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Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Titel: Das Reich des dunklen Herrschers - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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ihrer Stimmen jedenfalls schien darauf hinzudeuten. Ihre Stimmen erinnerten mich an meine erste Begegnung mit der Imperialen Ordnung, als dieser Luchan mich auf eine Weise anfeixte, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte - so als ob er mich verspeisen wollte.
    Diese Information schien mir die beste Möglichkeit zu sein, Euch aufzuspüren, also machte ich mich unverzüglich auf den Weg.«
    Mit dem leichten Wind setzte ein feiner Nieselregen ein, der an die Stelle des Morgennebels trat. Kahlan merkte, daß sie vor Kälte zitterte.
    Richard deutete auf den unweit am Boden hockenden Soldaten, den Mann mit der Kerbe im rechten Ohr, und ließ einen Teil des in seinem Innern brodelnden Zorns heraus, um sich Luft zu machen.
    »Dort sitzt der Kerl, an den Nicholas’ Befehle gerichtet waren. Er war der Anführer der Männer, die du an unserem vorherigen Lagerplatz gesehen hast. Hätten wir uns nicht zur Wehr gesetzt, hätten wir unsere tiefe Abneigung gegen jede Gewaltanwendung über die brutale Wirklichkeit gestellt, wären wir jetzt ebenso verloren wie Marilee.«
    Owen starrte zu dem Mann hinüber. »Wie ist sein Name?«
    »Ich weiß es nicht, und es interessiert mich auch nicht im Mindesten. Er hat für die Imperiale Ordnung gekämpft, für den Erhalt einer Ideologie, die jedes Menschenleben, sein eigenes eingeschlossen - in ihrem geistlosen Streben nach einem Ideal, das jede individuelle Existenz für wertlos hält -, für bedeutungslos, austauschbar und entbehrlich erklärt, eine Lehre, die verlangt, sich für andere aufzuopfern, bis man selbst ein Nichts ist.
    Er kämpft für den Traum von der völligen Vernichtung jeglicher Individualität.
    Nach den Vorstellungen der Imperialen Ordnung hattest du kein Recht, Marilee zu lieben; da jeder absolut gleich ist, wäre es deine Pflicht gewesen, den Menschen zu ehelichen, der deine Hilfe am meisten brauchte. Nur durch dieses selbstlose Opfer hättest du deinen Mitmenschen angemessen gedient. So sehr du dich auch bemühst, die Augen vor der Wirklichkeit zu verschließen, Owen, ich denke, irgendwo jenseits deiner zigmal wiedergekäuten Lehren ist selbst dir klar, daß dies der größte Schrecken ist, den die Imperiale Ordnung verbreitet -nicht ihre Barbarei, sondern ihr Gedankengut. Deren Überzeugungen billigen diese Barbarei, deine hingegen fordern sie geradezu heraus.
    Diesem Mann war sein Leben, seine individuelle Existenz gleichgültig, wieso sollte es mich dann scheren, wie er heißt? Ich habe ihm seinen größten Wunsch erfüllt: zu einem absoluten Nichts zu werden.«
    Als Richard Kahlan im kalten Nieselregen frösteln sah, löste er seinen zornentbrannten Blick von Owen, ging ihren Umhang aus ihrem Rucksack im Wagen holen und breitete ihn so zärtlich und behutsam wie nur möglich um ihre Schultern. Seinem Gesichtsausdruck zufolge hatte er Owens Geschwätz bis an die Grenze der Erträglichkeit gelauscht.
    Kahlan ergriff seine Hand und legte sie einen Moment an ihre Wange. Owens Geschichte hatte wenigstens ein Gutes.
    »Das bedeutet, daß nicht etwa die Gabe im Begriff ist, dich zu töten, Richard«, raunte sie ihm mit vertraulicher Stimme zu. »Sondern das Gift.«
    Sie war erleichtert, daß die Zeit noch nicht zu knapp war, um Hilfe für ihn zu holen, wie sie es noch auf der sich endlos hinziehenden Fahrt befürchtet hatte, als er bewußtlos im Wagen gelegen hatte.
    »Die Kopfschmerzen hatte ich schon, bevor ich Owen zufällig begegnete, und sie halten unvermindert an. Und auch die Magie des Schwertes hatte schon vor meiner Vergiftung versagt.«
    »Aber wenigstens läßt uns das jetzt mehr Zeit, eine Lösung für diese Probleme zu finden.«
    Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Ich fürchte, unsere Schwierigkeiten sind eher noch gewachsen, und unsere Zeit ist knapper, als du denkst.«
    »Eher noch gewachsen?«
    Richard nickte. »Ist dir dieses Reich, aus dem Owen stammt, dieses Bandakar, ein Begriff? Weißt du überhaupt, was ›Bandakar‹ bedeutet?«
    Kahlan blickte zu Owen, der in sich zusammengesunken ganz für sich allein auf seiner Kiste hockte. Sie schüttelte den Kopf, während ihr Blick wieder zu Richards grauen Augen zurückwanderte. Vor allem der unterdrückte Zorn in seiner Stimme war es, der sie beunruhigte.
    »Nein, weiß ich nicht. Was denn?«
    »Es ist ein Begriff aus dem Hoch-D’Haran und bedeutet: ›die Verdammtem. Erinnerst du dich, was ich dir über das Buch Die Säulen der Schöpfung erzählt habe, und daß dort stand, man habe

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