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Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Titel: Das Reich des dunklen Herrschers - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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uns nach draußen und befahl uns zu verschwinden, unsere Dienste wären nicht gefragt. Die Soldaten lachten, als sie dies sagten; ich entfernte mich rasch mit den anderen, um sie nicht unnötig zu verärgern. Sofort ging das Getuschel los, daß man dem großen Mann persönlich begegnet sei - ich dagegen hatte nur einen Gedanken: Was mochte mit diesen jüngsten Informationen gemeint sein, von denen er gesprochen hatte?
    Später, nach Einbruch der Dunkelheit, schlich ich zurück und entdeckte an der Rückseite des Gebäudes, hinter einem Tor in einem hohen Holzzaun, ein schmales Hintergäßchen. Als es vollends dunkel war, schlüpfte ich hinein und versteckte mich in der Türnische des Hintereingangs zum Gebäude. Dahinter führten mehrere Flure ins Innere, von denen ich einen im Schein der Kerze wiedererkannte; ich war kurz zuvor bereits dort gewesen.
    Es war mittlerweile spät, und die Flure waren menschenleer. Vorsichtig tastete ich mich tiefer in die Korridore vor, die zu beiden Seiten von Nischen und Zimmertüren gesäumt waren, doch wegen der späten Stunde ließ sich niemand blicken. Lautlos erklomm ich die Stufen und schlich auf Zehenspitzen bis vor die große, schwere Tür des Raumes, in den man mich zuvor gebracht hatte.
    Dort schließlich, in dem dunklen Flur vor dieser schweren Tür, vernahm ich plötzlich Schreie, so grauenhaft, wie ich sie noch nie gehört hatte. Ich hörte Menschen unter Tränen um ihr Leben winseln, hörte sie weinend um Gnade betteln. Eine Frau flehte unablässig, man möge sie doch endlich töten, damit ihr Leiden ein Ende habe.
    Ich glaubte schon, ich müßte mich übergeben oder in Ohnmacht fallen, ein Gedanke jedoch ließ mich lautlos in meinem Versteck verharren und verhinderte, daß ich, so schnell meine Beine mich trugen, die Flucht ergriff: der Gedanke, daß dieses Schicksal meinem ganzen Volke drohte, wenn ich ihm nicht beistand und diesen Lord Rahl herbeischaffte.
    Die ganze Nacht harrte ich in der dunklen Nische des Flures gegenüber der mächtigen Tür aus und lauschte auf die unvorstellbaren Qualen, die diese armen Menschen über sich ergehen lassen mußten. Obwohl ich keine Ahnung hatte, was dieser Unmensch ihnen antat, glaubte ich vor lauter Gram über ihre langsamen Qualen sterben zu müssen. Das qualvolle Stöhnen ebbte die ganze Nacht über nicht ab.
    Zitternd, in Tränen aufgelöst, kauerte ich in meinem Versteck und redete mir ein, dies alles geschehe nicht wirklich, und vor etwas, das nicht wirklich sei, dürfe ich keine Angst haben. Vor meinem inneren Auge sah ich, welch unvorstellbare Qualen diese Menschen erlitten, aber ich versuchte mir einzureden, daß ich meine Phantasie über meine Sinne stellte - genau das, was man mir als falsch beigebracht hatte. Dann dachte ich an Marilee, an unsere gemeinsam verbrachte Zeit, und so gelang es mir schließlich, diese Geräusche, die nicht wirklich waren, auszublenden. Ich konnte nicht mehr unterscheiden, was wirklich war und was diese Geräusche tatsächlich bedeuteten.
    In den frühen Morgenstunden kehrte der Kommandant, den ich zuvor bereits gesehen hatte, wieder zurück. Vorsichtig riskierte ich einen Blick aus meinem dunklen Versteck. Der Mann mit den pechschwarzen Haaren kam an die Tür; ich wußte, daß er es war, denn als er seinen Arm zur Tür hinausstreckte, um dem Kommandanten eine Schriftrolle zu übergeben, konnte ich seine schwarzen Fingernägel sehen.
    Der Mann mit dem pechschwarzen Haar erklärte dem Kommandanten mit der schiefen Nase -›Najari‹ nannte er ihn -, er habe sie gefunden. Genau so drückte er sich aus: ›sie‹. Dann fuhr er fort: ›Sie haben es bis zum Ostrand der Wüste geschafft und sind jetzt auf dem Weg nach Norden.‹ Er trug dem Kommandanten auf, den Befehl sofort an den Boten weiterzugeben. Darauf erwiderte besagter Najari: ›Dann wird es wohl nicht mehr lange dauern, bis Ihr sie in Eurer Gewalt habt, Nicholas, und es in unserer Macht steht, unseren Preis zu nennen.‹«

25
    Richard fuhr herum. »Nicholas? Du hast gehört, wie er diesen Namen nannte?«
    Owen blinzelte ihn überrascht an. »Ja. Ich bin mir ganz sicher.«
    Kahlan spürte, wie ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit sie überkam, nicht unähnlich dem kalten, feuchten Nebel.
    Mit einer ungeduldigen Handbewegung drängte Richard ihn fortzufahren.
    »Na ja, als der Kommandant von ›denen‹ sprach, war ich nicht ganz sicher, ob sie damit Euch - also den Lord Rahl und die Mutter Konfessor - meinten, die zornige Erregung

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