gekommen und konnte fliehen. Mein Platz ist hier bei Euch, bei meinem Meister.«
    Â»Jetzt stehen wir unter Émedis Schutz«, sagte Arquimaes. »Sie wird alles tun, damit wir unser Vorhaben zu Ende führen können.«
    Â»Ich habe

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