Das reine Karma 2
an, und anfangs ist der Geist stark, der Körper aber schwach und hilflos. Der Körper entwickelt sich, der Geist wird schwächer. Es tritt eine Blüteperiode ein, in der beide ebenbürtig sind. Doch dann wird der Körper immer stärker, der Geist immer schwächer.
Danach stirbt der Körper, und nach seinem Tod leben die durch Liebe und Licht befreiten Geistesstrukturen auf und streben erneut zum Schöpfer, der sie geschaffen hat. Der Geist wird deshalb schwach, weil er sich im Verlauf des Lebens immer stärker an den Körper bindet. Wenn das verkündet werden kann, dann findet die Entwicklung bereits auf einer Doppelspirale statt. Die Kunst des 20. Jahrhunderts war mit den Ideen des Sozialismus verbunden, das war der unbewusste Versuch, Wissenschaft und Religion, Materialismus und Idealismus, Körper und Geist harmonisch zu verbinden. Leider endete dieser Versuch nicht mit der Schaffung einer neuen Philosophie, der Schaffung eines neuen Denksystems. Das vergessene System Wachtangows griff Berthold Brecht wieder auf. Doch in Russland hatte bereits der Prozess der Bewusstseinsänderung und des Strebens nach einer neuen Philosophie begonnen.
In den 60er Jahren kamen abermals neue Tendenzen zum Ausbruch — der Versuch, Spontaneität mit Planung zu verbinden, der Versuch wirtschaftlicher Reformen bei gleichzeitigem Erblühen der Kunst. Das Theater an der Taganka, Dichter, Maler und Schriftsteller traten in Erscheinung, in ihrer Kunst waren erneuter geistiger Aufschwung und der Versuch festzustellen, das Materielle mit dem Ideellen zu verbinden. Dieser Versuch wurde auch damals nicht durch eine philosophische Konzeption untermauert, weshalb er früher oder später fehlschlagen musste. Das war die nächste Etappe der Entwicklung eines neuen Niveaus des Bewusstseins. Und erst jetzt entstanden alle Bedingungen dafür, dass die früher unbewusste Einheit der absoluten Gegensätze, die im Bewusstsein nicht vollziehbar war, verständlich wurde und durch neue Konzeptionen untermauert werden konnte.
Seltsamerweise führte die Herausbildung des neuen Denkens direkt zur Krankheit. Das Niveau des Energiefeldes hat derart zugenommen, dass die falsche emotionale Einstellung zur Welt starke unterbewusste Aggression hervorruft und durch Krankheiten blockiert wird. In der Gestalt der Gottesmutter kommen gleichzeitig höchstes Leid und höchstes Glück zum Ausdruck. Das Leid durchdringt die irdische Hülle der Gottesmutter, sie weiß, dass ihr Kind sterben wird. Das Glück durchdringt ihre Geistesstrukturen, denn auf feiner Ebene weiß sie, dass es ihre Bestimmung ist, die Menschen zu retten, und dass der Körper das Gewand ist. Der kleinere Teil der Seele der Gottesmutter ist auf die Erde gerichtet, der größere Teil auf Gott.
Die Menschheit macht in ihrem philosophischen Streben alle Entwicklungsstadien des lebenden Organismus durch. Die Person — das ist unser Leben auf der Erde, der Schauspieler — das ist der wesentliche Teil unserer Existenz, der außerhalb dieses einen unserer Leben liegt. Alles hat mit dem Straßentheater angefangen, d.h. mit der fernöstlichen Philosophie, wo der Schauspieler praktisch nicht an die Person, d.h. an sein Leben auf dieser Erde, dachte. Dann entwickelte sich die Schauspielkunst auf der Bühne und es entstand das, was wir westliche Zivilisation nennen. Die heutige moderne Menschheit — das ist sterbendes Theater, das nur daran denkt, möglichst gut auf der Bühne zu spielen, dabei aber seine Rolle vergisst. Deshalb nehmen immer mehr Tendenzen zu, nicht für die Person, sondern für den Schauspieler zu agieren. Man muss sich ständig bewusst sein, dass wir nicht nur einmal leben und die Grundlage unserer Existenz außerhalb unseres Lebens liegt. Und unser irdisches Leben müssen wir hervorragend und maximal glaubwürdig als eine Rolle spielen, ohne dabei auch nur eine Sekunde zu vergessen, dass das dennoch nur unsere Rolle ist. Es kommt sehr oft vor, dass Schauspieler, die sich vollkommen in die Emotionen der Person hineingelebt haben, daraufhin erkranken und sterben, gleichsam das Schicksal ihrer Helden nachvollziehen, ohne zu verstehen, was mit ihnen geschehen ist.
Besonders stark tragen dazu Film und Fernsehen bei. Im Kino gibt es keinen Schauspieler, dort sind nur Personen. Und als die Filmkunst aufkam, waren alle der Meinung, dass das Theater zum Sterben verurteilt ist. Doch es ist nicht gestorben, sondern hat im Gegenteil begonnen, sich mächtig zu entwickeln. Und wenn wir im Theater
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