Das Reisebureau Thompson und Comp.
hervorgebracht. Da er darauf nicht gleich eine Antwort erhielt, wurde er kühner.
»O, nur eine ganz kleine; sie ist wahrlich kaum der Rede wert. Da den Herren und Damen der Aufenthalt in Funchal etwas zu lang erschien, wünschten sie ihn dadurch abzukürzen, daß wir noch heute Abend weiterdampften. Ich nehme an, daß Sie dagegen nichts einzuwenden haben, denn durch die kleine Änderung gewinnen wir zwei Tage zurück, die uns früher verloren gegangen waren.«
Noch immer keine Antwort. Erstaunt über die Leichtigkeit seines Erfolges, sah Thompson seine stummen Zuhörer aufmerksam an. Ihr fremdartiges Verhalten fiel ihm plötzlich auf. Dolly weinte, an Rogers Schulter gelehnt. Ihre vier Gefährten warteten ernst, daß der schwatzhafte Thompson ihnen die Möglichkeit geben würde, selbst ein Wort zu äußern, das, nach dem Ausdrucke ihres Gesichts zu schließen, jedenfalls auch ein ernstes sein würde.
Mit schnellem Blicke musterte Thompson die Gruppe der Ausflügler und bemerkte erst jetzt die Lücke, die durch das Schicksal darin entstanden war.
»Ist Ihnen etwas zugestoßen?« fragte er mit deutlichem Zittern der Stimme.
Wie durch eine geheimnisvolle Verkündigung erschreckt, wurden die Passagiere, die sich fieberhaft um Thompson drängten, noch schweigsamer.
»Mistreß Lindsay? fuhr dieser fort, und Mister Morgan?«
Mit dem Gesichtsausdruck teilnehmender Trauer deutete Saunders den andern das dumpfe Schluchzen Dollys. Jetzt endlich trat Jack Lindsay ein wenig vor seine Gefährten heraus und wollte selbst das Wort ergreifen, als er plötzlich, erbleichend und einen Arm ausgestreckt haltend, zurücktaumelte.
Das Interesse an diesem Auftritte hatte die allgemeine Aufmerksamkeit gefesselt, und niemand hatte daran gedacht, auf das zu achten, was an der andern Seite des Schiffes vorging. Bei Jacks auffallender Bewegung blickten jetzt aber alle nach dem Punkte, auf den er hingewiesen hatte.
Da zeigte sich im Lichte der Schiffslaternen eine bemitleidenswerte Gruppe. Mit blutiger Stirn und nassen, vom Schlamm beschmutzten Kleidern Robert Morgan, auf den sich die halb ohnmächtige Alice Lindsay stützte, die aber jetzt mit äußerster Anstrengung das leichenblasse Gesicht aufrichtete.
Sie war es, die Thompsons Frage beantwortete.
»Da sind wir, sagte sie einfach, indem sie ihre fieberglühenden Augen auf ihren Schwager richtete, der, noch bleicher als sie, zurückwich.
– Da sind wir!« wiederholte Robert mit einer Stimme, aus der eine Anklage, eine Drohung… eine Herausforderung herausklang.
Ende des ersten Bandes.
Zweiter Band.
Erstes Kapitel.
Die schlimmen Wochen beginnen.
Die Ereignisse hatten Thompson also recht gegeben. Der Himmel Thompsons verdunkelte sich, und es begannen die schlimmen Wochen, die der scharfsichtige Prophet schon vorher hatte kommen sehen. Sollte das Wechselgespräch, das Thompson mit der Mehrheit seiner Passagiere geführt hatte, vielleicht noch Nachfolger haben?
Das konnte erst die Zukunft lehren, doch jetzt schon zeigte es sich deutlich, daß so manches zwischen dem General-Unternehmer und seinen Passagieren nicht so war, wie es sein sollte.
Vom Schlafe, sagt man, er könne einem hungrigen Magen das Essen ersetzen, er war dagegen nicht imstande, verärgerten und gereizten Touristen die gute Laune wiederzugeben, und am Morgen des 2. Juni bevölkerte sich das Spardeck nur mit höchst unzufriedenen Leuten.
Für Thompson war es immer noch ein glücklicher Umstand, daß deren verhaltner Groll durch die Ereignisse des gestrigen Tages abgelenkt wurde. Dieses einzige Thema der Gespräche, das die Aufmerksamkeit aller in Anspruch nahm, ließ die ersten Begegnungen mit dem Agenten, die sonst reich an Gewittern gewesen wären, noch halbwegs friedlich verlaufen.
Einstimmig bedauerten die Passagiere, daß Mrs. Lindsay in so große Gefahr gekommen wäre, vor allem rühmten sie aber den Heldenmut Robert Morgans. Für seine Reisegefährten, die ihm schon wegen seines unbedingt einwandfreien Verhaltens günstig gesinnt waren, und auch – das darf nicht verschwiegen werden – durch die Prahlereien Thompsons, war er zu einer hervorragenden Persönlichkeit geworden, und ein schmeichelhafter Empfang war ihm jedenfalls sicher, wenn er auf dem Deck erschien.
Doch wahrscheinlich angegriffen von der Aufregung und den physischen Anstrengungen des vergangenen Tages, vielleicht auch bei dem Kampfe gegen den wütenden Strom mehr oder weniger verletzt, blieb Morgan den ganzen Vormittag in seiner
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