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Das Reich der Traeume

Das Reich der Traeume

Titel: Das Reich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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auf zu atmen, zu denken, zu hören …«
    Arturo versuchte sich in der dämmrigen Zelle zurechtzufinden. Die kleine Öllampe verbreitete nur ein schwaches Licht, alles um ihn herum war nur undeutlich zu erkennen.
    Nach und nach wurde sein Atem regelmäßig und er beruhigte sich. War er soeben aus einem Traum erwacht oder tatsächlich knapp dem Reich des Todes entkommen?
    Â»Ich erinnere mich an nichts, Meister. Es ist, als hätte ich das Gedächtnis verloren. Wo sind wir? Was tun wir hier?«
    Â»Wir sind in einem Kerker in der Burg des Grafen Morfidio. Wir sind seine Gefangenen und warten auf unseren Tod. Morgen werden wir alle sterben.«
    Â»Ich weiß nicht, ob ich einen Albtraum hatte, aber ich habe eine böse Vorahnung«, sagte der Junge. »Irgendetwas bedroht uns.«
    Â»Herejios Feuerattacke wird verheerend sein und wir können nichts dagegen tun. Ich habe nicht die Mittel, diesen bösen Kräften entgegenzuwirken«, gestand Arquimaes. »Das Feuer ist unser schlimmster Feind.«
    Arturo wurde unruhig, als er bemerkte, dass sich auf seiner Haut etwas bewegte. Arquimaes sah ihn durchdringend an.
    Â»Arturo, was hast du?«
    Â»Ich weiß es nicht, Meister. Ich fühle mich nicht wohl. Mir ist, als würde sich etwas in mir verändern. So etwas habe ich noch nie erlebt … Dieses Jucken … auf meiner Haut …«
    Der Junge hob sein Hemd hoch und schrie überrascht auf: Eine Armee von schwarzen Buchstaben kroch über seine Haut!
    Â»Was ist das, Arturo?«
    Â»Ich weiß es nicht. Ich sehe es zum ersten Mal«, sagte er.
    Der Meister und sein Schüler sahen sich verwirrt an. Waren diese Buchstaben die Antwort auf etwas, das sie nicht zu verstehen vermochten?
    Â»Hab keine Angst, lass mich mal sehen.«
    Der Junge ließ sich zu der Öllampe führen, damit sich der Alchemist die Buchstaben auf seinem Oberkörper genauer ansehen konnte.
    Â»Das ist doch nicht möglich!«, flüsterte Arquimaes. »Dafür gibt es keine Erklärung. Ein Wunder …«
    Â»Aber was hat das zu bedeuten?«, fragte Arturo. »Woher kommt das? So etwas habe ich noch nie gesehen.«
    Â»Das ist die magische Tinte! Die Tinte der Macht!«, rief Arquimaes und fuhr mit den Fingerkuppen über Arturos Haut. »Du bist unsere Rettung!«
    Â»Von was für einer Tinte sprecht Ihr? Wen soll ich retten?«
    Â»Beweg dich nicht, mein Junge! Du bist unser Retter!«, rief Arquimaes wieder. Er rannte zu der eisernen Zellentür und schlug heftig dagegen. »Wache! Ich will mit Morfidio reden! Es ist dringend! Sagt ihm, er soll kommen!«
    Wenig später wurde die Tür geöffnet und der Graf trat ein. Er war sicher, dass Arquimaes angesichts des Todes seines Schülers zusammengebrochen war und ihm nun endlich das große Geheimnis der Unsterblichkeit verraten würde.
    Doch wie erstaunt war er, als er den Jungen gesund und munter mitten in der Zelle stehen sah.
    Â»Du bist nicht tot? Ich habe doch mit meinen eigenen Augen gesehen, wie du verbrannt bist!« Er wandte sich an Arquimaes. »War das wieder einer von deinen teuflischen Tricks, du verdammter Alchemist?
    Â»Nein, Graf, das ist nicht mein Werk. Arturo kann uns vor Herejios Feuer erretten.«
    Mit weit aufgerissenen Augen starrte der kräftige Mann auf Arturos nackten Oberkörper. Er begriff nicht, was die Tätowierung zu bedeuten hatte.
    Â»Soll das ein Witz sein?«, fragte er. »Wollt ihr mich an der Nase herumführen?«
    Â»Nein, das ist die Lösung des Problems«, antwortete Arquimaes. »Genau das, was wir brauchen! Vertrau mir und tu, was ich dir sage. Nur so werden wir diesem Höllenfeuer entkommen!«
    * * *
    Wieder stand Herejio in der Mitte des grünen Kreises. Er hob die Arme und stieß ähnliche Laute aus wie am vorangegangenen Tag. Vor den staunenden Augen der Soldaten sprühten kleine Funken aus den Fingern des Zauberers, krochen über den Boden und verwandelten sich in eine riesige Feuerkugel, so groß wie der Hauptturm der Festung.
    Es entstand eine unerträgliche Hitze. Die Pferde scheuten und die Soldaten wanden sich in ihren Panzerhemden und gepolsterten Waffenröcken. Die Hitze schien direkt aus der Hölle zu kommen!
    Herejio gab der Kugel einen Befehl. Ganz langsam bewegte sich die Feuermasse auf die Burg zu, ergoss sich träge über den Boden und verbrannte auf ihrem Weg alles Gras und jeden Strauch.

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