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Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Titel: Das Reich des dunklen Herrschers - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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versuchte von diesem Umstand abzulenken, indem sie die Mord-Sith mit erhobenem Finger tadelte.
    »Was lauft Ihr auch in diesem Aufzug in einem Armeelager herum! Mitten unter all den Soldaten! Ihr seht aus wie eine Dirne!«
    Erst jetzt, als sie ihr endlich ins Gesicht sah, bemerkte Verna, daß Rikka ihr sonst zu einem Zopf geflochtenes Haar offen trug. Ihr langes Haar fiel jetzt so frei wie eine Pferdemähne. Noch nie hatte Verna eine Mord-Sith in der Öffentlichkeit gesehen, ohne daß ihr Haar zu einem Zopf, einem der wichtigsten Attribute ihres Berufsstandes, geflochten gewesen wäre.
    Nicht einmal der offenherzige Busen vermochte sie so zu schockieren wie Rikkas gelöstes Haar. Mehr als alles andere war es das, was ihrer Erscheinung, erkannte Verna jetzt, einen Hauch von Unanständigkeit verlieh. Ihr aufgelöster Zopf kam einer Schändung gleich, auch wenn es ihr fern lag, einen Berufsstand, dessen Hauptbeschäftigung das Foltern war, zu rechtfertigen.
    In diesem Moment besann sich Verna, daß sie selbst eine dieser Mord-Sith, Cara, gebeten hatte, den jungen Mann - fast war er noch ein Junge -, der Warren ermordet hatte, nach allen Regeln der Kunst zu foltern. Die ganze Nacht hatte sie wach gesessen und gelauscht, wie er sich die Seele aus dem Leib geschrien hatte. Selbst die ungeheuren Quälen, die er durchlitten hatte, hatten sie damals nicht annähernd befriedigen können.
    Manchmal fragte sie sich, ob der Hüter der Unterwelt sie im nächsten Leben als Sühne für ihre Taten für alle Zeiten auf ähnlich unerquickliche Weise büßen lassen werde, im Grunde jedoch war es ihr gleich. Wie hoch der Preis auch sein mochte, er war es ihr wert gewesen.
    Außerdem, fand sie, würde der Begriff Gerechtigkeit jeden Sinn verlieren, wenn man sie dafür verdammte, daß sie diesen Mann seiner gerechten Strafe zugeführt hatte, denn dann wäre es egal, ob man ein achtbares oder gewissenloses Leben führte. Dafür, daß sie diesem widerwärtigen, völlig amoralischen Monstrum in Menschengestalt, das Warren ermordet hatte, Gerechtigkeit hatte widerfahren lassen, gebührte ihr vielmehr im Jenseits ein ewiges Leben im wärmenden Licht des Schöpfers an der Seite von Warrens Seele - oder es gab keine Gerechtigkeit.
    General Meiffert kam, die Hände zu Fäusten geballt, ins Zelt gestürmt. Als er Verna hinter ihrem kleinen Schreibtisch sitzen sah, strich er sich das Haar aus dem Gesicht und wurde merklich ruhiger.
    Der General hatte die Tischler den winzigen Schreibtisch eigens für sie aus alten, in einem verlassenen Farmhaus zurückgelassenen Möbeltrümmern zimmern lassen. Er war natürlich nicht mit den Schreibtischen im Palast der Propheten zu vergleichen, dafür war in dieses Geschenk mehr Bedacht und Sorgfalt eingeflossen als in den prächtigsten mit Blattgold überzogenen Schreibtisch dort. General Meiffert war sehr stolz gewesen, als er sah, wie sehr Verna ihn zu schätzen wußte.
    Er erfaßte Rikkas Kleid und Frisur mit einem flüchtigen Seitenblick. »Was hat das zu bedeuten?«
    »Nun«, meinte Verna, »Genaues weiß ich auch nicht. Offenbar hat eine der Schwestern in Jagangs Gewalt einen Paß ausgekundschaftet.«
    Rikka verschränkte ihre bloßen Arme über ihrem nahezu entblößten Busen. »Nicht irgendeine Schwester, sondern eine Schwester der Finsternis.«
    »Jagang sendet schon den ganzen Winter über Schwestern zum Erkunden der Pässe aus«, wandte der junge General ein. »Die Prälatin hat überall Fallen aufstellen und Schilde errichten lassen.« Sein Ton wurde besorgter. »Oder wollt Ihr uns etwa erzählen, eine von ihnen sei durchgeschlüpft?«
    »Nein, ich will damit nur sagen, daß ich sie verfolgt habe.«
    Verna runzelte besorgt die Stirn. »Was redet Ihr denn da? Auf diese Weise haben wir bereits ein halbes Dutzend Mord-Sith verloren. Seitdem Ihr die Köpfe zweier Eurer Gefährtinnen auf Pfählen aufgespießt gefunden habt, hat Euch die Mutter Konfessor höchstselbst untersagt, Euer Leben weiter bei solch sinnlosen Einsätzen zu gefährden.«
    Endlich ging ein Lächeln über Rikkas Lippen - jene Art selbstzufriedenes Lächeln, das, insbesondere, wenn es von einer Mord-Sith kam, anderen zuweilen Alpträume bereitete.
    »Sieht das etwa aus, als wäre es sinnlos?«
    Rikka langte tief in ihren Sack und förderte einen menschlichen Kopf zutage, den sie Verna an den Haaren vors Gesicht hielt; dann drehte sie sich zur Seite, um auch General Meiffert damit zu drohen, ehe sie ihn auf den kleinen Schreibtisch

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