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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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fünfte, sechste, siebente Stunde, ohne daß die Ausflügler erschienen. Beim Essen unterhielten sich die Passagiere über deren unerklärliches Ausbleiben, und die Familien Hamilton und Blockhead begannen schon, sich ernstlich um sie zu sorgen.
    Ihre Unruhe vermehrte sich noch weiter, als es dunkle Nacht wurde, ohne daß von den Abwesenden etwas zu sehen war. Was in aller Welt konnte ihnen zugestoßen sein?
    »Alles, Herr Pastor, und noch etwas drüber,« sagte da vertraulich und mit fettiger Stimme Johnson zu dem Geistlichen Cooley, der vor dem Atem des sich klug dünkenden Trunkenbolds zurückwich.
    Halb zehn Uhr entschloß sich Thompson eben, in Funchal Erkundigungen einzuziehen, als endlich ein Boot am Steuerbord der »Seamew« anlegte. Einen nach dem andern sah man die verspäteten Ausflügler, doch ach, in verminderter Zahl, auf dem Deck erscheinen.
    Fröhlicher Weggang… traurige Heimkehr! Wie lang war er ihnen erschienen, dieser Rückweg nach Funchal!
     

    »Da sind wir!« (S. 245.)
     
    Zu Anfang hatte man sich da ausschließlich mit Dolly beschäftigt, der die Katastrophe fast den Verstand geraubt zu haben schien. Lange hatten sich alle vergeblich um die Ärmste bemüht. Nur Roger gelang es durch trostreichen Zuspruch einigermaßen, sie ihrer Verzweiflung zu entreißen.
    Als endlich die Erschöpfung das erste Schluchzen des unglücklichen jungen Mädchens gemildert hatte, bot er alles auf, in ihr neue Hoffnung zu erwecken. Herr Morgan sei ja gewandt und mutig; er würde sicherlich die retten, für die er das Wagnis auf sich genommen hatte. Eine Stunde lang wiederholte Roger unermüdlich dieselbe Versicherung, und endlich kehrte wieder etwas Ruhe in Dollys verwundete Seele ein.
    Dann unterstützte er sie auf dem Wege bis dahin, wo die Pferde warteten, setzte sie sanft in den Sattel und blieb an ihrer Seite, während er immer wieder seinen tröstlichen Zuspruch wiederholte.
    Düster und von den eignen Gedanken eingenommen, hatte Jack Lindsay gar nicht versucht, sich zwischen beide zu drängen, er hatte nicht die Bande der Verwandtschaft benutzt, die Rolle des wohltuenden Trostspenders für sich zu beanspruchen.
    Diese Gleichgültigkeit wäre den andern gewiß stark aufgefallen, wenn sie nicht durch den urplötzlichen Unglücksfall so betroffen gewesen wären, daß sie um sich her nichts bemerkten. Schweigend zogen sie hin, nur in Gedanken an das beklagenswerte Ereignis, das sich vor ihren Augen abgespielt hatte. Nicht einer mochte wohl die Hoffnung teilen, die Roger in warmer Teilnahme Dolly zu suggerieren bemüht war.
    Langsam waren sie den Weg gefolgt, der am Ostabhange des Curral das Freias bis zum Schnittpunkte der Neuen Straße hin verläuft, immer den Blick auf das schäumende Wasser gerichtet, dessen Wüten sich schon zu mildern schien. Erst mit Anbruch der Nacht erreichten sie die Neue Straße, die sie nun bald von dem Bergstrome abführte, worin zwei ihrer Freunde verschwunden waren.
    Eine Stunde später waren sie in Funchal und ein Boot brachte sie nach der »Seamew«, wo Thompson sie mit angstgemischter Ungeduld erwartete.
    Aus dieser Angst schöpfte Thompson jedoch den Mut der Verzweiflung; es schien ihm besser, allem mit einem Schlage ein Ende zu machen.
    So war er den Nachzüglern mit offener Stirn entgegengetreten. Der erste, der im Ausschnitt der Bordwand erschien, war der Baronet. Das Zähneknirschen aber, das hinter diesem hörbar wurde, verriet die Nähe des furchtbaren Saunders. So stand Thompson dem einen von seinen beiden Feinden gegenüber, und der andre war auch nicht weit.
    »Wie spät kommen Sie aber zurück, meine Herren! rief er unter Zuhilfenahme seines freundlichsten Lächelns, ohne daran zu denken, daß die Dunkelheit dessen Wirkung doch aufhob. Wir sind Ihretwegen schon höllisch unruhig gewesen.«
    Bei der Art ihrer Beziehungen zu dem General-Unternehmer schien diese Versicherung von Unruhe Hamilton und Saunders etwas wunderzunehmen. Mit ganz andern Dingen beschäftigt, hörten die beiden jedoch Thompson an, ohne ihn zu verstehen, während die andern Ausflügler, die inzwischen auch auf das Deck gekommen waren, um die drei einen unbeweglichen, schweigenden Halbkreis bildeten.
    »Wir haben Sie um so sehnlicher erwartet, fuhr Thompson zungenfertig fort, als diese Damen und Herren in Ihrer Abwesenheit mich angegangen, ja von mir verlangt haben, möchte ich sagen, eine ganz kleine Veränderung des Programms vorzunehmen.«
    Die letzten Worte hatte Thompson nur zitternd

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