Das Reigate-Rätsel
>what<.«
»Liebe Zeit, das ist ja klar wie der lichte Tag«, sagte der Inspektor. »Aber weshalb sollten zwei erwachsene Männer auf diese Weise einen Brief schreiben?«
»Das ist doch einfach. Sie führten etwas Schlimmes im Schilde. So beschlossen sie, für den Fall daß etwas schiefgehen sollte, daß sie zu beiden Teilen beteiligt sein sollten. Meine nächste Feststellung geht dahin, daß derjenige, der das >to< und das >at< geschrieben hat, der Anstifter des Verbrechens war.«
»Woraus schließen Sie das?«
»Aus dem Charakter der Handschriften, wenn man sie beide vergleicht. Es ist eine Hypothese, aber ich glaube, ich habe recht damit. Schauen Sie sich die Nachricht doch einmal genau an. Sie werden zu der Überzeugung kommen, daß der Mann mit der kräftigen Handschrift die ersten Worte geschrieben hat und leere Stellen für den anderen hinterließ, die der dann ausgefüllt haben muß. Die leeren Stellen haben nicht immer ganz ausgereicht. Sehen Sie, der zweite Schreiber mußte an dieser Stelle z. B. das >quarter< zwischen >at< und >to< hineinquetschen. Das zeigt uns deutlich, daß das erste bereits geschrieben war. Derjenige, der diese Worte geschrieben hat, ist derjenige, der den ganzen Plan ausgeheckt hat.«
»Ausgezeichnet!« sagte Mr. Acton.
»Aber das ist oberflächlich gesehen«, sagte Holmes. »Wir werden jetzt jedoch zu einem Punkt kommen, der von einiger Wichtigkeit ist. Ich weiß nicht, ob Sie wissen, daß Experten das Alter eines Menschen leicht von seiner Handschrift ablesen können. In normalen Fällen kann man die genaue Lebensdekade des Schreibers bestimmen. Ich sage bewußt, daß dies in normalen Fällen so ist, denn Krankheit und Hinfälligkeit produzieren auch Anzeichen von hohem Alter in einem Schriftbild, selbst wenn der Kranke noch jung ist. Sie sollten besonderes Augenmerk auf die starke, aufrechte Schrift haben und mit der schwachen, fast gebrochen wirkenden Schr ift vergleichen. Sie ist zwar immer noch lesbar, aber das -t- hat schon keinen Kreuzstrich mehr bekommen. Wir können sagen, daß dies hier die Schrift des alten Mannes ist und dies die des jungen, ohne daß wir uns auf Jahre festlegen müssen. «
»Einfach ausgezeichnet«, rief Mr. Acton noch einmal.
»Es gibt noch einen Punkt, feiner zwar, aber auch von größerem Interesse. Da ist etwas, was beide Handschriften gemeinsam haben, der Brief ist von Menschen geschrieben worden, die Blutsverwandte sind. Sie können es klar an dem griechischen erkennen. Ich erkenne allerdings noch ein paar mehr Anzeichen, die alle darauf hindeuten. Natürlich muß ich hier jetzt ein wenig zusammenfassen. In Wirklichkeit ließe sich aus diesen Handschriften noch viel mehr herauslesen.
Im ganzen könnte ich eine Liste von dreiundzwanzig Einzelheiten zusammenstellen, aber das würde Experten mehr interessieren als Sie. Immerhin dient alles dazu, daß sich mein Verdacht zu bestätigen scheint, daß Vater und Sohn Cunningham diesen Brief geschrieben haben.
Soweit war ich also mit meiner Untersuchung gekommen. Mein nächster Schritt war, alle Details des Verbrechens genau zu studieren, um herauszufinden, wieweit sie uns weiterhelfen könnten.
Ich begleitete also den Inspektor zu dem Haus, um nach einer Spur zu suchen. Aus der Wunde des Toten konnte ich entnehmen, daß der Revolverschuß aus einer Entfernung von etwa drei Metern abgefeuert worden war. An der Kleidung befand sich keine Pulverschwärze. Natürlich nicht. Alec Cunningham hat nämlich gelogen, als er uns weismachen wollte, zwei Männer hätten miteinander gekämpft, bevor der Schuß abgefeuert worden war. Dann waren sich Vater und Sohn völlig einig über den Fluchtweg, den der Verbrecher genommen hatte, als er angeblich auf die Straße entkam. Nun befindet sich allerdings gerade an der angegebenen Stelle ein breiter Graben mit ziemlich feuchtem Boden. Ich habe mir diesen Boden genau angesehen, es waren überhaupt keine Fußspuren vorhanden. Die beiden Cunninghams haben gelogen. Kein Fremder hatte das Grundstück betreten. Nun überlegte ich, mir das Motiv dieses unverständlichen Mordes. Um diese Frage zu lösen, mußte ich mir genauere Details beim Einbruch bei Mr. Acton verschaffen.
Der Colonel hatte etwas von einem Gerichtsbeschluß zwischen den beiden Familien de r Actons und der Cunninghams erwähnt. Im gleichen Augenblick wurde mir klar, daß sie ein Interesse daran haben konnten, in Mr. Actons Bibliothek einzubrechen, um nach diesem Dokument zu suchen, das für sie von
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