Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reich der Traeume

Das Reich der Traeume

Titel: Das Reich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
Vom Netzwerk:
Nichts konnte sie aufhalten. Bald würde der Feuerball auf den äußeren Schutzwall prallen, und wenn das geschah, würde er seine Flammen in jeden Winkel der Burg spucken und alles unbarmherzig niederbrennen. Die Bewohner der Festung wussten, dass sie zu einem furchtbaren Tod verurteilt waren.
    König Benicius, der von seinen Heerführern und Rittern umgeben war, lächelte, als er Morfidios Gestalt auf der Zinne des Hauptturms erblickte. Wenn dieser Mann zu dumm war, um zu begreifen, was gleich geschehen würde, dann verdiente er es wahrlich, den Feuertod zu sterben!
    Â»Ich hoffe, Arquimaes überlebt dieses Inferno«, sagte der König sarkastisch. »Hoffentlich passiert ihm nichts. Aber wenn er doch sterben sollte, werde ich mich mit dem Gedanken trösten, dass sein Geheimnis gewahrt bleibt. Niemand wird seine Formel dann für sich nutzen können.«
    Die Feuerkugel wurde immer schneller. Nichts schien sie aufhalten zu können.
    Doch dann geschah etwas Unvorhergesehenes: Die hölzerne Zugbrücke wurde herabgelassen und legte sich über den Wassergraben.
    Â»Der Dummkopf von Morfidio hat beschlossen, sich zu ergeben!«, triumphierte König Benicius. »Endlich hat er kapiert, dass …«
    Weiter kam er nicht. Ihm blieben die Worte im Halse stecken. Denn was er nun sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.
    Ein ganz in Schwarz gekleideter Ritter, mit Lanze und Schild bewaffnet, überquerte die Brücke. Das Panzerhemd glänzte im Schein des Feuers, während sich in seinem Schild der Himmel widerspiegelte.
    Schnell wurde den Soldaten klar, dass der schwarze Ritter wild entschlossen war, sich dem riesigen, unerbittlich näher kommenden Feuerball in den Weg zu stellen. Sie erschauerten.
    Â»Was macht denn der Verrückte da?«, fragte sich Benicius kopfschüttelnd. »Wer ist das? Woher kommt er? Was will er?«
    Herejio ahnte Schlimmes, kaum dass er den Reiter erblickt hatte. Er wusste, dass dies Arquimaes’ Antwort auf seinen Zauber war.
    Mit gezückter Lanze ritt der schwarze Ritter im Galopp auf die Feuersonne zu, die sich dem Schutzwall unaufhaltsam näherte. Den Schild vorgereckt, den Kopf unter dem Helm geschützt, stürmte er dem schrecklichen Feuerball entgegen.
    Atemlos verfolgten Soldaten, Ritter und Heerführer das schaurige Schauspiel. Der Mut des schwarzen Ritters rief bei allen große Bewunderung hervor. Niemand hätte es gewagt, solch einem mächtigen Feind die Stirn zu bieten. Nicht für alles Gold der Welt, nicht einmal um die Rettung ihrer Seele willen, auch nicht mit der Unterstützung sämtlicher Zauberer.
    Die Lanze stach in die glühende Masse und erzeugte einen ungeheuren Flammenstoß, ähnlich dem, der aus dem Schlund eines wutschnaubenden Drachen kommt. Der schwarze Ritter jedoch setzte seinen Höllenritt durch die Flammen fort, bis der Feuerball, der wie ein tödlich verwundetes Tier aufgestöhnt hatte, ihn vollständig verschlang. Mit weit aufgerissenen Augen und offenen Mündern bestaunten die Soldaten die Heldentat. Sogar die Anfeuerungsrufe, die aus der Burg herübergedrungen waren, verstummten jetzt ehrfürchtig.
    Während endloser Minuten herrschte eine grausige Stille. Nur das Geräusch des Windes, das Wiehern der scheuenden Pferde und das Flügelschlagen aufgescheuchter Vögel waren zu hören.
    Mit einem Mal blähte sich der Feuerball, der soeben den schwarzen Ritter verschlungen hatte, auf, explodierte und zerstob in tausend Stücke. Es war, als sei die Welt zerborsten und hätte aufgehört zu existieren.
    Dann begann sich der Rauch allmählich zu verziehen, und die Menge traute ihren Augen kaum, als der schwarze Ritter plötzlich wieder vor ihnen auftauchte. Er hatte die magische Feuerkugel des Herejio durchstoßen und war unverletzt geblieben!
    Herejio konnte nicht glauben, was er sah. Und Benicius schwankte zwischen Hass und Bewunderung für den unbekannten schwarzen Ritter, von dem er nie zuvor gehört hatte. Noch nie war er einem Menschen begegnet, der zu einer solchen Heldentat fähig gewesen wäre.
    Der Ritter hatte kehrtgemacht und ritt zurück zur Burg des Grafen Morfidio. Sobald er hinter den Festungsmauern verschwunden war, setzten die Soldaten des Grafen den Mechanismus der schweren Ketten in Gang, die die Brücke wieder hochzogen. Jetzt war die uneinnehmbare Burg sicher vor jeder weiteren Attacke Herejios, des

Weitere Kostenlose Bücher