Das Reich des dunklen Herrschers - 8
Wort, die Vorstellung, schien bei ihm heftigsten Abscheu auszulösen.
Richard war es leid, sich um einen höflichen Ton zu bemühen. »Morgen müssen wir unseres Weges gehen, und das Gleiche gilt auch für dich. Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Befreiung deines Volkes von der Imperialen Ordnung.«
»Aber etwas Derartiges ist uns vollkommen unmöglich«, protestierte Owen. Er straffte seinen Körper. »Wir sind schließlich keine Barbaren. Ihr und Euresgleichen - die nicht Erleuchteten - seid dazu ausersehen, uns die Freiheit zurückzugeben. Ich bin der Einzige, der Euch holen kann. Ihr müßt zu uns kommen und das tun, was Eure Bestimmung ist. Ihr müßt unserem Reich die Freiheit zurückgeben.«
Richard strich sich mit den Fingerspitzen über die Falten auf seiner Stirn. Cara machte Anstalten, sich zu erheben, setzte sich jedoch auf einen Seitenblick von Richard wieder hin.
»Ich habe dir Wasser gegeben«, sagte Richard und stand auf. »Die Freiheit kann ich dir nicht geben.«
»Aber Ihr müßt doch …«
»Wir werden heute Nacht Doppelwachen aufstellen«, wandte sich Richard an Cara und schnitt ihm damit das Wort ab.
Cara nickte kurz, während ein Lächeln eiserner Entschlossenheit um ihre Mundwinkel spielte.
»Gleich morgen früh«, setzte Richard hinzu, »wird Owen sich wieder von uns trennen.«
»Ja«, antwortete sie, während ihre wuterfüllten blauen Augen zu Owen hinüberwanderten, »das wird er ganz bestimmt.«
11
»Was hast du?«, fragte Kahlan, als sie ihr Pferd neben den Wagen lenkte.
Richard schien über irgendwas völlig außer sich zu sein. Dann erst fiel ihr auf, daß er das Buch in der einen Hand hielt, während die andere zur Faust geballt war. Er öffnete den Mund und wollte ihr gerade etwas erklären, doch als Jennsen, vorne auf dem Bock neben Tom, sich herumdrehte, wandte er sich statt dessen an sie: »Kahlan und ich werden ein Stück voraus die Straße erkunden. Pass gut auf Betty auf, damit sie nicht aus dem Wagen springt, in Ordnung, Jen?«
Jennsen lächelte ihn an und nickte.
Richard kletterte über die Seitenwand des Wagens und sprang ab, während Kahlan sich aus dem Sattel herüberbeugte und die Zügel von Richards Pferd von der Rückwand des Wagens losband. Einen Fuß im Steigbügel, schwang er sich mit einer fließenden Bewegung in den Sattel. Mit einer leichten Verlagerung seines Gewichts nach vorn brachte er das Pferd dazu, sich in Bewegung zu setzen. Kahlan preßte ihre Schenkel gegen die Flanken ihres Tieres und spornte es zu einem leichten Galopp an, um mit ihm Schritt zu halten. Er ritt ein kleines Stück voraus und folgte dem Pfad im flacheren Gelände zwischen den schroffen Bergflanken um mehrere leichte Biegungen, bis er schließlich zu Cara und Friedrich aufschloß. die vorausgeritten waren, um den Weg zu erkunden.
»Wir werden uns eine Weile weiter vorn umsehen«, erklärte er ihnen, schon jetzt schweißgebadet wegen der drückenden Hitze. »Warum laßt ihr euch nicht zurückfallen und behaltet den Weg hinter uns im Auge?«
Cara riß ihre Zügel herum und machte kehrt; Friedrich folgte ihr.
Aus der Nähe bot das zerklüftete Gebirge im Osten einen furchteinflößenden Anblick. Steile Wände aus nacktem Felsgestein ragten unter vorspringenden Plateaus in die Höhe, auf denen sich das Geröll der höher gelegenen Ebenen und Klippen häufte, so als sei der gesamte Gebirgszug in allmählicher Auflösung begriffen. Ein Aufstieg über dieses unsichere Geröll schien angesichts der mehrere tausend Fuß tiefen Schluchten unmittelbar jenseits der überhängenden Felsvorsprünge schier unmöglich. Wenn es überhaupt Pässe über diese vollkommen reiz- und leblosen Hänge gab, dann waren sie zweifellos dünn gesät und würden sich als überaus beschwerlich erweisen.
Aber die Überquerung dieses grauen, abweisenden Gebirgszuges in dieser Hitze war, wie sie jetzt erkennen konnte, mitnichten ihr größtes Problem.
Hinter diesen näher gelegenen Bergen, die sich in der brütenden Hitze parallel zum Rand der Wüste in nordsüdlicher Richtung erstreckten, war stellenweise bereits zu erkennen, was sich dahinter verbarg - eine noch weit entmutigendere Kette schneebedeckter Gipfel, die jede Überquerung des Gebirges in östlicher Richtung zu einem aussichtslosen Unterfangen verdammte. Die Ausmaße dieses beeindruckenden Gebirgszugs übertrafen alles, was Kahlan bislang gesehen hatte. Nicht einmal die zerklüfteten Gipfel des Rang’Shada-Gebirges in den Midlands vermochten
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