Das Reisebureau Thompson und Comp.
Preis, den alle zahlen, denke ich, antwortete Thompson schon etwas ängstlich.
– Ja, das hat so seine Schwierigkeiten, entgegnete Baker mit dem Tone eines Biedermannes, da wir keinen Tarif haben. So wie Sie uns hier sehen, bilden wir eine Gesellschaft auf Gegenseitigkeit, eine Kooperativgenossenschaft, wie man das nennt, bei der jeder seinen Anteil eingezahlt hat. Sie aber, Sie sind ein Fremder. Für Sie müssen wir erst einen besonderen Tarif festsetzen, und das ist eine heikle Sache.
– Es will mir jedoch scheinen, murmelte Thompson, ja, es scheint mir, als ob sechs Pfund…
– O, das wäre sehr wenig, fiel Baker nachdenklich ein.
– Also zehn Pfund…
– Hm! machte Baker.
– Zwanzig Pfund… dreißig Pfund…«
Baker schüttelte den Kopf und schien wirklich bekümmert zu sein, diese so verführerischen Angebote zurückzuweisen.
»Nun dann vierzig Pfund, preßte Thompson mit Mühe hervor, ebensoviel, wie ich von Ihnen verlangt habe für die ganze Reise…
– Bis zum Grünen Vorgebirge, und das obendrein gegen meinen Willen, sagte Baker, aus dessen Augen eine teuflische Malice leuchtete. Gut, lassen wir’s bei vierzig Pfund bewenden. Eigentlich ist das nicht genug, ich tue damit Unrecht. Doch… na ja, der Kuckuck soll mich holen, wenn ich Ihnen etwas abschlagen kann. Wollen Sie die Summe gefälligst entrichten?«
Seufzend fügte sich Thompson dem Verlangen und entnahm seiner Geldkatze die betreffende Anzahl Banknoten, die Baker zweimal mit wunderbarer Frechheit durchzählte.
»Stimmt… es stimmt, ich erkenne das an. Daran ist ja übrigens nichts Außergewöhnliches,« bemerkte er noch, als er seinem Passagier schon den Rücken zukehrte, während dieser sich beeilte, einen Platz im allgemeinen Schlafraum zu belegen.
Während dieser Verhandlung hatte die »Santa-Maria« Segel beigesetzt und den Anker an Bord genommen. Um ein Uhr nachts verließ sie, von günstigem Ostwinde getrieben, ohne Hindernisse zu finden oder angehalten zu werden, die Bai von La Praya. Vor ihrem Bug lag bald das offne Meer, auf das sie hinaussteuerte.
Die Passagiere suchten jetzt einer nach dem andern ihre Lagerplätze auf. Als einer der ersten hatte sich Thompson auf einer Matratze ausgestreckt, die er sich gleich nach dem Eintreffen auf dem Schiffe gesichert hatte, und er war eben im Einschlafen, als er seine Schulter von einer Hand berührt fühlte, und als er ärgerlich die Augen aufschlug, sah er Baker über sich geneigt stehen.
»Was gibt es denn? fragte Thompson etwas schlaftrunken.
– Einen Irrtum, oder vielmehr ein Mißverständnis, lieber Herr. Es tut mir leid, Sie stören zu müssen, es ging aber nicht anders, als ich Sie unberechtigterweise auf dieser Matratze liegen sah.
– Ich habe doch, glaube ich, meinen Platz bezahlt! rief Thompson in recht schlechter Laune.
– Ihre Überfahrt, mein Bester, nur Ihre Überfahrt, berichtigte ihn Baker. Ich bediene mich Ihres eignen Ausdrucks. Wir wollen hier die Dinge nicht untereinandermengen. Überfahrt bedeutet noch nicht Platz. Ich bin nur verpflichtet, Sie zu transportieren, und das geschieht ja auch, doch Ihnen Nachtlager zu gewähren, das ist damit nicht gesagt. Die Matratzen sind in La Praya jetzt über die Maßen teuer, und wenn Sie diese hier benutzen wollen, so bin ich gezwungen, von Ihnen dafür eine kleine Nachzahlung zu verlangen.
– Das ist ja der reine Diebstahl! Ich bin in eine Halsabschneiderhöhle geraten! platzte Thompson heraus, während er sich zum Sitzen aufrichtete und hilflos die Blicke rund umherschweifen ließ. Und wieviel denken Sie von mir für die Erlaubnis, hier schlafen zu dürfen, noch zu erpressen?
– Es ist mir unmöglich, erwiderte Baker salbungsvoll, eine so höfliche Frage nicht mit den gewähltesten Ausdrücken zu beantworten. Wollen mal sehen… Nun ja… zur Not… ja, für zwei Pfund ist es mir möglich, Ihnen diese Matratze zu leihen. Das erscheint ein bißchen teuer, ich leugne es nicht, doch auf São-Thiago waren jetzt die Matratzen…«
Thompson zog die Schultern in die Höhe.
»Nun, die hier ist keine zwei Pfund wert. Doch gleichviel, ich werde auch diese zwei Pfund entrichten, doch wohlverstanden in der Hoffnung, dafür während der ganzen Überfahrt Frieden zu haben.
– Während der ganzen Überfahrt? Was denken Sie denn?… Während der ganzen Überfahrt! Mein Wort darauf, meine Herren, dieser seine Herr ist übergeschnappt, rief Baker, indem er die Arme gen Himmel erhob, und die andern Passagiere zu Zeugen
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