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Das Reich der Traeume

Das Reich der Traeume

Titel: Das Reich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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Leute wissen nicht, was sie tun.«
    Â»Warum denn nicht?«, widersprach der Alchemist. »Hier gibt es alles, was man zum Leben braucht: fruchtbares Land, einen Fluss, gesunde Luft … Man hat schon in unwirtlicheren Gegenden blühende Ortschaften errichtet. Es ist alles eine Frage der Zeit. Und außerdem ist die Lage strategisch gut gewählt, man ist sicher vor Überfällen.«
    Um keinen Verdacht zu erregen, machten die drei Freunde eine halbe Meile vor den Ruinen halt. Im Schutze eines großen Baumes, direkt neben einem Fluss, konstruierten sie aus ihren Decken ein Zeltdach. Dann befreiten sie die Pferde von ihren Lasten und Crispín gab ihnen zu fressen und zu saufen.
    Nach einer Stunde gingen sie zu Fuß zu der Stelle, an der sich die meisten Menschen aufhielten. Ganze Familien hausten in den Ruinen und hatten dort, wo die Steine, Mauern und Balken nicht ganz verkohlt waren, ein Zuhause gefunden.
    Â»Wer sind sie?«, überlegte Crispín. »Woher kommen sie?«
    Â»Das sind Bauern, die man ins Unglück gestürzt hat«, erklärte Arquimaes. »Sie sehen hier eine Möglichkeit, ein neues Leben zu beginnen. Mittellose Leute, vom König verfolgt, Unglückliche, die nicht wissen, wohin. Wir leben in einer Zeit, in der viel Ungerechtigkeit herrscht. Es gibt zu viele arme Menschen ohne Ausweg.«
    Â»Gibt es für sie denn keinen besseren Ort, um sich niederzulassen?«
    Â»Doch, im Gefängnis oder in der Sklaverei. Die habgierigen Könige gönnen ihnen nicht mal die Kräuter, die sie auf ihren Feldern finden. Sie verbieten ihnen zu jagen, geben ihnen keinen Fußbreit von ihrem Land ab, aber Steuern verlangen sie von ihnen, für den Schutz, den sie ihnen gewähren. In diesem abgelegenen Tal hier können sie fischen oder Vögel abschießen, ohne Angst haben zu müssen, dafür bestraft zu werden. Sie können Gemüse anpflanzen und ihr Vieh weiden lassen. Ich glaube, die Ruinen sind für diese Leute ein Geschenk des Himmels. Es freut mich zu sehen, dass Ambrosia am Ende für so viele Menschen von Nutzen ist.«
    Drei bewaffnete Männer stellten sich ihnen in den Weg. Arturo erkannte sogleich die unverwechselbaren Rüstungen und Helme von Oswalds Soldaten wieder, die Ambrosia zerstört hatten.
    Â»Halt, Fremde!«, befahl einer von ihnen, der einen ziemlich wüsten, buschigen Bart hatte. »Was wollt ihr hier?«
    Â»Nichts Besonderes«, antwortete Arquimaes. »Ich suche meinen Bruder, er war Mönch in dieser Abtei. Vielleicht könnt ihr mir sagen, ob er noch lebt und wo ich ihn finden kann.«
    Â»Wie heißt dein Bruder?«
    Â»Tránsito.«
    Â»Ist das der mit den Kritzeleien?«
    Â»Was für Kritzeleien meinst du?«, fragte Arquimaes.
    Â»Wir sind euch keine Auskunft schuldig, wir sind Steuereintreiber«, mischte sich ein Mann ein, der eine schmutzige Binde über einem Auge trug. »Ihr müsst bezahlen, wenn ihr hierbleiben wollt. Eure Pferde haben Wasser gesoffen und ihr habt hier euer Zelt aufgeschlagen. Das hat seinen Preis.«
    Â»Ich darf dich daran erinnern, dass dieses Land den Mönchen von Ambrosia gehört«, entgegnete der Weise.
    Â»Wir sind Steuereintreiber«, wiederholte der Mann und hob seine Lanze. »Alle, die hier durchreiten oder hierbleiben wollen, müssen zahlen. Fünf Goldstücke pro Kopf und dasselbe noch mal für jedes Pferd.«
    Â»Dreißig Goldstücke!«, rief der Alchemist aus. »Ihr scherzt wohl?«
    Â»Wenn ihr nicht zahlt, nehmen wir euch die Pferde ab.«
    Arquimaes gab keine Antwort. Ihm war aufgefallen, dass Arturo lange geschwiegen hatte. Er schien etwas im Schilde zu führen.
    Â»Und an wen müssen wir bezahlen?«, fragte der Junge.
    Â»An mich!«, sagte der mit dem Bart. »Ich bin der Schatzmeister.«
    Â»Und du gibst mir eine Quittung?«
    Â»Was? Wovon sprichst du? Was soll ich dir geben?«
    Â»Eine Quittung. Du weißt schon, ich gebe dir Geld, und du unterschreibst ein Papier, auf dem steht, dass ich dich bezahlt habe«, erklärte Arturo.
    Die drei Männer brachen in schallendes Gelächter aus. Sie fanden es lustig, dass ein Junge in einem schmutzigen schwarzen Mantel von ihnen ein unterschriebenes Papier verlangte. Von ihnen, die gar nicht schreiben und lesen konnten!
    Â»Einen Tritt in den Arsch kannst du kriegen!«, sagte der dritte Mann, der bis jetzt schweigend dabeigestanden hatte.

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