Das Reich des dunklen Herrschers - 8
seine Gabe noch weiter aus dem Gleichgewicht geraten zu lassen. Wenn er nicht Acht gab, würde er nicht irgendwann dem Gift, sondern etwas ganz anderem und womöglich noch viel früher erliegen.
Dichter, schwarzer Qualm waberte hinter dem Tor hervor, das den Eingang des zweiten Schlafhauses versperrte; von drinnen hörte man wütende Schreie und flehentliche Bitten. Niemand sprach, als sie im grellen Licht der tosenden Feuer standen, während die Flammen sich durch das zweite Schlafhaus fraßen, bis sie schließlich mit einem lauten Tosen auf das gesamte Gebäude übergriffen.
Doch dann machte die Hitze den Aufenthalt in unmittelbarer Nähe der beiden Schlafhäuser unmöglich; die Männer wichen zurück und stießen auf ihrem Rückzug vor den brennenden Gebäuden mit den übrigen Bewohnern der Ortschaft zusammen, die, dicht gedrängt in den Schatten stehend, das Geschehen wie gelähmt verfolgten.
Einer der Älteren trat einen Schritt vor. »Sprecher Owen, was hat das zu bedeuten? Hast du dich etwa des Verbrechens der Gewaltanwendung schuldig gemacht?«
Owen löste sich aus der Gruppe seiner Kameraden, trat vor die Bewohner seines Ortes hin und deutete mit gestrecktem Arm hinter sich auf Richard.
»Dies ist Lord Rahl aus dem d’Haranischen Reich. Ich hatte mich auf die Suche nach ihm begeben, damit er uns hilft unsere Freiheit wiederzuerlangen. Es gibt eine Menge zu berichten, im Augenblick jedoch braucht ihr nur zu wissen, daß unser Heimatort, zum allerersten Mal seit vielen Jahren, wieder frei ist.
Es stimmt, wir haben Lord Rahl geholfen, die schändlichen Krieger zu töten, die uns eingeschüchtert und in Angst und Schrecken versetzt haben. Wir haben den Tod unserer Lieben gerächt. Von nun an werden wir nie mehr Opfer sein - sondern freie Bürger!«
Die Menschen verharrten regungslos, offenbar nur fähig, ihn sprachlos anzustarren. Einige schienen im Stillen zu frohlocken, die meisten jedoch wirkten einfach wie vom Donner gerührt.
Der Junge, Bernie, lief zu Anson und sah aus großen Augen zu ihm hoch. »Anson, du und die anderen Leute aus unserem Ort, ihr habt uns wirklich befreit? Stimmt das?«
»Ja.« Er legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Unser Ort ist wieder frei.«
Ein unvermittelter, spontaner Jubelschrei erhob sich in die Nacht, der sogar das Tosen der knisternden Flammen übertönte. Die Ortsbewohner scharten sich um die Männer, die sie monatelang nicht gesehen hatten, schlossen sie in ihre Arme und bestürmten sie mit Fragen.
Richard ergriff Kahlans Hand, trat ein Stück zur Seite und gesellte sich zu Cara, Jennsen und Tom. Diese Menschen, die jeder Gewalt abgeschworen hatten, die ihr ganzes Leben lang die Augen vor den Folgen ihrer hehren Überzeugungen verschlossen hatten, ließen ihrer tränenreichen Freude freien Lauf, als ihnen plötzlich bewußt wurde, was es hieß, daß Terror und Gewaltherrschaft ein Ende hatten.
Schließlich ließen die Dorfbewohner nach und nach von ihren Befreiern ab und kamen herbei, um Richard und seine Begleiter neugierig zu bestaunen. Sie drängten sich dicht vor ihnen zusammen und starrten sie mit lächelnden Gesichtern an, so als wären Richard und seine Begleiter irgendwelche fremden Wesen aus einer fernen Welt.
»Leider können wir nicht bleiben.«
Ansons überraschende Bemerkung ließ jeden in der Menge verstummen. Aufgeregtes, besorgtes Getuschel ging durch die Menge.
Owen hob die Hand, um sich Gehör zu verschaffen. Als sie sich beruhigt hatten, setzte er zu einer Erklärung an.
»Das Volk Bandakars steht immer noch unter der brutalen Gewaltherrschaft der Soldaten der Imperialen Ordnung. So, wie ihr in dieser Nacht eure Freiheit wiedererlangt habt, muß auch die übrige Bevölkerung Bandakars befreit werden.
Lord Rahl und seine Gemahlin, die Mutter Konfessor, sowie seine Freundin und Beschützerin Cara, seine Schwester Jennsen und Tom, ebenfalls ein Freund und Beschützer, sie alle haben sich bereiterklärt, uns dabei zu helfen, aber allein können sie das nicht. Wir müssen sie dabei tatkräftig unterstützen, denn dies ist unser Land, aber was noch viel wichtiger ist, es geht um unser Volk, unsere Lieben.«
»Owen, du darfst dich nicht zu Gewalt hinreißen lassen«, rief einer der Älteren. Angesichts ihrer neu gewonnen Freiheit mangelte es der Äußerung ein wenig an Entschiedenheit. Der Einwand war wohl eher auf zwanghaftes Pflichtbewußtsein zurückzuführen denn auf irgendetwas anderes. »Wir haben einen Teufelskreis der Gewalt
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