Das Reich des dunklen Herrschers - 8
Owens Mundwinkel, ehe sein Blick erneut wie magisch von ihrem Haar angezogen wurde. »Ich empfinde es halt so«, sagte er, ehe er den Blick schließlich doch von ihr losriß.
»Darken Rahl dachte ähnlich«, fügte Cara mit einem wütenden Seitenblick auf Jennsen hinzu. »Ich habe ihn eine Frau mit der Roßpeitsche zu Tode prügeln sehen, nur weil er sie dabei erwischt hatte, wie sie in den Fluren des Palasts des Volkes ein Stück Wurst verspeiste; er fühlte sich dadurch in seinem Empfinden verletzt.«
Jennsen starrte sie erstaunt an.
»Ein anderes Mal«, fuhr Cara fort, während sie genüßlich ein Stück Wurst hinunterschlang, »stand ich ganz in der Nähe, als er draußen bei den Gärten um eine Ecke bog und einen Kavalleristen eine Fleischpastete essen sah. Darken Rahl schleuderte ihm einen magischen Blitz entgegen, der sein Reittier im nu enthauptete; der Pferdekopf landete mit einem lauten Rascheln in der Hecke. Mit knapper Not schaffte es der Soldat, auf den Beinen zu landen, während sein Pferd unter ihm zusammenbrach. Darken Rahl griff sich das Schwert des Soldaten und schlitzte dem Tier in rasender Wut den Bauch auf. Dann packte er den armen Kerl im Nacken, stieß ihn mit dem Gesicht voran in die Eingeweide des Kadavers und befahl ihm mit sich überschlagender Stimme zu essen. Der Soldat gab sein Bestes, aber am Ende erstickte er schließlich doch an den noch warmen Eingeweiden.«
Owen schlug sich die Hand vor den Mund und schloß entsetzt die Augen.
Cara gestikulierte mit dem Stück Wurst, als sähe sie Darken Rahl vor sich stehen. »Nachdem sich sein Anfall schließlich wieder gelegt hatte, wandte er sich an mich und fragte, wie man nur so grausam sein und Fleisch essen könne.«
Jennsen, völlig entgeistert, fragte: »Und was habt Ihr geantwortet?«
Cara zuckte die Achseln. »Was hätte ich ihm schon antworten können? Ich sagte, ich wüßte es selbst nicht.«
»Aber warum aßen die Leute denn überhaupt Fleisch, wenn er so darauf reagierte?«
»Meistens tat er das ja gar nicht. Es gab Händler im Palast, die Fleisch verkauften und die er für gewöhnlich überhaupt nicht beachtete. Manchmal schüttelte er angewidert den Kopf oder bezeichnete sie als grausam, aber im Allgemeinen nahm er keine Notiz von ihnen.«
Friedrich nickte bestätigend. »Das war ja das Unheimliche an diesem Mann, man wußte nie genau, wie er reagieren würde. Mal lächelte er einen an, dann wieder ließ er jemanden zu Tode foltern. Man wußte nie, woran man war.«
Cara starrte gedankenverloren in die Flammen des heruntergebrannten Feuers. »Es war vollkommen unmöglich abzuschätzen, wie er auf irgend etwas reagieren würde.« Ihre Stimme bekam plötzlich einen bedrückten, gequälten Unterton. »Viele Leute gelangten einfach zu dem Schluß, es sei ohnehin nur eine Frage der Zeit bis er sie ebenfalls tötete, also führten sie das Dasein von zum Tode Verurteilten, die nur noch darauf warteten, daß das Henkersbeil sich senkte. Sie verloren alle Freude am Leben und hatten für die Zukunft keine Hoffnung mehr.«
Tom bestätigte Caras Darstellung des Lebens in D’Hara mit einem grimmigen Nicken, während er ein Kienholz ins Feuer nachlegte.
»Habt Ihr auch so ein Dasein geführt, Cara?«, wollte Jennsen wissen.
Cara sah auf, einen finsteren Ausdruck im Gesicht. »Ich bin eine Mord-Sith. Mord-Sith sind allzeit bereit, in den Tod zu gehen. Schließlich möchten wir nicht alt und zahnlos sterben.«
Owen, der lustlos an seinem Zwieback knabberte, so als fühlte er sich aus reiner Geselligkeit verpflichtet, etwas zu essen, hatte die Geschichte sichtlich erschüttert. »Ein Leben in solcher Barbarei, wir ihr es alle offenbar führt, vermag ich mir gar nicht vorzustellen. War dieser Darken Rahl mit Euch verwandt, Lord Rahl?« Fehler! Owen sputete sich, seine Frage zu präzisieren. »Er trägt denselben Namen, deswegen dachte ich … na ja, ich dachte … aber ich wollte damit auf keinen Fall andeuten, daß Ihr ihm irgendwie ähnlich seid …«
Richard kletterte vom Wagen herunter und reichte Owen seinen gefüllten Wasserschlauch. »Er war mein Vater.«
»Die Frage ist mir einfach so herausgerutscht. Ich würde niemals absichtlich jemandes Vaters Ehre in den Schmutz ziehen, erst recht nicht, wenn dieser jemand … «
»Ich habe ihn eigenhändig getötet.«
Richard war nicht danach zumute, das Thema weiter auszuführen. Schon die Vorstellung, auf die ganze entsetzliche Geschichte näher einzugehen, ließ ihn innerlich
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