Das Reich des dunklen Herrschers - 8
zukommen lassen.«
»Woher wußtest du, wo wir zu finden sind?«
»Der Befehl bezog sich auf das ungefähre Gebiet. Es hieß darin, wir sollten nach Euch Ausschau halten, sobald Ihr am Ostrand des Wüstengebiets nach Norden abgeschwenkt wart, und Euch bei Sichtung sofort gefangen nehmen.«
»Und woher kannte dieser Nicholas unseren Aufenthaltsort?«
Er blinzelte, so als müßte er in seinem Gehirn erst nach der Antwort suchen. »Ich weiß es nicht, das wurde uns nicht mitgeteilt. Wir bekamen nur Order das Gebiet zu durchkämmen und Euch im Falle der Entdeckung beide zu überstellen - und zwar lebend. Der Kommandant, der den Befehl an uns weitergab, schärfte mir noch ein, wir müß-ten auf jeden Fall erfolgreich sein, da der Schleifer sonst sehr ungehalten wäre.«
»Wer wäre ungehalten? … der Schleifer?«
»Nicholas, der Schleifer - so lautet sein Name. Manche nennen ihn einfach nur ›den Schleifern«
Kahlan wandte sich mit fragender Miene zu ihm herum. »Den was?«
Der Anblick ihrer gerunzelten Stirn ließ ihn erneut erzittern. »Den Schleifer, Herrin.«
»Was soll das bedeuten, der Schleifer?«
Er fing erneut an zu wimmern und faltete die Hände, um sie verzweifelt um Vergebung anzuflehen. »Ich weiß es nicht, Herrin. Wirklich nicht. Ihr habt gefragt, wer mich geschickt hat, und das ist eben sein Name: Nicholas. Manche nennen ihn den ›Schleifer‹.« »Wo befindet er sich zurzeit?«, fragte Richard.
»Das weiß ich nicht«, brachte er unter Tränen hervor. »Ich erhielt meine Befehle von meinem Vorgesetzten, der mir erklärte, die Befehle habe ein Ordensbruder wiederum seinem Kommandanten überbracht.«
Richard holte tief Luft und fuhr sich mit der Hand über den Nacken. »Was weißt du sonst noch über diesen Nicholas - außer daß er ein Zauberer ist und ›der Schleifer‹ genannt wird?«
»Nichts, außer, daß selbst mein Kommandant ihn fürchtet.«
»Wieso das? Was geschieht, wenn man sein Mißfallen erregt?«, warf Kahlan ein.
»Wer sein Mißfallen erregt, wird von ihm persönlich gepfählt.«
Angesichts des Gestanks von Blut und verbranntem Fleisch, gepaart mit den unsäglichen Dingen, die sie gezwungen war, sich anzuhören, hatte Kahlan größte Mühe zu verhindern, daß sie sich übergab. Sie wußte nicht, wie lange ihr Magen noch standhalten würde, wenn sie noch länger an diesem Ort verweilten, um sich die Geschichten anzuhören, die dieser Kerl ihnen auftischte.
Sachte faßte sie Richards Unterarm. »Bitte, Richard«, bat sie ihn leise, »das bringt uns doch nicht weiter. Laß uns diesen Ort endlich verlassen, bitte. Wir können das Verhör doch später fortsetzen.«
»Du wirst vor dem Wagen herlaufen«, entschied Richard augenblicklich. »Ich möchte nicht, daß sie gezwungen ist, dir in die Augen zu sehen.«
Der Mann entfernte sich sofort unter heftigem Nicken.
»Ich glaube eigentlich nicht, daß Jagang in seinem Verstand steckt«, sagte Kahlan, »aber was ist, wenn ich mich irre?«
»Ich denke, wir sollten ihn erst einmal am Leben lassen. Vor dem Wagen hat Tom ihn sicher im Blick. Und falls wir uns getäuscht haben sollten, nun, Tom ist mit seinem Messer ziemlich flink.« Richard stieß einen verhaltenen Seufzer aus. »Aber ein wichtiger Punkt hat sich bereits geklärt.«
»Der wäre?«
Er legte ihr die Hand ins Kreuz und schob sie vor sich her. »Brechen wir erst einmal auf dann erzähle ich es dir.«
Kahlan sah den Wagen ein Stück entfernt in der Dunkelheit warten. Tom folgte dem Gefangenen mit dem Blick, als er sich vor die großen, kräftigen Zugpferde begab und dort wartend stehen blieb. Jennsen und Cara hatten es sich auf der Ladefläche bequem gemacht, und Friedrich saß neben Tom oben auf dem Bock.
»Wie viele sind es?«, rief Richard Cara zu, als sie sich dem Wagen näherten.
»Achtundzwanzig, mit den vier oben in den Hügeln, die Torn erledigt hat, sowie dem einen hier.«
»Dann haben wir sie also alle erwischt«, stellte Richard erleichtert fest.
Kahlan spürte, wie seine Hand von ihrem Rücken glitt und sah ihn wankend stehen bleiben. Sie wußte nicht weshalb er nicht weiterging, und hielt ebenfalls an. Richard sank auf ein Knie hinunter. Sofort war Kahlan bei ihm, ging in die Hocke und legte ihm einen Arm um die Schultern, um ihn zu stützen. Die Augen vor Schmerzen fest geschlossen, eine Hand auf den Unterleib gepresst krümmte er sich gequält.
Cara setzte sofort über die Seitenwand des Wagens hinweg und lief zu ihnen hinüber.
Trotz ihrer
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